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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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war nicht verletzt, es war das Entsetzen, das ihr diese Haltung aufzwang.
     Hatte Alexander etwas geahnt?, fuhr es Wittiges durch den Kopf. Er sah sich nach Priscus um, seinem einzigen Vertrauten am Hof. Der Vicarius wechselte einen Blick mit Chilperich und hielt das Schwert in der Hand. War Chilperich auch bedroht worden? Um Charibert hatte sich ein Kordon seiner Leute gebildet, von dem gebrechlichen Mann war nichts zu sehen.
    Sigibert hob das Schwert hoch in die Luft, und allmählich kehrte Ruhe ein. Wenig später hatte sich die Halle geleert. Alle Westgoten, die noch lebten, waren arretiert worden, Wittiges war der Einzige, dem man nicht die Hände gebunden hatte. Aber er wurde von zwei fränkischen Kriegern bewacht und durfte sich nicht von der Stelle rühren. Erst nach zwei Stunden kam Gogo und nahm ihn mit. Stumm führte er ihn in ein Gemach, in dem ihn Sigibert erwartete.
    Der König hatte den Mantel aus golddurchwirktem Stoff und den Stirnreif abgelegt, aber er trug noch den Handgelenksring und die Kette mit dem Stierkopfamulett. Breitbeinig und vor sich hin brütend saß er auf einem Faltstuhl. Als Gogo mit Wittiges eintrat, blickte er auf und bedeutete den beiden, sich Schemel zu nehmen und zu setzen.
    „Was sagst du zu dem Anschlag? Wer steckt dahinter?“ wandte er sich an Wittiges.
    Wittiges zuckte die Schultern. „Da fragst du den Falschen. Der Angriff hat mich genauso überrascht wie dich.“
    Sigibert stützte einen Ellbogen auf den Tisch neben sich. „Du hast deine Überraschung aber sehr gut gemeistert. Reagierst du immer so schnell?“ Eindeutig klang Misstrauen aus der Frage.
    Wittiges fühlte sich aus mehreren Gründen äußerst unwohl. Zum einen hatte ihn die tollkühne Attacke gegen den König im Thronsaal inmitten seiner Leute erschüttert. Die beiden Angreifer hätten doch niemals damit rechnen können, heil davonzukommen. Es sei denn, sie hatten mit Unterstützung gerechnet. Bloß von wem? Darüber hatte er sich bereits den Kopf zerbrochen, war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Wer wollte Sigibert umbringen? Athanagild, der Vater seiner neuen Gemahlin? Welchen Sinn sollte das haben? Westgotische Adlige, die mit der Bündnispolitik ihres Königs nicht einverstanden waren? Möglich. Auf alle Fälle waren die Attentäter Westgoten, daran bestand kein Zweifel. Wie sah daher die Sache für ihn, Wittiges, aus? Letztens machte ihn sein geheimes Wissen befangen. Es fiel ihm schwer, dem Mann ins Gesicht zu sehen, mit dessen Frau er geschlafen hatte.
    „Ehrlich gesagt, weiß ich kaum, was ich überhaupt getan hab. Der Mann vor mir machte eine Bewegung, und ich hatte gerade erst die Spitze seines Dolchs gesehen, als...“ Wittiges verstummte unglücklich.
    „Du hast nicht nachgedacht, sondern gehandelt.“ Sigiberts Miene war immer noch düster und abweisend. „Vielleicht hättest du anders reagiert, wenn du nachgedacht hättest. Du bist mit den Männern, die mich angegriffen haben, aus Toledo gekommen. Du musst etwas über sie wissen.“
    Wittiges war diese Unterredung bereits leid. Sie führte zu nichts, das war abzusehen. Als Westgote hatte er durch den Vorfall im Thronsaal einen Makel erhalten, den er nicht mehr loswerden würde. Wut über dieses Verhängnis rumorte in ihm ebenso wie Selbstmitleid. Das hier war nicht gerecht.
    „Ich kannte die Männer kaum. Sie nicht und die anderen auch nicht. Wir hatten nicht sehr viel miteinander zu tun.“ Vor allem wegen Alexander, ging ihm auf. Wenn er ihn nicht am Hals gehabt hätte, hätte er sich auf der Reise vielleicht mit einigen der Männer angefreundet und abends mit ihnen gezecht. „Ich war erst seit drei Wochen in Toledo, als ich mich dem Gefolge deiner Gemahlin anschloss.“
    „Warum hast du das getan?“ Sigibert sah ihm starr in die Augen.
    Wittiges überlief es heiß. Wie lange würde er diesem durchdringenden Blick standhalten, ohne sich zu verraten?
    „Nun?“
    In Wittiges’ Hirn herrschte Wirrwarr. In äußerster Qual sah er auf seine Stiefel hinab. Es gab nur eine ehrliche Antwort auf die Frage. „Ich wollte weg. Es gefiel mir nicht in Toledo“, sagte er ausweichend. Ruckhaft hob er den Kopf.
    Gogo lachte dröhnend. „Ich hab dir gesagt, er ist ein Abenteurer, ein junger Dachs mit Flausen im Hirn.“
    Sigibert verzog keine Miene. „Woher kommst du? Und was willst du hier?“
    „Was hast du mit den übrigen Westgoten vor?“, brach es plötzlich aus Wittiges heraus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch jemand außer

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