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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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widerwillig, als gäben sie nur ungern den Inhalt preis.
    Sigibert ließ sich Zeit.
    Das Wühlen im Schatz war die Belohnung für ein Jahr quälende Taktiererei und ungewisse Verhandlungen. Guntram hatte sich entschieden gegen die Heirat gestellt, und er hatte erst mit der Garantieerklärung beschwichtigt werden müssen, dass Sigibert nicht daran dachte, mit Hilfe seiner neuen Verbündeten Burgund zu überfallen. Sigibert liebte Gold. Gold verlieh Macht und Ansehen. Es war ihm eine Freude, das Gewicht silberner Schüsseln in der Hand zu spüren, funkelnde Juwelen auf Prunkwaffen zu zählen und Gold Solidi durch die Finger gleiten zu lassen. Athanagild hatte seine Tochter reich, sehr reich ausgestattet. Was bedeutete schon Land? Land nagelte seinen Eigentümer fest. Einen Schatz konnte man stets mit sich führen. Gold war eine Offenbarung. Mit Gold ließ sich Macht darstellen, mit Land nicht.
    Sigibert runzelte die Stirn. „Was befand sich in dem Wagen, der geraubt wurde?“
    „Tafelgeschirr.“ Gogo verschwieg, dass es sich um goldenes Tafelgeschirr handelte, er wusste, dass Sigibert außer sich geraten würde, erführe er davon.
    „Ärgerlich“, murmelte dieser. Mit einer Armbewegung umfasste er Kisten und Truhen. „Wir könnten mehr davon gebrauchen. Meine Krieger erwarten Geschenke von mir, und solange ich ihnen keinen Beutekrieg biete, muss ich meine Schätze angreifen.“ Er griff nach einem Henkelpokal und strich über die polierte Wandung.
    „Was ist mit den Awaren im Osten?“, erkundigte sich Gogo.
    „Sind im Augenblick ruhig, wie mir meine Späher berichteten, aber ich traue dem Frieden nicht. Wenn wir gegen sie ziehen müssen, dann, um unsere Haut zu verteidigen. Ich glaube nicht, dass dabei viel Beute herausspringt.“
    „Wenn du glaubst, es kommt zum Krieg, verhandle vorher mit Guntram, beteilige ihn an den Kriegskosten. Schließlich profitiert er von der Verteidigung der Grenzen.“
    Erstaunt hob Sigibert den Kopf. „Eine gute Idee. Aber jetzt erzähl mir von der jüngsten Tochter Athanagilds. Wie ist sie? Oder lohnt es sich nicht, über sie nachzudenken?“ Er legte den Pokal zurück und nahm dafür eine flache Schale mit umlaufendem Weinlaubmuster in die Hand. „Ich hätte gern noch so einen Schatz.“
    Gogo schüttelte den Kopf. „Ich habe das Mädchen nicht gesehen und nur gehört, dass sie Brunichild ähnelt, was immer das heißen mag.“
    „Was immer das heißen mag“, wiederholte Sigibert nachdenklich. „Was meinst du -, wer steckt hinter dem Anschlag in der Thronhalle?“
    Gogos Miene verfinsterte sich schlagartig. „Jemand, dem es nicht gefällt, dass du mit deiner Heirat Aussicht auf legitime Erben hast. Wir haben alle Westgoten, die noch am Leben sind, eingehend und unter Androhung der Folter befragt. Sie wissen nichts. Das habe ich mir vorher schon gedacht. Es ist ausgeschlossen, dass Athanagild oder einer seiner Brüder hinter dem Anschlag steckt. Das ergäbe keinen Sinn. Wir müssen hier nach dem Schuldigen suchen.“
    „Ja, ich weiß.“ Sigibert klappte die Truhe zu. „Ich wollte nur deine Bestätigung hören. Wir müssen Briefe schreiben, um Athanagild die Sache zu erklären, und wir werden Wergeld für die unschuldigen unter den getöteten Westgoten bezahlen. Für jeden mindesten achthundert.“
    „Das wären zweihundert mehr, als für einen deiner Anstrustiones fällig wären.“
    „Sicher, aber Knauserigkeit wäre uns nicht dienlich. Und jetzt lass uns gehen. Meine Königin wartet.“
    2
    Brunichild hatte eine anstrengende Nacht hinter sich und hätte gern weitergeschlafen, wenn nicht ein Grunzen sie geweckt hätte. Sigibert war offenbar ein Frühaufsteher. Das Licht hatte noch den blassen, kalten Schimmer des ganz frühen Morgens. Und doch beugte sich ihr Gatte bereits nackt über eine Schüssel und klatschte sich Wasser ins Gesicht. Ungeniert betrachtete Brunichild den breiten Rücken, den genau wie die Brust ein paar Narben verunstalteten, das muskulöse Gesäß und die haarigen Waden. Und zwischen den Beinen erahnte sie etwas, das sie schaudern ließ und Erinnerungen an die Nacht hervorrief. Und den Wunsch, dass Sigibert sich umdrehte und sie endlich bei Tageslicht sah, was er sie die halbe Nacht hatte spüren lassen. Sie schob das Laken nach unten, atmete tief ein und seufzend wieder aus. Hoffentlich musste sie das nicht jede Nacht durchmachen. Behutsam strich sie sich über die linke Brust, zuckte zusammen und beäugte die Spuren, die Sigiberts Zähne

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