Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
ein, dass es das gebrochene war. Aber Alexander zuckte nicht einmal zusammen. „Schluss mit dem Getue!“, rief Wittiges unbeherrscht. „Entweder ihr sagt, was ihr wirklich wollt und denkt, oder ich lasse euch hinauswerfen.“
Pontus setzte den Becher hart auf den Tisch und stand auf. „Er lässt uns hinauswerfen! Er ist so vornehm geworden, dass er es nicht einmal selbst täte! Es hat keinen Zweck. Er ist zu einem Hohlkopf verkommen wie alle anderen. Nur Muskeln, kein Hirn. Und schlechte Manieren obendrein. Komm Alexander, wir verschwenden nur unsere Zeit.“
Beschämt ließ Wittiges Alexander los und schaute zu ihm auf.
„Entschuldige, entschuldigt beide. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.“ Er schlug die Hände vors Gesicht und verharrte so eine Weile. Niemand sagte etwas, aber die beiden verließen ihn auch nicht. Sie waren noch da, als er endlich die Hände herabnahm. „Wisst ihr, es kommt mir so vor, als saugte mich ein großes schwarzes Loch ein, sobald ich mir nur einen Moment Ruhe gönne.“
Die beiden schwiegen beharrlich. „Also, was nun? Was habt ihr wirklich vor? Sagt es mir.“
Pontus räusperte sich, bediente sich erst einmal mit Wein, suchte sich eine bequemere Sitzgelegenheit und schaute sich in dem Gemach angelegentlich um. Bestickte Wandbehänge schmückten das Zimmer, und es war mit reichlich mit Möbeln ausgestattet: eine Liege, ein breites Bett, Tisch und Stühle, eine Truhe mit Eisenbeschlägen. An ein paar Wandhaken hing Wittiges Garderobe: ein neuer Mantel aus wertvoller, weicher Wolle, bunte fränkische Hosen und mehrere Tuniken. Auf dem Bett lagen achtlos hingeworfen einige große, eher protzige Silberfibeln. Auf einer Bank am Fenster hatte Wittiges seine Waffen abgelegt. Zu den alten Stücken waren neue dazugekommen, als wichtigstes ein großer Schild. Nicht alles hatte er gekauft, sondern vieles geschenkt bekommen -, von Priscus, Gogo und seinen neuen Gefährten.
„Hübsch hast du es hier. Ehrlich, wir freuen uns, wenn es dir gut geht. Glaub es uns. Wir wissen, dass du von Haus aus ein Edelmann bist und endlich ein standesgemäßes Leben führst. Es ist nur so, dass auch wir eine Aufgabe brauchen. Mit dem Purpur ist in Metz leider nichts anzufangen, oder wir haben noch nicht die richtigen Kontakte geknüpft. Und da ist noch das Land, das dir der König geschenkt hat. Das wollen wir uns ansehen. Wir reisen nach Reims und versuchen, dort etwas auf die Beine zu stellen. Reims ist der eigentliche Königsitz, dort müssten Abnehmer für den Purpur zu finden sein. Von irgendwoher kommen doch all diese Gewänder mit den breiten Purpursäumen.“
„Wärst du damit einverstanden?“, fragte Alexander leise.
Wittiges fühlte sich zutiefst beschämt. Sie wollten es ihm leicht machen. Er durfte sein höfisches Leben weiterführen, und sie würden sich ohne Groll von ihm trennen. „Lasst uns essen, ja?“, flehte er. „Ich hab doch nicht für mich allein auftischen lassen. Bitte! Und wir müssen über alles ausführlich reden. Den Plan mit Reims finde ich gar nicht so übel.“
Pontus ließ sich kein weiteres Mal bitten. Zu lange für seinen Geschmack hatte er bereits seinen Appetit gezügelt. „Ich hab’s dir gesagt“, wandte er sich triumphierend an Alexander. „Seine neuen Genossen haben noch nicht jeden Funken Verstand aus ihm herausgeprügelt.“
Wittiges fing Alexanders Blick auf und hielt ihn fest. Schließlich nickte der Freund und lächelte unmerklich. Was immer es zu verzeihen gab, es war verziehen und vergessen. Jetzt konnten sie sich wirklich zu Tisch setzen und das Mahl miteinander teilen. Sie besprachen alles in Ruhe, auch die nicht sonderlich günstige finanzielle Lage. Nach einigem Suchen förderte Wittiges fünf Solidi zutage und überreichte sie den beiden als Reisegeld. Sie sollten sich ein Bild von seinem neuen Eigentum machen und ihn durch einen Boten über alles unterrichten.
„Was ist mit deiner Ehefrau?“, erkundigte sich Pontus und zwinkerte anzüglich. „Sollen wir sie mitnehmen? Oder kann Brunichild nicht auf sie verzichten?“
Wittiges zuckte zusammen. Seine Ehe bestand nach wie vor nur pro forma. Und sobald er daran dachte, überfielen ihn Hilflosigkeit und Zorn. Doch er wusste nicht, wie er etwas ändern sollte. Aletha hatte eine Fassade aufgebaut, hinter der es nichts als Leere gab. Sie besuchte ihn, sprach mit ihm, erkundigte sich nach seinem Wohlergehen und sorgte dafür, dass sie nie lange mit ihm allein blieb. Zweimal hatten Alexander
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