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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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schubste sie nicht allzu sanft in die richtige Richtung und fixierte wütend die Bauern. „Und ihr hört mir jetzt zu. Ich bin nicht Gozbert, ich hab nichts mit ihm und seiner Herrschaft über euch zu schaffen, ebenso wenig mit den Kriegen und den Verlusten der Vergangenheit. Jetzt bin ich hier der Herr. Ich gedenke, mich hier niederzulassen und genau so viel Schweiß und Mühe in dieses Land zu stecken wie ihr. Ich habe euch nichts getan, und doch kommt ihr her und bedroht mich. Was seid ihr nur für ein barbarisches, hinterhältiges Pack! Ihr könnt wählen, jeder von euch. Ihr könnt euer Dorf verlassen und euch anderswo einen Platz suchen. Aber ihr könnt auch bleiben und nach Recht und Gesetz hier leben. Mit mir, auf meinem Land. Wenn ihr aber immer noch vorhabt, mich und meine beiden Gefolgsleute zu töten, gebe euch noch einmal zu bedenken, dass ihr nicht ungeschoren davonkommt. Ihr hättet eure Zukunft und die eurer Familien verspielt.“
    Es war ein atemloser Moment. Die Mienen der Männer waren zu Stein erstarrt, niemand regte sich, aber diese Reglosigkeit hatte etwas durch und durch Gefährliches. Es war, als lauerten die Männer auf ein Anzeichen von Schwäche, auf den entscheidenden Anstoß, der ihre mörderische Gewalt freisetzte. Wittiges wusste, dass die Aussichten für ihn und seine Gefährten denkbar schlecht waren. Alles, was sie bei einem Angriff tun konnten, war, sich bis zum letzten Atemzug zu wehren.
    Da legte Bauto ihm den Kopf auf die Schultern und schnaubte leise.
    „Vater, sieh!“ Arne zupfte den Schmied am Ärmel.
    Er habe ausgesehen wie ein Mann mit zwei Köpfen, berichtete Alexander später voller Staunen. Ein ganz unbeschreibliches Bild habe sich dargeboten, und bestimmt hätten die Männer so etwas noch nie erlebt. Ein Mann und ein Pferd, die eine mythische Einheit bildeten, etwas Heiliges wie aus jenen alten Zeiten, als Odin auf seinem Ross Sleipnir durch die Welten zog.
    Es folgten einige Momente verlegener Unentschlossenheit, Momente, in denen ihr Schicksal immer noch auf der Kippe stand, bis sich die alte Urschel Barchild wieder vordrängte. „Was ist jetzt mit dem Käse? Willst du ihn oder nicht?“, fragte sie ungeduldig und hielt Wittiges einen runden weißen Laib entgegen, der noch halb in ein schmuddeliges Tuch eingeschlagen war.
    „Warum nicht?“, murmelte Wittiges, brach ein Stückchen von dem bröckeligen Käse ab und kostete ihn. „Der ist gut“, stotterte er überrascht, „der ist sogar sehr gut.“ So gut wie der Ziegenkäse auf dem Gut meines Vaters, dachte er.
    Jemand lachte, und das Lachen flog von einem zum anderen, bis alle einstimmten. Danach kehrte wieder Ruhe ein. Noch viel zu viel von dem alten Misstrauen und der Abwehr blieben spürbar, aber die unmittelbare Gefahr für Wittiges und seine Freunde schien fürs Erste gebannt. Es wurde ein langer anstrengender Vormittag mit Verhandlungen, Beteuerungen und gegenseitigem Abtasten, das immer wieder von vorn anhob. Die Männer hatten ihren Stolz, jeder war nicht nur Bauer, sondern auch Krieger und wollte mit Achtung behandelt werden. Die Menschen hatten keine Sklavenseelen.
    Mittags aßen alle zusammen in dem engen Hof. Frauen schoben sich scheu zwischen die Männer, brachten Brot, Käse und Bier, und erst gegen Abend konnte Wittiges endlich aufatmen. Er hatte die Männer des Schmiededorfs für sich gewonnen. Einer nach dem anderen leistete ihm den Treueid.
    Als sie in der Abenddämmerung verschwunden waren, schlichen die beiden alten Sklaven und der Junge heran, der doch nicht Barchilds Enkel war. Seine Eltern, die als Leibeigene zum Gut gehört hatten, waren in den Kämpfen umgekommen.
    Wittiges war erschöpft. Wortkarg begrüßte er die Ankömmlinge und schickte sie nach einer kurzen Unterredung wieder fort. Er wollte sich später mit der Frage befassen, was sie ihm nutzen konnten. Der Junge, das hatte er gesehen, war einer von der mürrischen Sorte. Vielleicht sollte er ihn verkaufen.
    „Was meinst du, wie lange hält dieser Frieden?“, fragte Wittiges und fasste damit seine Bedenken zusammen.
    „Wie so vieles bleibt das abzuwarten“, antwortete Pontus und hielt Bauto, dem unangefochtenen Helden und Retter, ein Stück Brot hin, das dieser vorsichtig mit seinen kräftigen Zähnen entgegennahm. „Du kannst zufrieden sein. Für einen Tag hast du schon viel erreicht. Die Männer wissen nun, woran sie mit dir sind. Und wenn es uns gelingt, Geld aufzutreiben und Saatgut zu kaufen, werden sie dir einige der

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