Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
bestimmt nicht.“ Alexander machte keine Anstalten, zu gehen.
„Du könntest recht haben“, stimmte Pontus zu.
„Wovon redet ihr?“ Wittiges hatte das Gefühl, dass sich der Albtraum fortsetzte.
„Nun ja, ich denke, es geht um das kleine Mädchen. Um Viola“, antwortete Pontus.
„Wieso? Das verstehe ich nicht“, ächzte Wittiges.
„Ganz einfach. Barchild war dabei, als du dich mit der Kleinen beschäftigt hast. Und da hat sie gedacht, hinter deiner Anteilnahme verbirgt sich mehr als bloßes Wohlwollen.“
Wittiges stöhnte auf. „Sie ist zu mir gekommen, um ihre Enkelin vor mir zu retten? Sie dachte, ich hätte Lust, mir die Kleine ins Bett zu holen?“, fragte er ungläubig.
„Genau das“, erklärte Pontus ernst. „Denk an die Überfälle durch Chilperichs Horden und an das, was Karl darüber erzählt hat. Was meinst du, was die Alte miterlebt hat?“, fragte er grimmig.
„Mein Gott, steh mir bei!“ Wittiges legte sich zurück, zog die Decke bis zum Hals und schloss ganz fest die Augen.
8
Sigibert stank nicht mehr nach ranziger Butter, das verbuchte Brunichild als ersten Sieg der höheren Kultur, die sie vom Hof von Toledo mit nach Austrasien gebracht hatte. Ein leichter Sieg – im Nachhinein. Tatsächlich hatte sie ihn für ihre duftenden Salböle gewonnen, indem sie ihn am ganzen Körper damit massiert hatte. Als sie ihm eröffnete, dass sie nunmehr bereit sei, auch ihrerseits einen wichtigen Schritt zur Vollendung als fränkische Königin zu tun und seinen Glauben anzunehmen, umarmte er sie spontan und herzlich. Seine Augen glänzten feucht, so überwältigt war er.
„Ich wusste es“, murmelte er demütig in ihr hochgetürmtes, goldblondes Lockenhaar hinein, „ich war mir sicher, du erkennst von selbst, was richtig ist. Und ich verspreche dir die ergreifenste Feier, die man sich vorstellen kann. Selbstverständlich wird Bischof Vilicus deine Aufnahme zelebrieren. Sollen wir auch Bischof Nicetus von Trier einladen? Ich glaube, er wird dir gefallen, er steckt voller Witz. Aber vielleicht ist dann der Bischof von Metz beleidigt, weil er denkt, wir wollen ihm etwas wegnehmen. Wir werden sehen. Aber wir wollen deinen Entschluss sofort verkünden, und von meinem Gefolge sollen so viele wie möglich an der Feier teilnehmen. Ich kann dir nicht sagen, wie erleichtert ich bin und wie sehr von Freude und Stolz auf eine so kluge und weitsichtige Frau erfüllt.“
Jetzt war auch Brunichild überwältigt. Sanft machte sie sich von ihm los. „Ich wusste nicht, dass dir so viel daran liegt. Ich danke dir für deine liebevolle Geduld und für deine Rücksicht. Ja, lass es alle wissen, und alle sollen teilhaben an unserer Freude.“ Und ich selbst werde nach Toledo schreiben, fügte sie in Gedanken hinzu, an Vater sowieso, zur Vorsicht aber auch an Onkel Leovigild und an Gailswinth und ich bin sicher, dass aus einer zweiten fränkischen Hochzeit nichts wird. Leovigild wird sich so aufregen, dass er jeden fränkischen Gesandten, der im Auftrag seines Königs um Gailswinthas Hand bittet, zum Teufel schicken wird. Sie lächelte versonnen.
„Meinst du, Venantius könnte etwas dazu dichten?“, fragte sie schüchtern.
Sigibert lachte entzückt. „Aber sicher kann er das! Er giert danach, uns mit Gedichten zu beglücken.“ Er wurde etwas nachdenklich. „Ich bin froh, dass er bei uns ist. Er verleiht unserem Hof Glanz.“
Venantius war ein Glücksfall. Schon wegen seiner Heiterkeit, seiner Eloquenz, seiner offensichtlichen Freude am Hofleben. Ein Feinschmecker, ein Liebhaber des guten Lebens. Und Glanz war für alle fränkischen Könige ein Zauberwort, hatte Brunichild herausgefunden, und sie gedachte seine Macht zu nutzen, wo immer es sich anbot. Sie würde Sigibert schon noch nahebringen, das Glanz wesentlich besser wirkte, wenn er sich mit Eleganz und erlesenem Geschmack paarte.
„Wir sollten uns angewöhnen, jeden Tag bei der Abendtafel einem Versvortrag zu lauschen. Es gibt da so vieles zu entdecken. Alle die hervorragenden Poeten der Römer und Griechen und die Traktate der Kirchenlehrer, die uns erleuchten werden. Ich werde Venantius bitten, uns eine Liste zusammenzustellen und die Schriften zu besorgen. Sicher hat er genügend Verbindungen, um das zu bewerkstelligen. Und wir brauchen Musik, gute Musik. Schade, dass Alexander nicht hier ist und auftritt. Du würdest sofort merken, was ich meine.“ Und vielleicht würde die Musik und die Dichtung deine Leute davon abhalten, sich bis zum
Weitere Kostenlose Bücher