Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
deinen Urin zeigst, sage ich dir, ob es ein Junge wird. Ich hab mich noch nie geirrt, Herrin.“
Aletha legte erschrocken die Hand auf den Leib, schüttelte abwehrend den Kopf und wollte etwas erwidern, aber da betraten drei Männer den Hof, die Wittiges nicht kannte. Hinter ihnen tauchten Pontus und Alexander auf.
„Der Herr des Hauses ist wach!“ Pontus zwinkerte ihm zu.
„Ja, aber er scheint eine Menge verpasst zu haben. Wer seid ihr?“, wandte sich Wittiges knurrig an die Fremden. Sie waren schlicht gekleidet, aber gut bewaffnet.
„Das sind die Knechte, die mich herbegleitet haben“, erklärte Aletha ruhig. „Ich konnte mich schlecht allein auf den Weg machen. Du hättest es sicher nicht gewollt.“
„Sehr umsichtig von dir“, murmelte er nur. Was hatte die Alte gesagt?
„Ja, und es kommt noch viel besser“, erklärte Pontus grinsend und lud einen prall gefüllten Sack von der Schulter. Auch die Knechte trugen Säcke, die sie am Rand des trockenen Wasserbeckens abstellten. „Holt auch noch die anderen Vorräte“, wandte sich Pontus an die Männer, „und bringt die Pferde auf die Weide.“
Die Männer verschwanden, Wittiges wischte sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und beobachtete Barchild, die zusammen mit Viola die Reste des Feuers zusammenschob. Anscheinend wollte sie es neu entfachen. Gegen ein warmes Frühstück hatte er nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ein heftiger Hunger meldete sich.
„Klärt mich endlich auf. Wie kommt Aletha hierher, was sind das für Knechte und was enthalten diese Säcke?“
„Armer Kerl!“ Alexander klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter und tauschte einen verschwörerischen Blick mit Aletha, der Wittiges gegen den Strich ging. Unwillig schüttelte er die Hand ab.
„Da du nicht zurückgekommen bist, musste ich etwas unternehmen“, begann Aletha gelassen. Mit den Augen verfolgte sie, was die Alte trieb, und lächelte flüchtig dem Kind zu. „Ich habe einen der königlichen Palastverwalter aufgesucht und ihm mein Anliegen erklärt.“
„Und was genau war das?“, unterbrach Wittiges verwundert.
Aletha machte eine ärgerliche Handbewegung, und deshalb ließ er sie ausreden. „Als Anstrustio hast du ein Anrecht auf Schutz und Unterstützung. Deshalb hab ich um die Pferde und die Knechte gebeten und sie natürlich bekommen.“ Sie hob ihr rundes, weiches Kinn, um anzudeuten, wie selbstverständlich das für eine Dame von Rang war. Wittiges verkniff sich ein ungläubiges Grinsen.
„Natürlich“, murmelte er, „und was steckt in den ganzen Säcken?“ Gerade traten die Knechte wieder in den Hof und luden ihre Lasten ab.
„Ach das!“ Aletha winkte ab. „Ich habe mir gedacht, wenn ich euch finde, dann brauchen wir auch etwas zu essen und vielleicht etwas Bequemlichkeit für die Nacht.“ Jetzt schwankte ihre Stimme doch ein wenig und verriet, dass sich hinter ihrer selbstbewussten Pose Angst und Unsicherheit verbargen.
„Du hast so fest damit gerechnet, uns lebend und unverletzt anzutreffen, dass du den ganzen Kram hergeschleppt hast?“ Wittiges traute kaum seinen Ohren.
Alethas Blick flackerte. „Ich war in der Kirche und habe für euch gebetet. Auf einmal spürte ich, dass mich der Heilige erhört, und da überkam mich große Zuversicht. Ich wusste, ich finde euch.“
Etwas trieb Wittiges, auf sie zuzugehen und sie in die Arme zu schließen. Sie schmiegte sich an ihn, als wären ihre Selbstbeherrschung und dieser umwerfende Mut erst einmal aufgebraucht. In welcher Kirche ihre Erleuchtung wohl stattgefunden hatte?, fragte er sich. Und welcher Heilige war es wohl, der derartige Botschaften sandte? Wurden auch arianische Heilige bei den Franken verehrt?
Pontus kramte in den Säcken, während die Knechte sich die Beine vertraten.
„Lass das!“, sagte Wittiges scharf, als sein Gefolgsmann einen Schinken hochhielt und mit der anderen Hand nach einem Messer tastete. „Und ihr? Habt ihr die Pferde versorgt?“
Die Knechte nickten, rieben sich die Hände und starrten hungrig den Schinken an.
„Aletha“, fuhr Wittiges fort, „du bist die Hausherrin. Sieh zu, dass du Ordnung in die Vorräte bringst. Teil sie ein, oder Pontus hat bis heute Abend alles aufgefressen.“
Aletha wischte sich über die Augen und wurde ausgesprochen energisch. Sie nahm Pontus den Schinken ab und bestimmte eine der ungenutzten Kammern als Vorratsraum, ließ den kostbaren Proviant hineinschaffen und hatte bald schon für jeden, der noch herumlungerte,
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