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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Raumes und vielleicht noch darüber hinaus bis ins All, bis zu den Sternen ausdehnten. Eine nie gekannte Ergriffenheit befiel Wittiges, er fühlte sich hilflos und wie versetzt in ein anderes Sein, in dem alle Nichtigkeiten seines bisherigen Lebens verblassten und vergingen.
    Alexander hatte wie immer, wenn er sang, die Augen halb geschlossen. Er musste die Töne in seinem Innern hören, um sie nach draußen in eine feindliche und mitleidlose Welt zu schicken. Nur so konnte er singen. Er wusste, dass es genügend Leute am Hof gab, die seine Darbietung nicht mochten, sie war ihnen zu künstlich, zu raffiniert, zu sehr Zeichen einer überlegenen Kultur, die den Franken zeigte, dass sie noch Barbaren waren. Es war ein Wagnis, überhaupt aufzutreten. Jedesmal verging er vorher fast vor Angst. Ingomer und Falco hatten ihn bisher zwar in Ruhe gelassen -, wahrscheinlich weil sie wussten, wie sehr Sigibert Streit unter seinen Gefolgsleuten hasste und sie seinen Zorn nicht auf sich ziehen wollten -, aber das konnte sich ändern. Er wünschte sehnlichst, sich wieder auf Wittiges’ Gut verkriechen zu können.
    Nur zufällig bemerkte er Wittiges, der sich seinem Gesang völlig hingab. Eine heilige Inbrunst und tiefe Versunkenheit lagen auf seinem Gesicht. Dafür liebte ihn Alexander und sang nur noch für ihn. Voller Dankbarkeit, voller Hingabe an diesen Freund, der schon so viel für ihn getan hatte, obwohl er vieles nicht verstand. Wie seine Verbindung zu Aletha. Längst hätte er Wittiges die Wahrheit gestehen und ihn von seiner Eifersucht und seinem Misstrauen erlösen müssen. Nur -, was war die Wahrheit? Alexander merkte, wie ihm die Kontrolle über die Stimme entglitt und verbannte jeden Gedanken aus seinem Kopf. Es gab nur noch die Musik.
    Als der Gesang endete, saß Wittiges wie benommen da, dann hob er den Kopf und begegnete Brunichilds Blick. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte, und ein wildes Entsetzen zuckte darin auf. Als hätte sie einen Dämon entdeckt.
    Ihre Angst beleidigte Wittiges geradezu. Als ob die Königin von ihm etwas zu befürchten hätte! Am liebsten hätte er stracks den Saal verlassen, aber Sigibert winkte ihn zu sich. Brunichild starrte Wittiges abwehrend an, während ihm Sigibert laut zu seinem prächtigen Sohn gratulierte. „Du bist mir eine knappe Nasenlänge voraus“, dröhnte er und legte den Arm um seine Gemahlin. „Aber warte, bis mein Sohn geboren ist. Ich bin sicher, er wird Großes leisten.“
    Brunichild schwankte. Sie war totenblass geworden.
    „Man merkt, dass du den Umgang mit kleinen Kindern nicht gewohnt bist“, entgegnete Wittiges kühn. „Sie scheißen nur in die Windeln und krähen den ganzen Tag nach Futter.“
    Sigibert lachte, und die Umstehenden stimmten gutgelaunt mit ein. Von der anderen Seite trat Aletha unauffällig neben Brunichilds Stuhl und flüsterte ihr etwas zu. Ohne dass es allzu sehr auffiel, verließen die beiden Frauen den Saal. Wittiges war erleichtert.
    Einen Tag später erreichte den Hof die Nachricht vom Tod Childesinths, einer Tochter Chilperichs und Audoveras, und die Einladung zur feierlichen Beisetzung in Soissons. In aller Eile wurden die Vorbereitungen für die Reise getroffen. Der Einladung nicht Folge zu leisten, wäre ein Verstoß gegen Familienehre und Tradition gewesen. Brunichild hoffte darauf, dass ihr der Ortswechsel gut tun und sie von ihren quälenden Ängsten befreien würde. Wittiges schickte sie mit Sigiberts Billigung auf sein Gut zurück, ihr Gemahl war der Ansicht, dass einige zuverlässige Männer zur Wahrung der allgemeinen Sicherheit in Reims und Umgebung zurückbleiben sollten. Gogo blieb ebenfalls und überließ es Priscus, Sigiberts Gefolge anzuführen. Aber Aletha kam ohne Murren nach Reims mit, anscheinend fiel ihr eine längere Trennung von ihrem Kind nicht schwer.
    15
    Fredegund hatte die Herrschaft über den königlichen Haushalt in Soissons übernommen. Das erfuhr Brunichild gleich nach ihrer Ankunft. Audovera, hieß es, würde nach der Bestattung der jüngsten Tochter ihr Leben in einem Kloster beschließen und nicht länger Ehefrau und Königin sein. Chilperich billigte diesen Entschluss, auch wenn er darunter zu leiden schien.
    Ohne sich auf den gedämpften Ton im Haus einzulassen, gab sich Fredegund aufgeräumt und heiter und beriet sich voller Tatendrang mit dem Hausmeier Chilperichs über die Feierlichkeiten und die Unterbringung der zahlreichen Gäste, die sie wie eine Hausherrin empfing. Der

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