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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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bevorstehende Abschied Audoveras vom Hof, der sie so viele Jahre gedient hatte, machte sie nicht betroffen.
    „Ich halte nichts von Heuchelei“, gab sie unverblümt zu, als Brunichild sie darauf ansprach, „Audovera lebt schon so lange abseits, dass ihre Abwesenheit nicht weiter auffallen wird.“
    „Aber Chilperich wird sie vermissen“, warf Brunichild ein.
    Fredegunds Augen tanzten belustigt. „Ach was! Da ist doch nur noch Asche übrig. Nicht ein bisschen Glut. Er begehrt sie schon lange nicht mehr. Er achtet sie, - auf die kühle Art. Möchtest du nur geachtet werden?“ Sie schüttelte sich. „Ich bestimmt nicht. Ich wäre lieber tot, als so zu leben wie Audovera die letzten Jahre -, als Heilige ohne Heiligenschein.“ Fredegund hatte ein Kind dabei, ein kleines Mädchen, das sich an ihre Röcke klammerte. Ein vielleicht zwei Jahre alter Fratz mit Schmollmund und rotem Haar.
    „Und wer ist das?“
    „Meine Tochter Rigunth, ein lästiges kleines Ungeheuer.“
    „Du hast eine Tochter?“
    „Du tust so, als ob das etwas Besonderes wäre.“
     „Du hast nie etwas von einem Ehemann erzählt“, murmelte Brunichild unbehaglich.
    „Nein.“ Fredegund weidete sich an ihrer Verlegenheit. „Und ich tu’s auch jetzt nicht. Entschuldige, aber ich muss mich noch mit den Köchen zanken. Wenn ich sie nicht zurechtstauche, wird das Essen ungenießbar, und ich hab Chilperichs schlechte Laune zu ertragen.“ Sie hob das Kind auf die Hüfte und eilte davon. Danach ergab sich kein zweites vertrauliches Gespräch. Neugierig geworden, versuchte Brunichild Sidonia auszuhorchen, aber sie konnte ihr nicht sagen, wer der Vater des Kindes war.
    Bei den Trauerfeierlichkeiten wurde endlos gebetet, und das Geheul der Klageweiber drang allen durch Mark und Bein. Chilperich dankte seinen Brüdern warm für ihre Anteilnahme und dass keiner von ihnen die Mühen der Reise gescheut hatte. Ein großer Trost waren ihm auch die Kinder, die ihm geblieben waren, allen voran seine drei erwachsenen Söhne. Merowech war seinem Vater am ähnlichsten, und es versetzte Brunichild geradezu einen Stich, als sie ihn zum ersten Mal erblickte.
    Das Wiedersehen mit Chilperich wühlte sie nicht so auf, wie sie erwartet hatte. Allerdings gab es auch nur einen förmlichen Austausch von Freundlichkeiten, wie sie zwischen Verwandten unter solchen traurigen Umständen üblich waren.
    Die Kathedrale lag gleich neben dem Palast. Hier war auch König Chlothar bestattet. Sigibert plante, die Kirche auf eigene Kosten zu vergrößern, um seinem Vater eine würdigere letzte Ruhestätte zu geben – falls Chilperich sich einverstanden erklärte. Das Gespräch darüber stand noch aus. Brunichild mochte die Kirche, wie sie war. Ein Zufluchtsort, den sie am Tag nach der Beerdigung ohne Begleitung aufsuchte, um dem Gewimmel am Hof zu entkommen.
    Die Wände waren dick, und die Fenster ließen nur wenig Licht herein. Eine düstere Gottesburg. Brunichild kniete vor einer roh aus Holz geschnitzten Statue des Erlösers, als sie merkte, dass sie nicht mehr allein war. Da lehnte jemand an der Wand, eine in der Dunkelheit unkenntliche Gestalt, von der eine unbestimmte Bedrohung ausging.
    „Warum musste es so kommen? Warum hattest du kein Vertrauen zu mir?“, flüsterte eine Stimme.
    Wer sprach da zu ihr?
    „Habe ich nicht immer wieder beteuert, wie sehr ich dich liebe? Hättest du doch nur mehr Mut gehabt. Was hätte ich noch tun sollen, um dich für mich zu gewinnen? Wären die Dinge anders gelaufen, hätte ich dich zu meiner Königin gemacht. Ich ging jedes Wagnis für dich ein, aber es war umsonst.“
    Trotz der warmen Oktobersonne draußen strahlten die Mauern eine Grabeskälte aus, die Brunichild in die Glieder kroch. Sie zitterte. Lange würde sie es hier nicht mehr aushalten. Die Knie schmerzten, und sie wäre längst aufgestanden, aber die Stimme bannte sie.
    „Du hättest unser aller Schicksal wenden können. Aber du hast nur mit mir herumgetändelt. Dich an den falschen Mann verschwendet. Dafür wirst du zahlen müssen. Wir alle werden einen hohen Preis dafür zahlen, dass du mich verraten hast.“ 
    Brunichild fuhr sich mit der Zunge über die rau gewordenen Lippen. „Du hast das Gedicht abgeschrieben, dir nicht einmal die Mühe gemacht, selbst zu dichten. Schönes Wagnis, mir einen Brief ohne Anrede und Unterschrift zu übergeben“, sagte sie laut. Aber das Gedicht hatte er sicher nicht gemeint, als er von Wagnis sprach. Schon lange hatte sie nicht mehr

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