Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
worden war. Aus einer Tonröhre plätscherte Wasser in ein längliches Steinbecken und erzeugte ein wundervoll friedliches Geräusch. In einem der Beete blühte noch ein duftender Rosenbusch.
„Pontus? Schläfst du im Sitzen?“
Langsam wandte Pontus den Kopf und äugte zu ihm herüber. „Du kommst drei Tage zu spät.“
„Nur zwei!“ Dann ging Wittiges auf, dass Pontus etwas anderes als die Überschreitung der vereinbarten Abwesenheit meinte. Er sprang über die Hecken und riss Pontus von seinem Sitz hoch. „Das Kind!“
Pontus nickte ernst. „Es ist da“, sagte er ruhig, aber plötzlich strahlte er über das ganze breite Bauerngesicht. „Du hast einen Sohn! Einen prächtigen Sohn! Könnte nicht kräftiger und hübscher sein. Ich hab ihn gestern getauft!“
Wittiges ließ sich auf die Bank sinken. „Wie geht es Aletha?“ Da war ein Gedanke, den er hartnäckig zurückdrängen musste. Sein Sohn? Wusste Pontus, wie falsch diese Annahme war?
Pontus Strahlen verblasste. Er setzte sich neben ihn und starrte nun auch in den Garten. „Mit den jungen Müttern, vor allem mit denen, die zum ersten Mal gebären, ist das so eine Sache. Aber das gibt sich wieder.“
„Pontus, rede nicht drum herum. Was ist passiert? Und was fällt dir ein, das Kind zu taufen? Du musst ihm dabei ja auch einen Namen gegeben haben. Meinst du nicht, das sei meine Sache gewesen?“, fragte er, sorgsam seine Worte wählend.
„Du wirst mit dem Namen zufrieden sein. Ich hab ihn auf den Namen Felix getauft, weil ich sicher bin, dass er ein glücklicher Mensch wird. Er hat die richtigen Eltern dazu. Felix - und nach seinem Vater Wittiges. Willst du ihn nicht begrüßen? Und die anderen? Was sitzt du hier noch herum?“
Es war eine klare Aufforderung, und Wittiges kam ihr etwas ungelenk nach. Zumindest stand er auf. „Ist Alexander hier?“
„Nein, er ist in Reims. Brunichild will ihn dort haben. Hast du gewusst, dass er sich mit diesem Dichter befreundet hat? Venantius Irgendwer. Der hat ihn dazu überredet, wieder aufzutreten.“
„Als Musiker?“ Wittiges erinnerte sich, Venantius schon einmal im Gespräch mit Alexander gesehen zu haben, aber dass sich daraus eine Freundschaft ergeben haben sollte, überraschte ihn. Dabei war es naheliegend. Beide hatten sich den hochgeistigen Dingen verschrieben, und nun schien Alexander seine alte Berufung wiedergefunden zu haben. Erstaunt stellte Wittiges fest, dass ihn das kränkte.
„Zwei Tage nachdem du weg warst, kam dieser Dichter und erklärte, die Königin brauche eine Aufmunterung. Es geht ihr nicht besonders gut. Deshalb musste Alexander mitkommen.“
Wittiges wedelte mit einer Hand durch die Luft, als ob er Spinnweben zerreißen wollte. Brunichild ging es schlecht? Langsam tauchte ihr Bild vor ihm auf, aber bevor es Schärfe entwickeln und verschüttete Gefühle wachrufen konnte, stupste ihn Pontus an.
„Jetzt geh“, sagte er mahnend. „Sonst komm ich noch auf den Gedanken, dass dir an deinem Sohn und deiner Frau nichts liegt.“
Wittiges stolperte durch die Beete auf das Haus zu.
Viel Erfahrung mit Neugeborenen hatte er ja nicht. Aber dass dies ein wunderbares Kind war, erkannte er sofort. Es schlief, die Fäustchen geballt, das Gesicht hochrot, aber nicht mehr schrumpelig. Ein Wunder der Vollkommenheit. Ohne zu zögern, nahm er es aus dem Bettchen und hielt es in den Armen. Eine überwältigende Freude überkam ihn, und alle bangen und verstörenden Fragen fanden eine einzige stichhaltige Antwort: Ja, dies war sein Sohn. Niemand sollte ihm das Kind streitig machen, das als erstes auf seinem Land geboren worden war. Hier, in diesem Moment, ernannte er sich zum Vater des Jungen. Er floss über vor Liebe zu diesem Kind. Sie füllte ihn bis zum Rand, und endlich riss er den Blick los und ließ ihn zum großen Bett hinüber schweifen.
Aletha schlief. Das hatte er bereits beim Eintreten in das geräumige Zimmer gesehen, vor dessen Fenstern jetzt helle Wollvorhänge das hereinfallende Licht filterten. Ein sanfter Schimmer umfloss das Bett und die Frau, deren üppiges braunes Haar auf dem Kissen ausgebreitet lag. Mit dem Kind im Arm trat Wittiges näher. Als ob seine Schritte sie geweckt hätten, wandte sich Aletha um und öffnete die Augen. Glanzlose Augen, aus denen ihm keine Freude entgegenleuchtete. Sie starrte nur ihn und das Kind an und drehte sich wieder weg.
„Aletha?“, fragte er bang und setzte sich auf die Bettkante. Der Kleine in seinem Arm regte sich und saugte
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