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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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ernst. Wenn sie wollte, konnte sie ihn jederzeit besänftigen. Aber das hatte sie nicht vor. Noch nicht, denn erst sollte er schmerzlich die Abhängigkeit von ihr spüren. Auf sich selbst war sie zornig. Brunichilds Leid machte sie hilflos, denn solche Schicksalsschläge rissen oft andere mit ins Unglück. Dabei sollte sie zusehen, dass sich ihre eigene Lage änderte, ehe sich Chilperich auf einen Plan besann, der ihrem zuwiderlief.
    Brunichild blieb nur so lange in Soissons, bis sie die Reise nach Reims wagen konnte. Es wurde eine traurige Heimkehr. Die Kunde vom Unglück war ihr vorausgeeilt, und so begegneten ihr die ersten Menschen an ihrem Hof mit Scheu und Unbehagen. Die missglückte Geburt war ein schlechtes Omen. Ihr Ruf als Königin, als Spenderin von Heil und Wohlstand, war beschädigt, das erkannte sie bald. Sie wusste, dass sie schrecklich aussah, aller Glanz, alle Hoheit waren verblasst. Vorerst wollte sie niemanden sehen und niemanden um sich haben. Aber Nanthild ließ sich nicht abweisen. Sie kam gleich nach der Ankunft zu ihr, ergriff ihre Hand und streichelte sie.
    „Es tut mir so leid“, sagte sie schlicht.
    Brunichild war überrascht. Unsicher sah sie die Hofdame an und begriff, dass Nanthild ihren Verlust wirklich verstand, auch alle Schuldgefühle, dieses wirre Knäuel, das ihren Geist so gefangen hielt, dass sie sich nur noch ungelenk bewegen konnte, eine Fremde im eigenen Körper. Nanthild hatte ihre Kinder verloren, und war nun eine Frau ohne Zukunft, abgeschnitten vom Leben. Und diese knöcherne, verwelkte Frau strahlte auf einmal eine tröstliche Wärme aus.
    In den folgenden Monaten lebte Brunichild sehr zurückgezogen. Sie blieb teilnahmslos, selbst der Gesang Alexanders vermochte sie nicht aufzuheitern, und deshalb erlaubte sie ihm, den Winter auf Wittiges’ Gut zu verbringen. Aber sie hatte Aletha gebeten, bei ihr zu bleiben, und diese kam der Bitte widerspruchslos nach. Erst nach einigen Wochen, als sie allmählich ins Leben zurückfand, fiel ihr das merkwürdige Verhalten ihrer Hofdame auf. „Was ist mit deinem Sohn?“, fragte sie, als Aletha ihr morgens das Haar zu einer Krone zu flechten versuchte.
    „Was soll mit ihm sein?“, nuschelte Aletha, den Mund voller Haarnadeln. Zweimal war sie kurz zu ihrem Kind gereist, aber nie länger als drei oder vier Tage fortgeblieben. Geschah das nur aus Sorge um ihre Herrin? Brunichild kamen Zweifel an dieser Ergebenheit, die etwas Unnatürliches hatte.
    „Ich denke, er braucht dich“, gab sie verärgert zurück.
    „Nein.“ Aletha spuckte die Haarnadeln in die Hand. „Dein Haar liegt nicht. Es ist wie ... wie ... altes Stroh.“
    Verdutzt äugte Brunichild in den polierten Bronzespiegel. In diesem Spiegel hatte ihre Haut immer einen warmen Honigton und ihr Haar einen Goldschimmer gezeigt. Nein, ihr Haar sah glanzlos wie Stroh aus. Sie riss Aletha den Kamm aus der Hand.
    „Ich spreche von deinem Sohn und du regst dich über mein Haar auf. Was soll das? Liebst du dein Kind so wenig?“
    „Was ist mit dir selbst?“ Alethas Gesicht erschien neben ihr im Spiegel. „Seit Wochen hast du an nichts mehr Interesse. Warum jetzt an meinem Sohn? Ihm geht es gut, er hat eine hervorragende Amme und einen liebevollen Vater.“
    Brunichild spürte, wie ihre Augen feucht wurden. „Ist er liebevoll? Wie seltsam.“
    Blitzartig überkamen Aletha Erinnerungen, verhuschte Bilder, die sie sofort wieder vergessen wollte. Sie durften ihr Leben nicht durcheinanderbringen. Kämpferisch richtete sie sich auf.
    „Daran ist nichts seltsam. Er hat das Kind als das seine angenommen und verhält sich entsprechend. Das ist alles. Ich gebe es auf für heute. Mit deinen Haaren ist nichts anzufangen, und warum soll ich mir damit Mühe geben? Solange du in diesen Säcken herumläufst, ist ohnehin alles vergebens.“
    Brunichild trug noch die gleichen Kleider wie in der Schwangerschaft, nur passten sie nicht mehr und schlotterten ihr am Körper.  „Du wirst unverschämt“, sagte sie schneidend. „Das dulde ich nicht.“
    „Ach ja? Aber ich soll deine Fragen, die voller Hintersinn sind, geduldig beantworten? Wieso?“
    „Weil du ...“ Brunichild hielt inne. „Wir streiten uns!“, rief sie überrascht.
    „Ja, das tun wir.“ Ungerührt nahm Aletha den Kamm an sich und drehte ihn in der Hand. „Es wird Zeit, dass dir jemand die Augen öffnet. Und hör auf zu jammern und dir selbst leidzutun.“
    Ihre Blicke begegneten sich wieder im Spiegel. Es war ein Moment

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