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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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den Arm. Neben ihm senkte ein Bogenschütze die Waffe. Wittiges duckte sich, und schirmte das Kind mit seinem Körper ab. Dann waren die Reiter heran, und Wittiges keuchte vor Erleichterung auf.
    „Gib mir den Jungen“, sagte Gogo. „Wie gut, dass dein seltsames Pferd schon aus der Entfernung zu erkennen ist. Komm her, Childebert.“ Wittiges reichte den Jungen hinauf. Gogo setzte ihn vor sich in den Sattel, der Kleine schmiegte sich vertrauensvoll an ihn, drehte sich aber so, dass er über den Fluss zum Palast sehen konnte. „Und Mutter?“
    „Ich kehre um und finde heraus, was mit der Königin und den Mädchen geschehen ist“, sagte Wittiges rasch.
    „Ich weiß nicht, ob das klug ist. Der Palast ist eingenommen“, warnte Gogo. „Dieser Anschlag war gut vorbereitet.“
    „Herzog!“ Einer der Männer deutete nach vorn. Dort führte die Brücke über den Fluss, und aus dieser Richtung tauchten Reiter auf.
    Gogo wendete sein Pferd. „Viel Glück, Wittiges.“
    Bauto schnaubte, aber Wittiges gab ihm einen Klaps aufs Hinterteil, der ihn in Bewegung setzte. Gehorsam folgte er Gogos Gruppe, während sich Wittiges geduckt zurück zum Ufer bewegte und ins Wasser eintauchte. Er kam unbeobachtet auf der anderen Seite an, bahnte sich seinen Weg durch das Ufergebüsch, schlich zum Palast und rief nach Brunichild, aber sie antwortete nicht. Leer wie tote Augen, verrieten die Fenster nicht, ob es dort oben noch Leben gab.
    Wittiges ging am Fuß der Palastmauern entlang und überlegt, wie er unerkannt in das Gebäude eindringen konnte. Um jeden Preis wollte er sich Gewissheit über Brunichilds Schicksal verschaffen. Er gelangte ungehindert in den Palasthof und wollte gerade in die Eingangshalle schlüpfen, da wurde er angehalten.
    „Wie schön, dich hier zu sehen“, sagte Priscus liebenswürdig. „Von allen Gefolgsleuten Sigiberts warst du mir immer der liebste.“ Ehe sich Wittiges versah, wurde er von zwei Kriegern gepackt und gefesselt, und Priscus befahl, ihn in das Verlies unter dem Palast zu sperren.
    Es musste ungefähr eine Woche vergangen sein – Wittiges konnte die Zeit nicht mehr genau bestimmen, da es in seinem Kerker ständig dunkel war, -  als Priscus endlich seinen Gefangenen besuchte.
    „Geht es dir gut?“, fragte er leutselig, als er mit einer Fackel in der Hand eintrat.
    Wittiges hätte Priscus nie der Grausamkeit für fähig gehalten, aber es konnte kein anderer gewesen sein, der den Wärtern aufgetragen hatte, den Gefangenen täglich zu verprügeln. Es gab keinen Körperteil mehr, der nicht schmerzte. Fußketten schränkten seine Bewegung ein, dennoch hatte er seine verletzten Muskeln täglich zu Übungen gezwungen, die die Schmerzen fast bis ins Unerträgliche steigerten. Aber wenigstens hatte er so nicht die Herrschaft über seine Glieder verloren.
    „Bestens“, knurrte Wittiges. Er saß an einer Innenwand, die nicht so rattenkalt wie die Außenwand war. „Und danke für die behagliche Unterkunft und die tägliche Unterhaltung. Ohne die wär’s hier langweilig.“
    Priscus nickte nur unbeeindruckt und ließ sich von einem Wärter einen Hocker bringen. Eine Weile starrte er seinen Gefangenen an, bis dieser die Augen schloss und zu schlafen vorgab. Wittiges, fand Priscus, war immer noch ein kalter Hund.
    „Hast du schon einmal daran gedacht, auf meine Seite zu wechseln?“
    Wittiges öffnete die Augen. Eins war beinahe zugeschwollen. „Ich bin kein Wendehals wie du“, bemerkte er.
    „Ich bin auch keiner“, sagte Priscus schlicht.
    „Was dann?“, fragte Wittiges ätzend.
    „Ich stand stets nur auf einer Seite“, bekannte Priscus ruhig, „und glaub mir, das war oft nicht leicht.“
    Nun zeigte sich Wittiges doch erstaunt. „Du warst schon immer ein Gefolgsmann Chilperichs? Schon in Toledo?“
    Schmal lächelnd nickte Priscus.
    Wittiges stöhnte auf. „Also doch! Du warst es, der meine Sache durchwühlt hat und die Schriftstücke, die Alexander betrafen, an sich genommen hat. Was hat es dir gebracht?“
    „Du weißt doch, als Spion sammelt man so viel Wissenswertes wie möglich.“ Priscus zuckte nachlässig die Schultern. „Nun ja, dieser Eunuch Alexander hatte für uns keine große Bedeutung, aber man kann ja nie wissen. Deine Frau Aletha allerdings ...“
    Wittiges wäre ihm gern an den Hals gefahren, sah aber ein, dass ihn nur kühle Selbstbeherrschung weiterbrachte. „Ich war dumm, ich wollte nicht glauben, was auf der Hand lag. Spätestens, seit ich diese Schriftrolle bei

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