Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
räusperte sich und stand auf. „Dann wäre auch das geklärt. Ich glaube, es wird Zeit, dass du dem Herrgott für deine Rettung und die deiner Lieben dankst, Wittiges. Komm mit, wir gehen in die Kapelle.“
Danach war Wittiges überhaupt nicht zumute. Sehnlichst wünschte er sich, ein Bad zu nehmen und ins Bett zu sinken – mit Aletha.
„Jetzt komm schon!“, verlangte Pontus unerbittlich. Mühsam kam Wittiges auf die Füße und schleppte sich hinter ihm her.
Die Kapelle, wie der Raum nun hieß, obwohl er nicht geweiht war, war von den Eindringlingen nicht angetastet worden. Hier hatte das Kreuz an der Wand ein Wunder gewirkt. Wittiges wollte vor dem Altar niederknien, aber Pontus winkte ihn zu sich heran und stemmte sich gegen den Altarstein. „Hilf mir!“, befahl er.
Der Stein knirschte ein bisschen.
Wittiges kam zögernd näher. „Was hast du vor?“
„Hilf mir, den Stein zu verrücken.“
„Wozu?“
„Tu’s einfach!“, knurrte Pontus ärgerlich. Also stemmten sie sich gemeinsam gegen den Stein, und er gab tatsächlich nach. Eine Öffnung erschien im Boden. Pontus bückte sich und zog einen schmutzig braunen Beutel heraus, in dem es klimperte und klirrte. Bedächtig schnürte er ihn auf. Inzwischen ganz Aufmerksamkeit, sah ihm Wittiges zu. Und dann ergoss sich ein Geldregen in seine rasch zur Schale geformten Hände.
„Wie viel? Und woher hast du das?“, fragte Wittiges überwältigt.
„Eins nach dem anderen. Erst gib mir die Solidi zurück.“ Sorgsam wurde der Beutel wieder verschnürt. „Beim letzten Zählen waren es dreihundert. Du hast mich doch zu deinem Verwalter bestellt. Ich denke, du weißt kaum, wie viel Geld du in den Jahren verdient hast, denn du hast es immer gleich wieder ausgegeben. Mir schien es ratsam, hier und da etwas abzuzweigen und für schlechte Zeiten aufzuheben. Und dieses Versteck hier ergab sich praktisch, als wir den Raum eingerichtet haben.“
Von draußen näherten sich Schritte. Ohne allzu große Eile legte Pontus den Beutel zurück und sie rückten den Altar wieder über das Loch im Boden. Als Alexander den Kopf zur Tür hereinsteckte, knieten die beiden Männer mit gesenkten Köpfen nebeneinander und murmelten ein Gebet.
„Ich hab’s dir doch gesagt“, meinte Aletha, „stör sie nicht.“
„Amen!“, sagte Pontus laut und erhob sich.
„Amen!“, sagte auch Wittiges. Alexander stürmte zu ihm, zog ihn auf die Füße und umarmte ihn. „Und herzlichen Glückwunsch, dass du wieder Vater wirst.“ Alexander schlug ihm auf die Schulter.
„Danke“, erwiderte Wittiges trocken.
Zerknirscht sah Alexander zu seiner Schwester. „Sag bloß, du hast es ihm noch nicht mitgeteilt?“
„Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu“, antwortete Aletha mit Würde.
„Wenn ihr uns bitte entschuldigen würdet?“, mischte sich Wittiges ein, trat neben sie und legte einen Arm um sie. „Ich möchte mit meiner Frau zusammen noch ein Gebet sprechen.“ Sobald er mit ihr allein war, küsste er sie leidenschaftlich. Das war auch ein Dankgebet, und er konnte gar nicht mehr von ihr lassen. Soviel hatte er ihr zu sagen, aber einerseits fehlten ihm die Worte und andererseits war dafür sicher später noch Zeit. Jetzt war es nur gut, sie im Arm zu halten und zu spüren, dass auch sie glücklich war.
„Dieses Kind“, begann er schließlich vorsichtig und berührte ihren Bauch.
„Was ist damit?“
„Willst du es überhaupt?“
Sie nickte ernsthaft. „Dieses und alle anderen, die noch kommen.“
Das reichte ihm als Antwort.
Es dauerte eineinhalb Jahre, bis der Plan, Brunichild zu befreien, weit genug gediehen war, um ihn auszuführen. Wittiges war einige Male als Händler unterwegs, und so gelang es ihm, die Festung von Rouen gründlich auszuspähen. In dieser Zeit hatte Chilperich alle seine alten Gebiete samt der Civitas von Paris fest in seine Hand gebracht, und niemand machte sie ihm streitig. In Reims hielt Gogo nur einen kleinen Hof für den Kindkönig, und seine größte Sorge galt der Sicherheit des Jungen. Wittiges war Vater einer Tochter geworden und darüber überglücklich. Jetzt war ein Bann gebrochen, und er war sicher, dass weitere Kinder kommen würden. Da sein Nachbar Theodo und seine Söhne nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren, übertrug Gogo im Namen des Königs seinen Hof auf ihn. Cniva bat ihn daraufhin, den Hof von ihm pachten zu dürfen. Außerdem wollte er Viola adoptieren. Längst hatte Wittiges dem Mädchen die Freiheit geschenkt. Er
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