Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

hätte sie gern bei sich behalten, gab sie aber doch in Cnivas Obhut und stimmte auch dem Pachtvertrag zu. Überraschend zog auch Alexander zu den beiden auf Theodos alten Hof.
    Im Frühjahr 577 gelang es Wittiges mit ein paar Mitverschworenen, Brunichild zur Flucht aus Rouen zu verhelfen. Chilperich hatte sie tatsächlich am Leben gelassen und sie sogar in nicht allzu strenger Haft gehalten. Nur deshalb gelang die Flucht.
    Die zwei Jahre hatten Brunichild verändert. Wittiges fuhr mit ihr in einem Boot die Küste entlang nach Norden, um ihre Spuren zu verwischen, während seine Helfer auf dem Landweg nach Reims zurückkehrten. Einige Tage war Wittiges mit ihr allein unterwegs, sie reisten als Ehepaar. Ihre Hauptsorge galt natürlich ihren Töchtern, aber Wittiges glaubte nicht, dass Chilperich die beiden noch behalten würde, wenn die Flucht der Mutter bekannt geworden war. Brunichild äußerte sich nicht weiter dazu. Sie gab sich so zurückhaltend, dass Wittiges nicht erahnen konnte, was in ihr vorging. Wahrscheinlich hatte sie den gewaltsamen Tod Sigiberts noch nicht verwunden und fragte sich, wie das Leben ohne ihn für sie weitergehen sollte. Auf jeden Fall wartete eine schwere Bürde auf sie. Er hätte sie gern getröstet, aber sie gab ihm keine Handhabe dazu. Erst als sie die Civitas von Reims erreicht hatten und es nicht mehr weit bis zur Stadt war, wurde sie gesprächiger.
    „Was hast du vor, wenn du mich zu meinem Sohn gebracht hast?“, erkundigte sie sich.
    Verwundert sah er sie an. Ihretwegen war er zwei Monate von zu Hause fort gewesen. „Mich in die Arbeit auf meinem Gut stürzen. Es ist Frühjahr, weißt du, was das für einen Landmann wie mich bedeutet?“ Er sehnte sich heim, dachte aber dabei keineswegs nur an die Arbeit. Nachdem er etwas vollbracht hatte, was ihm zwei Jahre lang keine Ruhe gelassen hatte, nämlich Brunichild aus den Fängen ihres Erzfeinds zu befreien, wollte er die Jahre auf Casa alba genießen, seine Freunde Cniva und Alexander besuchen, mit Pontus Wein trinken und mit ihm über Gott und die Welt streiten. Aber vor allem wollte er seine Kinder aufwachsen sehen und mit Aletha eine glückliche Ehe führen. Er wusste jetzt genau, dass er zu ihr gehörte. Brunichild war, obwohl sie neben ihm ritt, nur ein ferner Stern am Himmel. „Und du? Wirst du dir mit Herzog Gogo die Regierung teilen?“
    Brunichild lächelte ihn warm an. „Ja, und vor allem werde ich mich meinen Kindern widmen. Sie sollen in Sicherheit und Glück aufwachsen.“ Und nebenbei, dachte sie, werde ich dafür sorgen, dass Chilperich für alles büßt, was er mir angetan hat. Ich will immer noch seinen Kopf.

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