Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
diese Franken hier, und es waren doch zwei von ihnen, die ihm das Handgelenk gebrochen haben. Du willst doch um jeden Preis den Frieden wahren. Was aber geschieht, wenn einer von unseren Gästen herausfindet, wer Alexander wirklich ist? Ich kann nur hoffen, dass er es selbst nicht mehr weiß. Wir sollten ihn zur Vorsicht wegschicken. Franken und er – das gefällt mir nicht, und das sollte dir auch nicht gefallen.“
Athanagild entspannte sich ein wenig. „Ich sehe da keine Schwierigkeiten. An Aletheus erinnert sich niemand mehr. Er ist jetzt Alexander, der Musiker. Es war damals ein guter Gedanke von dir, ihn kastrieren zu lassen und ihm einen anderen Namen zu geben. Du hast ihn rechtzeitig in die richtigen Bahnen gelenkt. Er ist ein hervorragender Musiker geworden. Sei so gut: Vergiss die Vergangenheit.“
Es gab Wichtigeres zu bedenken. Vor Jahren hatte ihm ein Heer des oströmischen Kaisers geholfen, seinen Vorgänger zu entmachten und von einem Provinzfürsten zum Herrscher aller Westgoten aufzusteigen. Seitdem war er ein Verbündeter des Kaisers, der in ihm aber eher einen Vasallen sah. Und damit er dies nie vergaß, blieb ein Teil Südspaniens von Ostrom besetzt. Immer wieder hatte es Grenzstreitigkeiten gegeben und nun drohten neue. Er würde mit seinen Streitkräften nach Süden ziehen und Ordnung schaffen müssen.
„Wie du meinst.“ Zu Athanagilds Erleichterung erhob sich Goiswintha. „Und falls du dich noch über Cniva ärgerst, bedenke bitte: Er ist dir so treu ergeben wie kaum ein anderer bei Hof. Lass dich nicht davon täuschen, dass er dir zuweilen unbequem ist.“
„Also gut“, räumte der König mit einem entwaffnenden Lächeln ein, „ich verzeihe Cniva - für diesmal jedenfalls.“
„Und was ich noch sagen wollte“, fuhr Goiswintha auf dem Weg zur Tür fort, „erlaube Brunichild, die Pferde mitzunehmen. Das gäbe ihr Kraft, ihre Aufgabe bei den Franken zu meistern.“
„Welche Pferde?“
„Ihre Stute und das Füllen.“
Athanagilds Miene verschloss sich. „Ich werde unserer Tochter noch klar machen, wo ihre Pflichten liegen. Die Zeit der Albernheiten und der kindischen Einfälle ist vorbei“, beschied er seine Gattin ungnädig.
Für einen winzigen Augenblick glitt ein Anflug von Hass über Goiswinthas alternde Züge. Sie war sich nur allzu bewusst, dass sie Athanagild körperlich schon lange nicht mehr reizte, aber bisher hatte sie immer noch einen gewissen Einfluss auf ihn gehabt. Nun schien auch der zu schwinden.
Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, setzte sich Athanagild auf die Liege und klatschte in die Hände. Ein Sklave trat ein, den er mit einem eiligen Auftrag fortschickte. Dann lehnte er sich mit einem tiefen Atemzug zurück. Auch einem König sollten kleine Freuden erlaubt sein. Wie sonst sollte er die Kraft finden, seinem Land Frieden und Wohlstand zu erhalten und seine Grenzen zu schützen? Der Gedanke belustigte ihn und verlieh seiner Affäre mit der kleinen Aletha eine gewisse Würde. Das Mädchen hatte noch viel zu lernen, um das Vergnügen seines Herrn und Meisters zu steigern, und er würde sich dieser Aufgabe mit Hingabe widmen.
9
Innerhalb eines Tages erfuhr Wittiges’ Leben eine grundlegende Wende, und er erkannte, wie sehr ihm eine sinnvolle und befriedigende Tätigkeit gefehlt hatte. Alles ließ sich gut an. Mit Pferden war er schon immer zurechtgekommen, und die edlen Rosse der Franken waren eine Freude und eine Augenweide.
Den Respekt der Knechte errang er damit, dass er sich jedes Pferd gründlich ansah, und das hieß, er schaute ihnen ins Maul, prüfte die Beschaffenheit des Fells, tastete ihre Bäuche auf Verhärtungen ab, fuhr über jedes Bein und untersuchte die Hufe, - langsam und methodisch. Auf Herzog Gogos Rappen, ein durch Temperament und Größe Furcht einflößendes Biest, musste Wittiges lange einreden, bis er sich behutsam nähern konnte. Der Hengst litt an Hufrehe. Noch im Anfangsstadium, aber unverkennbar. Ein zweites Pferd war ebenfalls betroffen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, erkundigte sich Wittiges über die Fütterung und überhaupt die Haltung der Rosse in den königlichen Ställen und ergriff entsprechende Maßnahmen.
Als Herzog Gogo einen Tag später den Stall betrat, um sein Pferd für einen Ausritt satteln zu lassen, fand er den Hengst mit eingegipstem Huf vor, die Raufe voll altem Stroh.
Wütend packte Gogo einen der Knechte am Hals und schleuderte ihn quer durch den Stallgang. „Was geht hier
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