Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
vor? Wer ist für diesen Schabernack verantwortlich?“
„Ich“, rief Wittiges, und eilte heran, bevor der Herzog den Stallburschen noch einmal angreifen konnte. „Dein Pferd ist krank.“
„Unfug“, schnauzte Gogo und betrachtete ihn argwöhnisch. „Wer bist du?“ Offenbar erkannte er Wittiges nicht wieder.
Dieser dachte an die blauen Flecke, die sein Gesicht noch immer entstellten. „Ich bin der neue Stallmeister und verantwortlich für die Tiere, die in diesem Stall stehen, also auch für deinen Rappen. Er hat die Rehe. Zum Glück ist nur ein Huf befallen. Bis du die Heimreise antrittst, ist das Tier genesen“, erklärte er gelassen.
„Woher willst du Grünschnabel wissen, ob mein Pferd krank ist?“, fragte der Herzog lauernd.
Wittiges verstand die Frage als Prüfung. „Der Rappe hat erhöhten Pulsschlag, aber noch kein Fieber, und der eine Huf ist wärmer als der andere, das heißt, er war es, bevor wir ihn gestern in einen Eimer mit kaltem Wasser gestellt haben. Der Kronrand ist leicht geschwollen. Wie gesagt, die Krankheit ist im Anfangsstadium und noch gut heilbar.“
Der Herzog lachte rau. „Und als Gegenmaßnahme schmierst du ihm weißes Zeug auf den Huf. Was ist das?“
„Nur Gips. Der Huf ist durch die Rehe überaus empfindlich, daher der Gips. In zwei Tagen nehmen wir ihn ab. Und wie du siehst, haben wir als weitere Maßnahme den Rappen auf einen weicheren Untergrund aus dicker Streu gestellt.“
„Und dieses Stroh ist wohl übrig geblieben?“ Der Herzog deutete auf die Raufe. „Das stinkt ja schon!“
„Raufutter. Und es ist trocken.“
„Es ist alt!“
„Stimmt. Altes, trockenes Raufutter riecht muffig. In seinem gegenwärtigen Zustand ist es das Beste für den Hengst. Ich nehme an, die Rehe wurde durch zu gutes und reichliches Futter und zu wenig Bewegung ausgelöst“, erklärte Wittiges mit fester Stimme. Er ließ sich nicht anmerken, wie sehr seine Gelassenheit nur gespielt war.
Herzog Gogos einziges Auge blieb unverwandt auf ihn gerichtet. Sicher wusste der Mann, wie einschüchternd er wirkte. Er schwieg und die Stille dehnte sich ungemütlich aus, aber Wittiges schaffte es, weder seine entspannte Haltung aufzugeben noch den Blick zu senken. Möglicherweise gab es nicht allzu viele, die der durchdringenden Musterung des Herzogs lange standhielten.
Der Hengst, um den es ging, tappte hinkend an Wittiges heran und schob ihm von hinten schnobernd das Maul ans Ohr.
Auf einmal drückte Gogos Miene weniger Misstrauen und Zorn aus. „Er muss krank sein, wenn er dich nicht beißt. Heißt das, ich kann ihn nicht reiten?“
„Er braucht völlige Ruhe“, erklärte Wittiges bestimmt und presste eine Hand gegen das Maul, das ihm an den Haaren knabberte.
„Lass mir ein anderes Pferd satteln, aber keine Schindmähre!“, polterte Gogo und wandte sich ab.
Wittiges stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Der Besitzer des zweiten kranken Pferdes war ein freundlicher Mann von Anfang dreißig, der Wittiges’ Befund nicht in Zweifel zog. Im Gegenteil, er war dem neuen Stallmeister äußerst dankbar, dass er das Übel so früh erkannt hatte und wusste, wie es wirksam bekämpft werden konnte. Unumwunden sprach er Wittiges sein Vertrauen aus. Am dritten Tag, als es dem Tier bereits besser ging, brachte er einen kleinen Geldbeutel mit, den er beiläufig in Wittiges Hand gleiten ließ. Der wollte das Geschenk erst gar nicht annehmen, aber der Franke zeigte sich sofort beleidigt, sodass Wittiges klein beigab. Grundsätzlich hatte er nichts dagegen, endlich Geld für seine Arbeit zu bekommen. Obwohl Bauto die zwei rossigen Stuten beglückt hatte, dachte Rado nicht daran, die versprochene Vergütung zu entrichten, und Wittiges traute sich nicht, sie einzufordern. Der Beutel des Franken enthielt zwei Solidi in Silbermünzen, für den mittellosen jungen Mann ein kleiner Schatz und ein weiterer Beweis für die glückliche Wende seines Schicksals. So ging er auch gern auf das Bedürfnis des Franken ein, mit ihm zu plaudern. Nicht nur über Pferde. Der Mann kam täglich und stellte kuriose Fragen, von denen Wittiges nicht einmal die Hälfte beantworten konnte. Auf einige hätte er selbst gern eine Antwort gewusst.
Las Prinzessin Brunichild viel? Woher sollte er das wissen? Desgleichen konnte er nicht sagen, ob sie besonders fromm war. Diese Fragen tauchten nur am Rand ihrer sprunghaften Unterhaltung auf, lenkten aber Wittiges Gedanken immer wieder auf die Prinzessin. So oft wie
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