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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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erinnern.“
    „Aufs Land klingt doch gut“, sagte Wittiges munter und merkte selbst, wie hohl sich diese Beschwichtigung anhörte. „Und was hindert dich daran, deinen Diener mitzunehmen?“ Der Kleine war bestimmt nicht nur Diener, sondern auch Buhlknabe, soweit ein kastrierter Mann dafür Verwendung hatte. Vor seinem inneren Augen sah Wittiges die beiden wieder eng umschlungen auf dem Bett.
    „Er würde seinen Unterricht versäumen“, antwortete Alexander ernst. „Er besucht die Palastschule.“
    Es war sicher keine Kleinigkeit, in die Palastschule aufgenommen zu werden. Philipp machte Schreibübungen und zwar mit aller Hingabe und Konzentration, erkannte Wittiges und bewunderte den Eifer des Kerlchens. „Wozu?“, fragte er und goss sich Wein nach.
    „Um so viel wie möglich zu lernen“, stieß Alexander hervor. „Meinst du, ich will“,  - er senkte die Stimme -, „dass aus ihm das Gleiche wird wie aus mir?“
    Wittiges Unbehagen verstärkte sich. Ein Wendung des Gespräch in diese Richtung hatte er nicht gewollt. „Was lernt er denn?“
    „Alles, was unterrichtet wird.“
    „Und wie lange ist er schon bei dir?“ Vergeblich suchte Wittiges nach einem Themenwechsel.
    „Seit seine Mutter ihn mir anvertraut hat. Sie war zwar nur eine Palasthure, aber dennoch meine Freundin – eine sehr liebe Freundin. Als sie an einem Fieber erkrankte und wusste, dass sie den Tod vor Augen hatte, musste ich ihr schwören, dass ich über ihrem Sohn wache und ihn groß ziehe. Er darf sich nicht allein auf den Höfen herumtreiben und nachts überhaupt nicht hinaus. Es ist nicht einfach, aber bisher ...“ Alexander warf Wittiges einen scharfen Blick zu. „Ja, der Junge schläft in meinem Bett. Aber ich missbrauche ihn nicht und tue alles, damit er niemandem in die Hände fällt, der meine Skrupel nicht teilt.“
    Wittiges sah sich durchschaut. Einige Becher Wein später, als Philipp längst schlief, musste er wohl Brunichild erwähnt haben. Wie er darauf gekommen war, konnte er später nicht mehr nachvollziehen, vielleicht hatte er sich über ihre Unnahbarkeit und Undankbarkeit beklagt. Ohnehin musste er unverständlich häufig an sie denken.
    Alexander lachte ihn rundweg aus. „Vergiss sie! Du wärst nicht der Erste, der ihrer Schönheit verfällt. Denk daran, dass sie bald abreist und du sie nie wieder siehst. Und was ihre Undankbarkeit betrifft, merk dir eins: Je höher jemand steht, desto schlechter seine Manieren.“
    Auf Gogo traf das voll und ganz zu. Obwohl der Herzog inzwischen nicht mehr daran zweifelte, dass Wittiges dabei war, seinen Hengst von einer tödlichen Krankheit zu kurieren, hatte er noch kein Wort der Anerkennung oder des Dankes geäußert. Aber Wittiges dachte ungern an den Herzog, denn jedes Mal beschwor er damit auch die Erinnerung an Ingomer und Falco herauf. Er hatte, um ihnen nicht unverhofft zu begegnen, ein Warnsystem eingerichtet. Einer der Stallburschen hatte nichts anderes zu tun, als nach den Franken Ausschau zu halten und ihn sofort zu unterrichten, sobald sie sich blicken ließen. Bisher allerdings waren die beiden noch gar nicht aufgetaucht. Plötzlich aber fürchtete er sich vor dem Heimweg von Alexanders Unterkunft. Schließlich hatten ihm die Kerle bei dieser Gelegenheit schon einmal aufgelauert. Der Wein schmeckte ihm nicht mehr, und er schob den halb vollen Becher von sich.
    10
    Die Zeit verging nur langsam, während Brunichild einem alten Ratsherrn ihres Vaters lauschte, der mit ausdrucksloser Stimme Vorträge über die Verhältnisse im Frankenreich hielt oder ihr jene Verhaltensweisen erläuterte, die für eine zukünftige Königin unabdingbar waren. Außerdem wurde sie täglich bis zur Ermüdung in Fränkisch unterrichtet. Es verstrich kaum eine Stunde, in der sie sich nicht mit ihrem zukünftigen Leben befassen musste. Fand sie doch einmal eine Gelegenheit, sich zurückzuziehen, folgte ihr zuverlässig wie ein Schatten Gailswintha und jammerte ihr die Ohren voll. Ihre kleine Schwester ertrank in ihrem Kummer über den bevorstehenden Abschied, der unerbittlich näher rückte. Und damit wurde die verbleibende Zeit zu etwas Kostbarem, dass  Brunichild zwischen den Händen zerrann. Mit jedem Tag wuchs die Angst. Der Unterricht verstörte sie und stieß sie immer tiefer in Verwirrung und Hoffnungslosigkeit. Eigentlich deutete alles auf eine prächtige, mit Sorgfalt vorbereitete Opferung hin, der sich sämtliche Beteiligte mit freudiger Erwartung widmeten. Nur sie nicht. Sie

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