Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Hexe scharf. „Es muss ein Geheimnis zwischen uns bleiben.“ Sie lachte, und Brunichild überlief es kalt.
„Hast du es dem Sänger mitgeteilt?“, fragte Athanagild. Goiswintha und er hatten sich nach dem Abendmahl, das er wieder einmal mit den Franken eingenommen hatte, zu einer kurzen Aussprache im Gemach der Königin getroffen. Der König wollte sich vergewissern, dass die letzten Vorbereitungen zu Brunichilds Abreise nicht ins Stocken gerieten und keine Schwierigkeiten auftraten, die der Erfüllung der ausgehandelten Verträge im Weg standen. Die Alamannen in Rätien, hatte er erfahren, wurden unruhig. Sie gehörten zu den Völkern, die noch immer kein dauerhaftes Siedlungsgebiet gefunden hatten und die zerbrechliche Ordnung zwischen den bestehenden Reichen leicht zerstören konnten. Dringend musste er mit ihren Herzögen ein Bündnis eingehen, das die Absprachen mit König Sigibert, dem eigentlichen Oberherrn der Alamannen, nicht berührte.
Goiswintha hatte Wein und Süßigkeiten bereitstellen lassen. Sie goss selbst ein, denn sie hatte die Diener fortgeschickt.
„Alexander wird aufs Land reisen und dort bleiben, so dass wir ihn vergessen können. Ich habe gestern noch einmal mit den Ärzten gesprochen. Von der Verletzung wird ihrer Ansicht nach etwas zurückbleiben. Er wird nie wieder so spielen können wie zuvor. Welch ein Verlust“, endete sie mit ehrlichem Bedauern.
„Vielleicht sollte er Brunichild begleiten. Für die Franken mag sein Können allemal genügen“, überlegte Athanagild laut.
„Und brächte ein wenig Kultur an ihren Hof“, stimmte ihm die Königin liebenswürdig zu. „Aber er könnte auch eine Gefahr darstellen, du weißt warum.“
„Keine Gefahr.“ Der König schmunzelte. „Ihm sind die Flügel für immer gestutzt, glaub mir. Er stellt keine Bedrohung dar. Außerdem wird er im Norden leben, weit weg von Burgund.“
„Dann werde ich mit Cniva sprechen. Er verwaltet die Listen über alles, was wir unserer Tochter ins Frankenreich mitgeben.“ Goiswintha tupfte sich die Augen. „Die Trennung wird mir schwerfallen. Und Gailswintha ist untröstlich. Sie nimmt den Abschied von ihrer Schwester mit jedem Tag tausendmal vorweg. Am liebsten würde sie Brunichild begleiten.“
„Als was?“, fragte der König. „Als Nebenfrau für Sigibert? Er hat nicht darum gebeten, also kommt das nicht in Frage. Für sie müssen wir etwas anderes finden. Ein anderes Bündnis, das dem Land nutzt. Schade, dass sie so dumm ist.“
„Sie ist nicht dumm!“, fuhr Goiswintha auf.
„Nicht nur das, sondern außerdem faul. Sie nimmt auf ihren eigenen Wunsch am Unterricht in Fränkisch teil und hat nicht halb so viel gelernt wie ihre Schwester. Ein törichtes, weinerliches Huhn“, erklärte Athanagild hart.
Damit will er mich treffen, erkannte Goiswintha. Er will mich dafür bestrafen, dass ich ihm keine Söhne geboren habe. Wie niederträchtig.
„Sie hat es nicht verdient, dass du so schlecht über sie sprichst. Sie ist empfindsam, musikalisch, feinfühlig und hat einen ausgeprägten Sinn für alles Schöne und Wertvolle. Und sie benimmt sich immer vorbildlich, was ich von ihrer Schwester nicht behaupten kann.“ Mühsam verbarg sie, wie sehr sie sich durch die Herabsetzung ihrer Lieblingstochter gedemütigt fühlte.
Athanagilds Gedanken schweiften längst ab. In seinem Urteil über seine Töchter war er sich sicher. Er kannte beide nicht näher, holte aber öfter Berichte über sie ein, als ihre Mutter ahnte. Gailswinthas Zukunft würde noch Schwierigkeiten bereiten, aber mit denen würde er sich später befassen. Jetzt wollte er sich eine längst fällige Belohnung gönnen. Wenigstens einmal täglich ließ er Aletha kommen, um für eine halbe Stunde zu vergessen, dass er König war. Das Liebesspiel mit ihr bedeutete ihm viel, es verlieh ihm Kraft und forderte seine Fantasie heraus. Es erheiterte ihn, Alethas geheimen Widerstand zu erkunden und ihr seinen Willen nicht grob, aber nachhaltig aufzuzwingen. Ihm war, als erneuerte sich täglich ihre Jungfräulichkeit für ihn. Ein Wunder, ein paradiesischer Zustand ewiger Freuden.
„Mag sein. Aber Brunichilds großer Vorzug ist ihre Härte, sie wird nicht so leicht zerbrechen.“ Er stand auf, küsste seine Frau auf die Wange und wandte sich zum Gehen.
„Wenn sie so sehr deinen Wünschen entspricht, dann lass sie doch ihre Pferde mitnehmen!“, rief ihm Goiswintha nach.
„Natürlich. Warum auch nicht?“, antwortete er zerstreut und
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