Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Vogelhof. Jetzt hält mich nur noch die Hoffnung, mich dir anzuschließen, am Leben.“
„Aber du kannst nicht frei über dich verfügen“, wandte Wittiges ein, merkte aber, wie sein Widerstand schmolz. Er schalt sich selbst, sich nicht entschieden genug zu geben. „Leg dich wieder aufs Bett, tu mir den Gefallen.“
Alexander wehrte sich, als er ihn auf die Füße ziehen wollte. „Erst erkennst du mich als deinen Sklaven an“, wimmerte er.
Wittiges holte Luft zu einer scharfen Entgegnung.
„Ich bin seit gestern frei“, flüsterte Alexander und deutete auf eine der Rollen, die Wittiges auf den Tisch gelegt hatte. „Das ist der Freibrief. Cniva überbrachte ihn gestern persönlich.“ Bei einer der Rollen war das Siegel erbrochen. „Er hat mir geraten, mich Brunichild als Sänger anzuschließen. Es ist also alles in Ordnung. Auch der König ist einverstanden.“
„Aber sicher“, sagte Wittiges erbittert. „Ich schlepp dich mit nach Austrasien, und du verreckst mir unterwegs.“
Alexander lächelte unter Schmerzen. „Endlich sind wir uns einig. Und nun sei so gut und hol mir noch ein paar Sachen aus meiner Wohnung.“
Als Wittiges endlich, wenn auch mit äußerstem Widerstreben, klein beigegeben hatte und Alexanders Wohnung ein letztes Mal aufsuchte, trugen gerade zwei Sklaven den Leichnam des kleinen Dieners hinaus. Mitten im Raum stand Hofmeister Cniva und stürzte sich sofort auf den Eintretenden.
„Wo ist Alexander?“, schnauzte er. „Und was ist hier vorgefallen?“
„Das siehst du doch. Mehr kann ich dir auch nicht sagen“, entgegnete Wittiges ausweichend. Dann fiel ihm ein, dass Cniva Alexander das Schreiben gebracht hatte, das dem Musiker die Freiheit schenkte. „Alexander ist bei mir. Ich arbeite im Stall und habe mich um die Pferde der Franken gekümmert. Gestern Abend kam ich her, als alles schon vorbei war. Für den Diener Philipp konnte ich nichts mehr tun, Alexander hab ich in meine Unterkunft mitgenommen, wo er einigermaßen sicher ist. Es geht ihm nicht gut, aber er will mit mir nach Austrasien, ins Land des Frankenkönigs ...“
„Wie gut“, unterbrach ihn Cniva, „dass er sich dazu entschlossen hat. Dich hab ich doch schon einmal gesehen. Woher kennst du Alexander? Und wer bist du?“
Wittiges gab eine knappe Erklärung ab, während ihn Cniva durchdringend musterte.
„Du wirst dich unterwegs um ihn kümmern?“ Es klang eher nach einem Befehl als nach einer Frage.
„Wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben“, antwortete Wittiges verdrossen.
„Sehr schön. Und was suchst du hier?“ Aufmerksam blickte sich Cniva in dem Chaos um, bückte sich und hob eine kleine Flöte auf, die wunderbarerweise unversehrt geblieben war. Auf einmal hatte der mächtige Mann Tränen in den Augen. Verlegen blickte Wittiges weg. Trauerte der Hofmeister über den Verlust eines ausgezeichneten Musikers? Der tote Diener hatte anscheinend keine seelische Erschütterung ausgelöst, den ließ Cniva ungerührt wegbringen.
„Alexander hat mir aufgetragen, seine Habseligkeiten zusammenzusuchen, – soweit noch etwas brauchbar ist“, erklärte er abweisend.
Cniva klopfte sich mit der Flöte sacht in die Hand und schien nachzudenken. „Er braucht eine Reisetruhe und ... Überlass das mir. Wo finde ich euch beide?“
Widerwillig gab ihm Wittiges Auskunft und zählte die Dinge auf, die er suchen sollte. Eine Stunde später betrat Cniva in Begleitung eines Arztes seine Unterkunft. Während sich der Arzt mit Alexander beschäftigte, zog Cniva Wittiges auf die Seite und drückte ihm einen Lederbeutel mit Geld in die Hand. „Das ist für Alexander. Gib es ihm oder nimm es in Verwahrung. Unten warten zwei Sklaven, die ihn hinuntertragen. Ich habe ihm einen Platz auf einem Karren besorgt, auf dem die Dienerinnen der Prinzessin reisen. Er wird es einigermaßen bequem haben. Hier ist Geld für die Reise, ihr werdet Ausgaben haben. Ich hoffe, es reicht.“ Er übergab Wittiges einen zweiten Beutel.
Ich wünschte, knurrte Wittiges im Stillen und steckte die Beutel ein, du würdest dich auch um meinen ausstehenden Lohn kümmern. Aber Cniva hatte sich schon abgewandt, sprach leise mit dem Arzt und kam kurz darauf noch einmal auf Wittiges zu. „Und ein Letztes noch: Kümmere dich auch um das Mädchen.“
Um Brunichild?, fragte sich Wittiges verwundert, konnte den Hofmeister aber nicht mehr um eine Erklärung bitten, denn dieser verließ mit dem Arzt den Raum. Gleich darauf polterten zwei Sklaven die
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