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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Knechte bei der ersten Rast nach Wittiges Anweisungen fragten, und so übernahm er schließlich die Versorgung aller Pferde aus Brunichilds heimischer Eskorte. Ohne es zu wollen, fielen ihm erneut die Aufgaben des Stallmeisters zu. Eine Lösung, die anscheinend alle zufriedenstellte. Nur lief Wittiges dabei Gefahr, der Prinzessin zu begegnen, was er auf jeden Fall zu vermeiden trachtete. Er ahnte, dass sie seinen Entschluss, sich ihr auf der Reise ins Land der Franken anzuschließen, nicht guthieße. Warum auch sollte ihr die Erinnerung an die leidenschaftliche Begegnung im Stall genauso teuer sein wie ihm? Er mochte es sich nicht eingestehen: Aber er verzehrte sich vor Sehnsucht nach ihr.
    Herzog Gogo hatte gleich am ersten Tag klargestellt, dass er den ganzen Reisezug befehligte und auch die Westgoten seinem Kommando unterstanden. Sein Ruf als umsichtiger Anführer musste derart groß sein, dass sich unter den westgotischen Edlen kein nennenswerter Einspruch erhob. Denn Gogo organisierte die Reise hervorragend. Ihm entging nur wenig, und Wittiges argwöhnte, dass der Herzog Falco und Ingomer bewusst der Vorhut zugeteilt hatte, sobald er Alexander unter den Mitreisenden entdeckt hatte. Ihn, Wittiges, hatte er nur kurz gemustert und sich erklären lassen, weshalb er Brunichilds Stute am Zügel führte, und damit war die Sache erledigt. Wittiges war jetzt auch offiziell Stallmeister. Schon am ersten Abend wurden ihm zu den westgotischen Knechten noch etliche fränkische zugeteilt, sodass er von nun an die Arbeit von einem Dutzend Männern zu beaufsichtigen hatte.
    „Was gefällt dir daran nicht?“, fragte Alexander, als sie Quartier in einem Vicus genommen hatten, einem unbefestigten Dörfchen an der Straße von Toledo nach Valentia. Hier stand nur ein einziges Steinhaus, das von der ausgedehnten Anlage einer ehemaligen römischen Villa – einem Landgut -  übrig geblieben und das von geduckten Fachwerkhäusern umgeben war. Die Bewohner hatten die Häuser bereits geräumt, aber natürlich fanden nur Brunichild, ihre Dienerinnen und Kammerfrauen sowie einige Edelleute eine einigermaßen erträgliche Unterkunft. Alle anderen mussten sich mit einem Strohsack in einem der Ställe und Vorratshütten oder mit einem Zelt auf der Weide begnügen.
    Alexander hatte es trotz seines geschwächten Zustands geschafft, ein kleines Zelt nur für sich und Wittiges mit Beschlag zu belegen. Vermutlich hatte er so laut und anhaltend gestöhnt, dass ihn niemand in unmittelbarer Nähe ertrug. Das verschwollene, blau und grün verfärbte Gesicht sah ohnehin zum Fürchten aus.
    „Immer nur Pferde!“, murrte Wittiges. „Und sobald sich eins das Bein bricht, was auf dieser verdammten Straße unausweichlich ist, bin ich schuld. Darauf wette ich. Gogo braucht nur sein Auge auf mich zu richten, und ich bekomme eine Gänsehaut.“
    Die Straße gab es seit der Römerzeit, sie war aber streckenweise in beklagenswertem Zustand. Nichts als Stolperstellen. Insoweit waren Wittiges Befürchtungen berechtigt. Am Nachmittag hatte es den ersten Achsbruch gegeben, und einige Männer mussten zurückbleiben, um den Schaden zu beheben. Gogo hatte sich den Wagen angesehen, die Leute mit knappen Befehlen angetrieben und die Reise fortgesetzt. Schon nach diesem ersten Tag war klar, dass der Herzog keinerlei Verzögerung oder Aufschub duldete.
    Ganze sechzehn Karren benötigte allein der Brautschatz. Um diesen und den Wagen der Prinzessin gruppierte sich der Hauptteil der bewaffneten Eskorte. Über jedes andere Gefährt wusste Gogo ebenfalls Bescheid. Die kurze Pause, die der Achsbruch erzwungen hatte, hatte er zu einem Erkundungsgang genutzt und als Ergebnis Alexander auf einen der Gepäckkarren umquartiert.
    „Das mit der Gänsehaut kann ich bestätigen“, sagte Alexander mit einem verunglückten Grinsen. „Er hat mich angestarrt, als wollte er mich am nächsten Baum aufknüpfen.“
    „Das wird er schon nicht tun. Aber warum hat er dich auf einen anderen Karren verfrachtet? Immerhin hat Cniva persönlich dich bei den Mägden untergebracht.“ Wittiges hatte am Vormittag mehrfach in den Karren gelugt, um sich zu vergewissern, ob es Alexander  gut ging. Er konnte zufrieden sein, denn es gab keinen Anlass zur Sorge. Die Mädchen hatten sich ihres Mitreisenden  angenommen und ihn mit ihrem Geplauder aufgeheitert.
    „Was weiß ich! Vielleicht war er der Ansicht, dass es mir zu gut ging, oder er wollte zeigen, dass alte Abmachungen nicht mehr gelten. Hier

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