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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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dass sein Reisegefährte sich gern und selbstverständlich bedienen ließ.
    „Da du gerade von Bedanken sprichst“, entgegnete er gallig, „ich vermisse deine Dankbarkeit. Wenn ich mich recht erinnere, hast du dich mir als Sklave angedient, aber ich hab allmählich das Gefühl, es ist eher umgekehrt. Mich hat noch nie jemand so herumgescheucht wie du.“
    Alexander grinste nicht, sondern wurde schlagartig ernst. Zur Abwechslung hatten sie eine Kammer in einer der Villen als Unterkunft. „Kannst du dich noch genau an den Abreisetag erinnern?“, fragte er mit einem furchtsamen Unterton.
    „Worauf willst du hinaus?“, erkundigte sich Wittiges gereizt.
    „Diese beiden Schriftrollen. Das Schreiben, das mich aus dem Sklavenstand entlässt, und das andere.“ Alexander verstummte.
    „Ja - und?“ Nun wurde auch Wittiges unruhig. Eine Ahnung von Unheil beschlich ihn. „Wo hast du sie? Ich hoffe sicher verwahrt.“
    Alexanders Reisetruhe war längst wieder aufgetaucht, und jeden Abend ließ Wittiges sie in ihre gemeinsame Unterkunft bringen, genauso wie seinen Sack.
    „Das ist es ja“, flüsterte Alexander, „sie sind nicht da. Ich hab die Truhe aus- und wieder eingeräumt. Die Schriften sind verschwunden.“
    „Das glaube ich nicht! Du hast bloß nicht gründlich genug nachgesehen“, sagte Wittiges und erhob sich. „Ich muss noch mal zu den Pferden. Du kannst die Gelegenheit nutzen, deine Sachen nochmals zu durchsuchen und meine gleich mit. Obwohl du deine kostbaren Briefe sicher nicht in meinem Sack findest. Außerdem: Wer sollte bezweifeln, dass du ein freigelassener Sklave bist?“
    „Wer weiß“, antwortete Alexander bedrückt. „Und das zweite Schreiben hab ich nicht einmal gelesen. Ich bin nicht dazu gekommen. Cniva meinte, dass es von großer Bedeutung für mich sei, und machte ein großes Gewese darum. Er sagte, dann würden mir endlich über mich selbst und mein bisheriges Schicksal die Augen aufgehen. Der alte Geheimniskrämer! Ich glaube, er selbst hat dieses Schreiben verfasst. Was kann er über mich wissen, das ich nicht weiß?“
    Warum regte ihn die Sache so auf? Das wusste Wittiges selbst nicht genau. Aber er fühlte sich in etwas Undurchschaubares hineingezogen, sowohl von Cniva als auch von Alexander. Ohne ein weiters Wort stürzte er hinaus.
     Bis zum Hafen von Valentia hatten sie noch einen halben Tag Reisezeit vor sich. Und dann würde er das Meer sehen! Wittiges war begierig auf den Anblick einer blauen Weite, die bis zum fernen Horizont reichte. Nur vor der Seereise graute ihm schon wegen der Pferde.
    Das Fohlen und die Stute standen auf einer kleinen Koppel hinter den Gebäuden. Er hatte angeordnet, die Tiere erst bei Einbruch der Dämmerung in den Stall zu führen. Das Fohlen brauchte Bewegung, für die sich unterwegs viel zu wenig Gelegenheit bot. Es reiste noch immer auf dem Gepäckkarren.
    Mit einem Zungenschnalzen lockte Wittiges Mutter und Junges zum Staketenzaun und freute sich über ihre Zutraulichkeit. Was ihn häufiger als nötig zu den beiden Tieren zog, war ihm durchaus bewusst. Hier fühlte er sich Brunichild nahe, und wenn er ihnen zuschaute, konnte er am besten nachdenken: über sie, aber auch über anderes. Diesmal grübelte er über eine rätselhafte Bitte Cnivas nach. Wer war das Mädchen, um das er sich kümmern sollte? Darauf gab es noch immer nur die eine Antwort: Es musste sich um Brunichild handeln. Sie war schließlich das einzige Mädchen in der Reisegesellschaft, das er kannte. Aber hätte Cniva von der Prinzessin als Mädchen gesprochen? Das war zweifelhaft. Oder hatte der Eunuch geahnt, dass er, Wittiges, sich insgeheim als Brunichilds Beschützer fühlte? Wie immer führte die Grübelei zu keiner neuen Erkenntnis. Er tätschelte ein letztes Mal Bellas weiches Maul und wandte sich zum Gehen.
    Zwei Schritte entfernt stand Brunichild und starrte ihn an. Was sich in ihren Augen spiegelte, waren in rascher Folge Überraschung, Empörung, Wut und schließlich Hass.
    Unverkennbar Hass.
    2
    Die Reise wurde rasch eintönig. Schon nach drei Tagen war Brunichild es leid, in die Landschaft hinauszustarren. Herzog Gogo hatte sie angewiesen, den Wagen so gut wie nie zu verlassen. Nicht einmal streckenweise durfte sie reiten, und es gab keine Möglichkeit, sich über seine Ge- und Verbote hinwegzusetzen. Sie hatte durchaus verstanden, dass alle Maßnahmen ihrer Sicherheit galten. Nur dass sie sich in ihrem eigenen Land nicht bedroht fühlte. Am dritten Abend tauchte

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