Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
wie Aletha. Warum tat Wittiges so, als wäre Alexander sein Eigentum? Aber was sollte ein Stallmeister mit einem Musiker anfangen?
„Und was hat der Knecht gesagt?“, fragte sie scheinbar unbeteiligt.
„Dass Wittiges sehr viel von Pferden versteht ...“ Unglücklich brach Aletha ab und richtete den Blick endlich auf ihre Herrin. Auf einmal schwammen ihre Augen in Tränen.
Nicht schon wieder!, dachte Brunichild entsetzt. Hört diese Flennerei denn nie auf? „Und? Gibt es noch etwas?“
„Ja“, hauchte Aletha, „mit dem Fohlen Romanus ist ein Unglück geschehen.“
3
Gogo war recht zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Reise. Er hatte die Streithähne Falco und Ingomer erfolgreich gebändigt, indem er sie dem Voraustrupp zugeteilt hatte. So hatte er mit dem gesamten Reisezug ohne nennenswerte Zwischenfälle Valentia erreicht. Mit der Prinzessin war er gleichfalls zufrieden, denn sie hatte sich bis auf die eine Sache fügsamer gezeigt, als er gedacht hatte. Und die eine Sache hatte Zeit, zumindest bis Ostern.
Um keinen unguten Müßiggang aufkommen zu lassen, hatte er veranlasst, sofort mit dem Verladen des Gepäcks und der Pferde zu beginnen. Laut seinen Anweisungen durfte sich niemand am Abend in einer der Hafenschenken betrinken, er hatte die Leute in Wachen eingeteilt und jedem, der nichts zu tun hatte, eine Aufgabe zugewiesen. Wittiges brauchte er keine Anweisungen zu geben, es war ihm nicht entgangen, dass der Mann umsichtig war und eine gute Hand im Umgang mit Pferden hatte. Ihm konnte er es getrost überlassen, alle Pferde sicher an Bord zu schaffen. Danach musste er über ihn eine Entscheidung fällen. Sein wichtigstes Ziel aber lautete: die Prinzessin pünktlich zur Hochzeit nach Metz zu bringen. Und es war noch eine weite, gefahrvolle Reise bis dorthin.
Priscus klopfte und lugte zur Tür herein. Er war einer der Männer, auf die sich Gogo verlassen konnte, und die er neuerdings gern in sein Vertrauen zog. Als Vicarius des Comes von Reims hatte ihm eine kleine Streitmacht unterstanden, die er für den Kommandanten der Civitas geführt hatte. Da er Gogo als klug und zuverlässig aufgefallen war, hatte er Priscus auf die Reise mitgenommen und ihn zum Befehlshaber der Leibwache der neuen Königin ernannt. Das hieß, er gehörte nun genau wie Gogo zum königlichen Haushalt.
„Tritt ein“, rief Gogo. „Du kommst mir gerade recht. Ich habe zwei Probleme, für die ich eine Lösung suche.“
Priscus zog einen Schemel heran und setzte sich. „Welche?“
„Wir haben zwei Männer dabei, die mir Kopfzerbrechen bereiten. Der eine ist der Stallmeister Wittiges und der andere dieser Musiker Alexander. Falls man ihn überhaupt als Mann bezeichnen kann.“ Auf Gogos Gesicht zeigte sich leichter Abscheu. „Mein Instinkt und meine Erfahrung sagen mir, dass beide noch für Ärger sorgen werden. Nicht bewusst, nicht als Schuldige, das ist mir durchaus klar.“
„Geht es nicht eigentlich um Ingomer und Falco?“, warf Priscus ein.
Gogo stutzte. Es war geradezu unheimlich, wie gut Priscus seine Gedanken erriet.
„Das Dumme ist, dass beide zu Sigiberts Anstrustiones gehören, auf die er große Stücke hält. Im Kampf stehen auch beide ihren Mann, nur im Frieden sind sie eine Plage.“
„Sie sind immer auf der Suche nach Händeln, ich weiß. Sie haben aus purem Übermut den Stallmeister und den Musiker überfallen. Beide Male gab es Zeugen, die ich mit einem Schweigegeld mundtot machen konnte. Der Musiker braucht uns weniger zu scheren, er ist nur ein Sklave.“
Gogo wunderte sich, dass Priscus ihm diese Zwischenfälle nicht längst mitgeteilt hatte. Er hatte also Nachforschungen angestellt, ganz nebenbei und ohne ausdrücklichen Auftrag. War das nun Umsicht oder Übereifer?
„Aber der andere ist frei und noch dazu von edler Abstammung. Warum er sich so fürsorglich um den Sklaven kümmert, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass ich beide zum Teufel wünsche“, erklärte Gogo offen.
„Zumindest Wittiges tust du Unrecht. Ich hab mich einige Male mit ihm unterhalten. Er ist nützlich und harmlos, aber nicht dumm. Ich denke, er wird sich vorsehen, was Falco und Ingomer betrifft. Und vergiss nicht, er hat unsere Pferde kuriert. Du willst doch Einfluss auf die zukünftige Königin gewinnen. Wittiges versorgt ihre Stute und das Fohlen, also ist sie ihm besonders dankbar, und wenn sie erst einmal fern der Heimat lebt, wird sie in seiner Gegenwart sicherlich manchmal etwas ausplaudern, was uns von Nutzen
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