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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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„ Er ist für die Pferde verantwortlich. Und er hat dein Tier ohne dein Einverständnis getötet. Schau dir sein Messer an.“
    „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass es dein Pferd ist“, erklärte Wittiges, schüttelte die Hand ab und trat einen Schritt zurück. „Aber es spielt auch keine große Rolle. Mit dem gebrochenen Vorderbein war ihm nicht mehr zu helfen. Es war ein Unglück.“ Er wischte das Messer an einem Mantelzipfel sauber, steckte es zurück in die Scheide und lockerte dafür unauffällig den Schwertgriff.
    „Ein Unglück!“, wiederholte Falco hämisch. „So leicht kommst du mir nicht davon. Aber erst einmal stech ich den hier ab“, knurrte er mit einem Blick auf den unglücklichen Knecht.
    „Tu es nur.“ Wittiges nickte gelassen und trat einen halben Schritt zurück. „Der Mann untersteht zwar im Augenblick mir, aber er ist Franke -  wie ihr.“ Der Ring der Zuschauer war noch größer geworden. Niemand wagte Einspruch zu erheben.
    „Ja, dann!“ Falco hob das Schwert, um dem Streich mehr Wucht zu verleihen.
    Die Finten des Stockkampfes waren zwar nicht unbedingt auf den Umgang mit Schwertern anwendbar, aber es waren die einzigen, die Wittiges so traumsicher wie im Schlaf beherrschte. Längst hatte er sein Schwert gezogen. Die Waffe zuckte hoch, beschrieb eine halbe Drehung, und Falcos Schwert segelte durch die Luft.
    „Was ich noch sagen wollte“, bemerkte Wittiges bedächtig, „der Knecht gehört zum königlichen Haushalt. Ich weiß also nicht, wem das Recht zusteht, ihm eine Klinge in den Hals zu jagen.“
    Falco stieß einen Wutschrei aus, bückte sich nach seinem Schwert und ging auf Wittiges los.
    Ingomer warf sich dazwischen. „Er hat recht“, keuchte er. „Ich würd’s an deiner Stelle erst einmal sein lassen.“
    „Geh aus dem Weg!“ Falco brannte auf einen Kampf, er wich Ingomer aus, umrundete Wittiges und ließ ihn nicht aus den Augen. „Ich krieg dich. Noch einmal entkommst du mir nicht.“
    Todesmutig trat ihm Ingomer abermals in den Weg. „Steck das Schwert weg“, zischte er, „und sieh dich um!“
    Der Zuschauerkreis war größer geworden, auch einige Westgoten aus Brunichilds Gefolge waren darunter, und es sah so aus, als wollten sie für Wittiges Partei ergreifen. Der Kampf würde sich ausweiten, das schien Falco jetzt klar zu werden. Er warf einen schnellen Blick in die Runde und wandte sich dann an Wittiges: „Na, schön. Glaub aber nicht, dass du aus dem Schneider bist. Mach dich auf eine saftige Forderung nach Wiedergutmachung gefasst.“
    Die beiden Franken trollten sich, und Wittiges konnte erst einmal aufatmen. Der Knecht kniete immer noch. „Steh auf!“, fuhr er ihn gröber an als beabsichtigt. „Nimm dem Pferd Zügel und Trense ab.“
    Als Wittiges zu den Schiffen zurückkehrte, standen mehrere Leute am Kai und starrten ins Wasser. Auch eine junge Magd war dabei. Sobald sie ihn erblickte, rannte sie zu ihm und schrie gellend: „Das Fohlen ist ins Wasser gefallen. - Romanus!“
    Wittiges Blick erfasste das wild herumrudernde Pferdchen, das den Kopf mühsam über Wasser hielt. Ohne das Tier aus den Augen zu verlieren, ließ er den Mantel von den Schultern gleiten, löste den Schwertgurt und sprang. Die Kälte presste ihm die Lungen zusammen, als das Wasser über ihm zusammenschlug. Sobald er wieder auftauchte, rang er heftig nach Atem. Der Schmerz in der Brust war schier unerträglich. Da war das Fohlen, das er eine Woche lang wie seinen kostbarsten Besitz gehütet hatte. Es strampelte noch, aber die Bewegungen wurden schwächer. Es würde ertrinken.
    „Stricke, Leinen!“, schrie Wittiges.
    Dreimal tauchte er unter dem Pferdchen durch, bis er ihm drei lange Ledergurte um den Leib geknotet hatte und den Männern am Kai zurufen konnte, die Gurte gleichmäßig einzuholen. Erst nachdem das Fohlen gerettet war, stemmte er sich selbst aus dem Wasser. Er triefte, schlotterte vor Kälte und in den Beinen hatte er kein Gefühl mehr. Jemand hob seinen Mantel auf und hängte ihn über seine Schultern. Dankbar blickte er sich um. Es war die kleine Magd und nun erkannte er sie: Brunichilds Leibsklavin, das verhuschte Ding, das bei ihr im Reisekarren gesessen hatte. Als sie auch das Schwert aufheben wollte, kam ihr Alexander zuvor.
    „Du wirst dir noch den Tod holen“, murmelte der Musiker. „Komm weg hier. Du musst ins Warme.“
    „Später!“ Wittiges wischte sich mit dem Mantelzipfel über das nasse Gesicht und hockte sich neben das

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