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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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sein könnte. Lass sie daher ihre Stute besuchen, so oft sie möchte. Mir wird es nicht allzu schwer fallen, Wittiges über die Prinzessin auszuhorchen. Glaub mir, er verehrt sie.“ Priscus schmunzelte.
    „Hoffentlich nicht zu sehr“, knurrte Gogo.
    „Ach was! Bei den Westgoten sind die Könige so unantastbar wie bei uns. Er wird es nie wagen, sich ihr unbotmäßig zu nähern. Aber da wir gerade von unserer künftigen Königin reden: Wie kommt Vater Remigius bei ihr voran?“
    „Gar nicht“, antwortete Gogo säuerlich. „Sie will von seinen Wahrheiten nichts wissen und weigert sich strikt, ihn noch einmal anzuhören.“
    Die Westgoten waren vom Königshaus bis zum ärmsten Bauern Arianer. Ketzer in den Augen der wahren Kirche. Und Gogo schwante, dass Brunichild nicht so ohne weiteres ihren Glauben wechseln würde. Ihm selbst waren die Glaubensfragen herzlich gleichgültig. Ob arianische oder römische Kirche - das war bereits eine reine Angelegenheit der Bündnispolitik gewesen, als Chlodwig, Sigiberts Großvater, den römisch-katholischen Glauben angenommen hatte. Chlodwig war der erste fränkische Großkönig gewesen. Seine Taufe war nicht mehr als ein kluger Schachzug, um sich von den arianischen Burgundern, den West- und den Ostgoten abzusetzen und sich das Wohlwollen der aquitanischen Führungsschicht zu sichern, die sich überwiegend zur römischen Kirche bekannte. Und bisher gab es an dieser Entscheidung nichts zu kritisieren. Die Kirche von Rom erlangte mehr und mehr Macht. Wurde damit aber gelegentlich auch lästig. Etwa wenn sie sich der Einsicht verweigerte, dass dem König ein Mitspracherecht bei der Einsetzung der Bischöfe zustand. Schließlich kamen die Bischöfe nicht immer aus dem Klerus. Oft hatten sie sich als Heerführer oder Comes in einer der Pfalzen bewährt. Und auch nach ihrer Weihe waren sie Verwaltungsfachleute, denn ihnen unterstand das gesamte Gemeinwesen ihrer Diözesen, die Finanzen, die Schulen, die Armen- und Krankenfürsorge.
    Brunichild würde den Arianern abschwören müssen, oder sie konnte nicht fränkische Königin werden. Wahrscheinlich war ihr das noch nicht ausreichend klar.
    „Und der Musiker?“, fragte Gogo und kam auf das erste Thema zurück.
    „Sollte ihm ein Unglück zustoßen, ist es einerlei. Wittiges hat sich seiner angenommen, also lass die beiden vorerst in Ruhe.“
    Gogo war nicht ganz überzeugt. „Wir werden sehen“, murmelte er ausweichend.
    Wittiges sah sich vor die Aufgabe gestellt, über hundert Pferde in Gruppen auf die Schiffe zu verteilen, und zwar so, dass es zu keinen Komplikationen kam. Zu den Pferden gehörten auch die Ausrüstung der Reiter und das Futter für die dreitägige Überfahrt. Wie zu erwarten, stockte der Ablauf hier und da, weil der eine Knecht übereifrig war und ein anderer bei der Aufgabenverteilung nicht richtig zugehört hatte. So riss sich eins der Pferde los, galoppierte davon, warf einen Karren um und blieb schließlich auf drei Beinen stehen, die Augen vor Angst und Qual geweitet. Wittiges näherte sich vorsichtig und begriff sofort, was es mit dem vierten Bein auf sich hatte. Der Bruch an der dünnsten Stelle der Fessel war eindeutig. Das Pferd wieherte unruhig und versuchte vergeblich aufzutreten. Es war ein stattlicher Fuchs, wunderbar in Form bis auf die Fessel. Ein Jammer, ein Verhängnis.
    Das Tier vertraute ihm, spürte Wittiges, denn es beruhigte sich merklich, als er ihm den Hals klopfte. Leider gab es keine Hoffnung. Daher durfte er auch nicht hinauszögern, was zu tun war, und ihm so sehr widerstrebte. Ruhig zog er das Messer, strich dem Hengst über die Nüstern und stach ihm die Klinge ins Herz. Ein Zittern überlief den mächtigen Körper, dann brach das Pferd tot zusammen.
    Wittiges wusste nicht, wessen Ross es war. Angesichts des toten Tieres stieg Übelkeit in ihm auf. Wenigstens hatte es nicht lange leiden müssen. Der Knecht, der den Fuchs hatte an Bord führen sollen, kam schleppenden Schrittes näher, und ihm folgten noch zwei oder drei Schaulustige, die es überall gab. Alle starrten auf den Kadaver. Plötzlich wurden die im Weg Stehenden, beiseitegestoßen. Ein Mann packte den verantwortlichen Knecht am Arm, stieß ihn zu Boden und setzte ihm die blanke Schwertklinge an den Hals.
    Es war Falco.
    „Ich glaube, ich habe den richtigen erwischt“, sagte er mit trügerischer Ruhe.
    „Ach ja, und was ist mit dem hier?“, fragte Ingomer und ließ eine Pranke schwer auf Wittiges’ Schulter fallen.

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