Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Verfassung bin ich selbst schuld. Alle haben mich gewarnt. Mein Vater wollte nicht, dass ich Romanus mitnehme, aber ich habe meinen Willen durchgesetzt. Jetzt muss ich dafür einstehen. Also gib mir das Messer.“
Es war still im Stall. Nur von draußen drangen Laute herein, und sie schienen von weither zu kommen. Die Härte und Kälte, mit der Brunichild gesprochen hatte, verstörten Wittiges nun vollends. Aber dann ging ihm auf, was die tiefe Stille zu bedeuten hatte. Er schob die junge Frau beiseite und legte prüfend die Hand auf die Brust des Pferdes, obwohl ihm die Stille schon genug verraten hatte. Romanus war tot.
Es war vorbei.
Wittiges kam auf die Füße und merkte erst jetzt, wie erschöpft und müde er war. Seit zwei Tage hatte er die Ställe nicht verlassen. Er sehnte sich nach Licht und frischer Luft. Beim ersten Schritt zur Tür überkam ihn Schwäche und erinnerte ihn daran, dass er zwei Tage lang auch kaum etwas gegessen hatte. Als er ein Schluchzen hinter sich hörte, erstarrte er. Der Verstand riet ihm, die Tür zu öffnen und schleunigst zu verschwinden.
Noch nie hatte er einen Menschen so weinen gehört. So bitter, so trostlos. Da weinte jemand aus tiefster Seelenqual.
Er drehte sich um.
Brunichild hatte den Kopf des Fohlens umfangen und wiegte sich hin und her, die Augen geschlossen, die Wangen nass von Tränen.
Von einem zum anderen Moment brach Wittiges innere Abwehr zusammen. Er fiel fast ins Stroh, kroch zu Brunichild, zog sie von dem Fohlen fort und nahm sie in die Arme. Sogleich schmiegte sie sich an ihn, am ganzen Körper zitternd. Wittiges wusste nicht, wie er sie beruhigen sollte.
„Hör auf! Hör auf mit den Selbstvorwürfen, dich trifft keine Schuld. Es war ein Unglück, ein Zusammentreffen widriger Umstände. Bitte, hör auf mich ...“, stammelte er.
Erst legte sie ihm den Finger auf die Lippen, dann folgte der Mund, der sich an seinen Lippen festsaugte. Gierig erwiderte er ihren Kuss, ihre Zungen trafen sich, ihr Mund war warm, feucht, erregend. Er zog sie ins Stroh hinab, und da sie sich immer noch nicht wehrte, küsste er sie auf den Hals, auf den Brustansatz, während er mit einer Hand bereits ihre Röcke hochschob. Brunichild kam seinen Absichten entgegen, zerrte an seiner Tunika und öffnete gleichzeitig die Schenkel. Ihre Beine hoben sich, umschlangen seinen Rücken, pressten sein Glied tief in ihren Schoß.
Sie liebten sich, als ließe sich damit ein großes Leid einfach auslöschen. Später, als er seinen Verstand wieder beisammen hatte, fragte er voll banger Reue: „Wirst du mich jetzt hassen?“
„Und du?“, gab sie zurück und setzte sich auf. „Was ist mit dir?“
„Ich werde dich immer lieben. Selbst wenn du mir für das, was gerade geschehen ist, den Kopf abschlagen lässt.“
„Das wäre vielleicht das Beste“, murmelte sie und betrachtete den Mann, den sie gerade noch voller Leidenschaft umarmt hatte. Er übte einen beunruhigenden Zauber auf sie aus, gegen den sie sich nicht wehren konnte. Wollte es vielleicht gar nicht ... Schon wieder regte sich das Verlangen, aber sie durfte sich nicht noch einmal hinreißen lassen, nicht jetzt. Niemals mehr ... „Wenn ich dich um etwas bitte, wirst du es tun?“
„Alles“, antwortete er unbedacht und voller Überzeugung.
„Immer?“
„Ich gehöre dir.“ Im Augenblick war dies Bekenntnis schlichte Wahrheit. „Wenn du willst, schwöre ich es dir in die Hand.“ Er drängte sich an sie, murmelte ihr den Schwur ins Ohr, zwei Finger in ihre Handfläche gepresst, danach küsste er die Hand und ließ seine Lippen langsam ihren nackten Arm hinaufwandern.
Brunichild schloss die Augen, ließ seine Worte auf sich wirken, es berauschte sie, einen Menschen zu haben, der ihr vollkommen ergeben war. Diese furchtbare Einsamkeit, das Elend, das tief in ihr hockte, war nicht mehr ganz so schmerzlich und verstörend.
Wie leicht sie ihn zu seinem Schwur verleitet hatte. Es war die einfachste Sache der Welt gewesen. Was die alte Hure ihr über Männer und ihre Anfälligkeit erzählt hatte, stimmte Wort für Wort.
Ja, Wittiges würde alles für sie tun.
Sie schob ihn endgültig von sich und stand auf. „Bleib hier, bleib wenigstens noch eine Stunde hier. Ich hoffe, du kannst es aushalten, ohne mir nachzuschleichen“, sagte sie mit leisem Spott. Aber als ihr Blick noch einmal auf Romanus fiel, überkam sie erneut bleierne Trauer. Das Fell hatte allen Glanz verloren, die Augen waren trübe Scheiben und fielen
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