Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
dem arianischen Bekenntnis an“, erklärte Brunichild gelassen.
Gundoin erhob sich und tat, als hätte er das letzte nicht gehört. Es hat keinen Sinn, weiter mit dieser halsstarrigen Göre zu reden, dachte er erbittert. „Ich werde dir jemanden schicken, der dir die wahre Natur deiner zukünftigen Berufung besser als ich zu verdeutlichen vermag. Du hast völlig recht: Es geht keineswegs um die tieferen Wahrheiten des christlichen Bekenntnisses, - die Frauen mit ihrem begrenzten Verstand gar nicht zugänglich sind.“ Knapp nickte er ihr zu und verließ mit seinen Begleitern eilig den Raum.
Brunichild wusste, dass sie den Mann geschlagen hatte. Und sie hoffte, dass auch der düstere Vater Remigius endgültig aus ihrem Leben verschwand. Sie atmete auf. Gundoins kleine gehässige Spitze am Schluss berührte sie nicht sonderlich. Auf diese Weise versuchten sich Männer oft genug nach einer Niederlage einen guten Abgang zu verschaffen.
„Komm mit“, forderte sie Aletha auf, „ich habe noch etwas zu erledigen.“ Unterwegs fragte sie einen Palastdiener nach dem Weg zu den Ställen. Sie wollte wissen, wie es um das Fohlen stand. Nach kurzer Überlegung ließ sie Aletha am Eingang zum Stall zurück und hieß sie auf ihre Rückkehr warten.
Wittiges war da, halb hatte sie damit gerechnet. Wie bei ihrer ersten Begegnung lehnte er an der Wand, die Arme über der Brust gekreuzt, hielt aber den Kopf gesenkt, als ob er im Stehen schliefe. Sie versagte es sich, ihn länger zu betrachten oder anzusprechen. Schon der eine Moment genügte, um zu spüren, dass er ihr keineswegs so gleichgültig war, wie er es sein sollte.
Leise kniete sie sich ins Stroh. „Mein armer Romanus“, murmelte sie voller Mitleid und Kummer. Sanft fuhr sie dem Fohlen über das struppige Fell und das trockene Maul.
„Was?“ Wittiges schrak zusammen.
Brunichild wandte den Kopf, und schweigend musterten sie sich eine Weile.
„Er ist krank, nicht wahr?“, fragte Brunichild nüchtern.
Wittiges wagte es nicht, sich ihr zu nähern. Er wusste nicht, was dann über ihn käme. Schon die wenigen Schritte, die sie voneinander trennten, waren eine viel zu geringe Entfernung. Immerhin funkelte in ihrem Blick diesmal kein Hass. Aber das konnte sich blitzschnell ändern, argwöhnte er.
„Du weißt, was bei der Einschiffung in Valentia passiert ist?“, fragte er so kühl wie möglich.
Brunichild nickte unmerklich. „Aletha hat es mir erzählt.“
Die kleine Magd, vage erinnerte sich Wittiges an sie.
„Er war zu lange im eiskalten Wasser und hat sich erkältet. Dabei sah es anfangs nicht so schlimm aus. Erst auf See entwickelte sich die Krankheit. Bei einem so jungen Pferd ...“ Er konnte nicht weitersprechen. „Es ist ..., ich hab ...“, Ich hab versagt, dachte er.
Romanus röchelte, es klang qualvoll und entsetzlich. Wie von einem inneren Zwang getrieben, trat Wittiges an die andere Seite des Fohlens und kniete sich ins Stroh. Die Luft war noch von den Kräuterdüften durchzogen, die sich letztlich als nutzlos erwiesen hatten. Wittiges hatte das Fohlen fern von den anderen Pferden hinten im Stall untergebracht, weil er wusste, wie ansteckend die Erkrankung sein konnte. Nicht einmal Bella durfte in seine Nähe kommen.
„Kann ich noch etwas für Romanus tun?“, fragte Brunichild seltsam gefasst.
Das Fohlen würde sterben. Die Erkenntnis traf Wittiges wie ein Schlag. Bisher hatte er sich an die Möglichkeit geklammert, doch noch eine Wendung herbeiführen zu können. Brunichild schien die Lage besser erfasst zu haben als er. Mit gleichmäßigen, ruhigen Bewegungen strich sie über den Kopf des Kleinen.
„Warum antwortest du nicht? Fürchtest du dich?“, murmelte sie.
Er staunte über ihre Beherrschtheit. Wäre er in der gleichen Lage wie sie gewesen, hätte er sich vermutlich anders verhalten. Das Fohlen gehörte ihm nicht, und doch ging ihm sein Leiden nahe und er fühlte sich elend. Brunichilds Gegenwart war auch nicht dazu angetan, einigermaßen gefasst an das heranzugehen, was getan werden musste. Es war schwieriger, als ein erwachsenes Tier zu töten.
Wittiges zögerte.
„Hast du ein Messer? Gib es mir!“, forderte die Prinzessin brüsk.
Wittiges schrak auf. Er wechselte auf die andere Seite und fasste Brunichild am Arm. „Du wirst es nicht selbst tun“, sagte er heiser. Ein Kloß steckte ihm in der Kehle. „Geh hinaus. Du brauchst es nicht mit anzusehen.“
„Es ist mein Fohlen, und ich lasse es nicht allein. An seiner
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