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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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hatte sich für Josephus entschieden, weil der Mann einen absolut ehrlichen Eindruck machte. Alexander hatte lange genug in einer ränkevollen Gesellschaft gelebt, um Blicke, Gesten, Ober- und Untertöne in einem Gespräch deuten zu können. Josephus schien die Kunst der Verstellung nicht zu beherrschen, oder er hatte aus Altersweisheit längst darauf verzichtet.
    Lächelnd komplimentierte der Händler Alexander in ein Gemach, das auf einen säulenbestandenen Innenhof hinausging. Auf altrömische Art ließen sie sich auf Liegen nieder. Ein Diener kredenzte den Wein und süßes, mit Nüssen bestreutes Gebäck.
    „Warum ausgerechnet Purpur?“, fragte Josephus. „Es gibt so viele andere Handelswaren in dieser Stadt, die im Norden höchst begehrt sind. Seide zum Beispiel oder Emailschmuck aus Ägypten.“
    Beides hatte Alexander sich angesehen. Er hatte sowohl kostbare Stoffe als auch den wunderbarsten Schmuck eingehend begutachtet. Aber am Ende hatte er sich auf Stoffproben konzentriert, die in den schönsten Purpurtönen schimmerten.
    „Ich weiß. Aber Seide ist empfindlich, und Schmuck kann leicht in fremde Hände fallen.“
    Josephus lachte. „Hübsch ausgedrückt. Das mit den fremden Händen. Aber ich dachte, die Gefahr ist für dich eher unerheblich. Schließlich reist du unter großem Begleitschutz nach Norden.“
    Alexander hatte dem Händler erzählt, dass er im Gefolge der neuen fränkischen Königin unterwegs sei. Das Gespräch mit dem Alten gefiel ihm. Die Aussicht auf einen einträglichen Handel gefiel ihm. Es hatte etwas Magisches, etwas einzukaufen und einige Zeit später mit einem hübschen Gewinn zu verkaufen. Ohne allzu große Anstrengung würden er und Wittiges reich werden. Der Grieche hatte ihm versichert, dass sie an ihrem Reiseziel für den Purpur den dreifachen Preis erzielen könnten, wenn sie sich geschickt anstellten. Es war so einfach, eine simple, nüchterne Rechnung, schade, dass sie nicht mehr Geld dafür einsetzen konnten.
    „Das ist wahr.“
    „Also verrate mir, warum du dich für ein so schwieriges Handelsgut entschieden hast.“
    „Schwierig? Hast du nicht erklärt, es sei einfach und ungeheuer einträglich?“
    Josephus winkte den Diener heran und flüsterte ihm etwas zu. Der Diener verschwand und kam nach kurzer Zeit mit einem Leinenpäckchen zurück. Einem beunruhigend kleinen Päckchen.
    „Ich habe mir erlaubt, die Ware schon für dich vorzubereiten. Schau sie dir an.“ Behutsam faltete Josephus das Tuch auseinander. Zum Vorschein kam dünnes Pergament, das er ebenfalls entfaltete. Dann ließ er den Diener alles zusammen auf einem Tablett Alexander vor Augen halten.
    Eine gelbliche Paste, die einen ekelerregenden Geruch verströmte. Ein knapp fingerlanger und -hoher Klumpen gelber Paste. Josephus las die Gefühle seines Gastes angesichts dieser unappetitlichen Ware von dessen Gesicht ab.
    „Jetzt denkst du, ich erlaube mir einen Spaß mit dir, nicht wahr?“ Er schwieg einen Moment und schaute nachdenklich drein. „Weißt du, es ist sehr leicht, mit Purpur zu betrügen. Mit unechtem Purpur. Es gibt eine Reihe von Farbsubstanzen, mit denen du Stoff purpurn färben kannst und die sehr viel günstiger zu haben sind. Leider sind die Farben weniger dauerhaft und sie besitzen nicht das Leuchten, das den echten Purpur auszeichnet. Echter Purpur ist unvergleichlich und erzeugt den Farbton, den Könige für ihre Staatsgewänder bevorzugen“, setzte er feierlich hinzu.
    Mit einer Hand schob Alexander das Tablett mit der stinkenden Paste beiseite. Gerade noch rechtzeitig hatte er erkannt, dass Purpur doch nicht das Richtige war. Schon die Möglichkeit von Betrug ließ ihn schaudern. Josephus hatte ihn beobachtet und gab dem Diener abermals ein Zeichen.
    „Wenn du erlaubst, zeige ich dir auch die anderen Pasten und Pulver, und dann magst du deine Entscheidung noch einmal überdenken. Ich hoffe, es eilt dir nicht.“
    Zögernd lehnte sich Alexander zurück und nippte an seinem Becher. Der Wein war hervorragend, da hatte der Händler die Wahrheit gesagt. So einen Wein vergeudete man nicht an einen Fremden, der einem gleichgültig war. Und es konnte ja nicht schaden, sich von dem Alten belehren zu lassen.
    „Warum bringst du deinen Purpur nicht selbst in den Norden?“
    Für achtzig Solidi bekam man ein kleines Landgut, und für die hundertsechzig, die man an Gewinn mit dem Purpur erzielen konnte, schon ein recht beachtliches Anwesen. Warum nahm Josephus das Geschäft nicht in die

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