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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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schon ein wenig ein. Das Maul klaffte auf und war in der letzten Qual erstarrt. „Was geschieht mit ihm?“, fügte sie mit belegter Stimme hinzu und deutete auf das tote Fohlen.
    Wittiges fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Überlass das mir. Geh nur“, murmelte er schließlich. Er wollte ihr nichts von Abdeckergruben erzählen, in denen Kadaver wie der von Romanus außerhalb der Stadt verbrannt wurden.
    Er wartete keine Stunde neben dem toten Tier. Denn ein dumpfes Pochen hallte durch den Stall, und ein Pferd wieherte unentwegt. Bella, die nach ihrem Fohlen schrie. Die Stute litt schon seit Tagen und war immer unruhiger und aufgebrachter geworden. Sie verstand ja nicht, warum man ihr Romanus weggenommen hatte. Wittiges kannte nur ein zuverlässiges Mittel, sie zu beruhigen, er hatte es schon einmal ausprobiert. Er holte Bauto aus seinem Verschlag und führte ihn zu ihr. Der kleine Hengst beschnoberte die Stute geradezu mitfühlend, und sie legte den Kopf auf seinen Rücken. Wittiges klopfte ihr den Hals, prüfte ihren unregelmäßigen Herzschlag und spürte, wie er in das alte Gleichmaß zurückfand. Sein Bauto bewirkte ein kleines Wunder. So konnte er die beiden getrost allein lassen.
    Als er zwei Knechten begegnete, wies er sie an, einen Karren herbeizuschaffen, und legte das tote Fohlen hinein. Und weil ihn Trauer und Verwirrung nicht verlassen wollten, begleitete er den Wagen mit dem Kadaver bis vor die Stadt und bezahlte mit seinen letzten Münzen das Holz für den Scheiterhaufen. Der Abdecker wollte ihn davon abbringen, das Pferd verbrennen zu lassen, und bot ihm sogar einen Betrag für den Kadaver an. Das Fell war wertvoll, ging Wittiges auf. Und vielleicht sollte auch das Fleisch verkauft werden, aber von all dem wollte er nichts wissen. Er wollte Romanus brennen sehen. Unwillig beschickte der Abdecker mit seinen Helfern den Holzstoß mit Feuer. Erst leckten die Flammen nur zögernd und tasteten sich behutsam wie helle Finger vor. Sie erschienen Wittiges grauenerregend, von geheimem, unterweltlichem Leben erfüllt, wie sie plötzlich kreischend aufsprangen und das tote Tier in Rauch hüllten. Ein widerlicher Geruch stieg auf, der Leib wurde ab und zu sichtbar und schien sich aufzubäumen, Knochen brachen knackend. Schließlich erschien der nackte Schädel, von den Flammen geschwärzt, die Zähne gebleckt.
    Wittiges hielt stoisch aus, während ihn die Abdecker mit bösen Blicken bedacht. Erst als der Scheiterhaufen zusammenfiel, stieg er wieder auf das Ross, das er sich ausgeliehen hatte, und ritt mit verhängtem Zügel zurück zur Stadt. Er hatte eine Läuterung erfahren. In diesem Moment war das Kapitel Brunichild abgeschlossen. Nie wieder, schwor er sich. Nie wieder kommst du ihr auf weniger als zehn Schritte nahe.
    Unterwegs fiel ihm Alexander ein, und er schaute ohne viel Hoffnung nach ihm aus. Was wollte er mit ihrem ganzen Geld anfangen? Bei dem Gedanken war ihm alles andere als wohl. Alexander hatte sich etwas ausgedacht, wie sie zu mehr Geld kommen konnten, aber er, Wittiges, wusste nicht, worum es sich handelte. Das Geld ohne Nachfragen ausgehändigt zu haben, erschien ihm nun als purer Leichtsinn.
    Alexander hatte sich am Morgen auf den Märkten und bei den Händlern herumgetrieben. Er wollte aber, bevor er das Geld anlegte, noch Rücksprache mit Wittiges halten, obwohl dieser nur knapp zehn Solidi hatte beisteuern können. Erst auf den Märkten war Alexander bewusst geworden, dass er von den Gesetzen des Handels und dem Marktwert einzelner Güter wenig Ahnung hatte. Eher spontan hatte er sich schließlich für eine Sache entschieden. Doch dann hatte er im letzten Moment gezögert und beschlossen, den Kauf noch einmal zu überdenken. Der griechische Händler hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt. Da die Weiterreise ja nicht unmittelbar bevorstand, konnte sich Alexander den Aufschub leisten.
    Nicht weit vom Stalltor entfernt stand ein Mädchen und kam auf ihn zu. Die Kleine war Prinzessin Brunichilds Magd. Aletha. Gerade fiel Alexander der Name ein, den er von anderen Bediensteten aufgeschnappt hatte.
    „Willst du in den Stall?“, fragte sie.
    „Ich bin auf der Suche nach Wittiges, dem Stallmeister. Kennst du ihn, hast du ihn gesehen?“
    Sie war ein hübsches Mädchen, dessen angelegentlicher Blick den Verband streifte, der immer noch das gebrochene Handgelenk steif hielt. „Du bist Alexander, der Musiker.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Du wartest

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