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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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aus seiner Begleitung herbei und wies sie an, Alexander ins Gefängnis der Stadt zu bringen, wo er bis zur Klärung der Anschuldigung bleiben sollte. Und solange nichts Gegenteiliges bewiesen war, galt der Sklavenstatus. Die Verhaftung war vielleicht keine gerechte Maßnahme, aber eine wirksame, um den Mann der Wut und den Rachegelüsten Falcos und Ingomers zu entziehen. Und die Beschuldigung war nun einmal ausgesprochen. Er würde sich später damit befassen. Der Junge tat ihm fast leid, er wollte ihm nichts Böses, aber einige Zeit im Kerker würde ihn nicht umbringen. Die beiden jungen Krieger nahmen Alexander in die Mitte und drängten ihn mit gezogenen Waffen vorwärts.
    In einem zaghaften Aufbegehren blieb Alexander stehen und schaute zurück. „Josephus“, schrie er dem griechischen Händler zu, „such Wittiges und sag ihm, was mir zugestoßen ist.“ Der Alte starrte ihn an, zog die Schultern hoch und schloss kopfschüttelnd die Tür.
    Auf Gogo setzte Alexander keine Hoffnung mehr. Unschwer hatte er erkannt, wie sehr es dem Herzog zuwider war, sich überhaupt mit ihm abzugeben.
    Im Kerker wurde er von gleichmütigen Männern in Empfang genommen, die ihn ohne Zaudern in eine lichtlose Kammer führten und unsanft in den Rücken stießen, sodass er hinfiel. Sie gingen mit ihm um, als wäre er eine Gliederpuppe. Einer zerrte seine Füße über ein merkwürdiges flaches Eisengestell, aus dem in regelmäßigen Abständen kurze Eisenstäbe wie die Spitzen einer Harke hervorstachen, die aber in Ösen endeten. Sobald seine Füße zwischen den Stäben steckten, schob der andere eine Stange durch die Ösen hindurch und hakte sie außerhalb seiner Reichweite fest.
    „So, Sklave“, sagte der erste, „das war’s dann. Halt dich ruhig oder du scheuerst dir die Knöchel auf.“
    Die Lampe, die die Büttel mitgebracht hatten, nahmen sie mit. Der Raum versank in Dunkelheit. Alexander befiel eisiges Entsetzen. Sein Herzschlag setzte aus. Die köstliche Freiheit, die er gerade noch genossen hatte, verwandelte sich in eine Gaukelei der Parzen, der alten Schicksalsgöttinnen, die sich einen grausamen Spaß mit ihm erlaubten. Er hätte es wissen müssen: Die Freiheit war nicht für ihn bestimmt. Zur Strafe dafür, dass er mit seinem Sklavendasein gehadert hatte, war ihm nun etwas weitaus Schrecklicheres widerfahren. Keinen Moment zweifelte er daran, dass Dux Gogo ihn in diesem Verlies vermodern lassen würde.
    5
    Noch am Nachmittag stellte sich eine Besucherin ein, die mit einer Empfehlung Bischof Gundoins kam. Neugierig, wenn auch voller Vorbehalte ließ Brunichild sie eintreten und sah sich einer Frau mittleren Alters gegenüber, die wie eine Witwe gekleidet war. Sie trug schlichte dunkle Gewänder, einen Schleier über dem wohlfrisierten Haar und keinerlei Schmuck. Aber allein der Schnitt der Kleidung, der zarte Parfümduft, die ganze Haltung wie auch die feinen Gesichtszüge verrieten die vornehme gebildete Dame.
    „Ich bin Placidia, Prinzessin“, sagte die Frau mit weicher, angenehmer Stimme.
    „Sei mir willkommen. Bitte, nimm Platz!“, forderte Brunichild die Besucherin höflich auf und deutete auf einen Stuhl, den Aletha eilig zurechtrückte.
    „Ich danke dir.“ Mit fast unmerklicher Verzögerung gelang es Placidia, sich erst auf dem Stuhl niederzulassen, nachdem Brunichild sich gesetzt hatte. Zum ersten Mal spürte diese die Veränderung ihrer Stellung. Hier wurde ihr als zukünftiger Königin Respekt gezollt. Bislang war es eher so gewesen, dass sie Höflichkeit und Respekt einer Frau wie dieser schuldete. Jetzt hatten sich die Verhältnisse umgekehrt. Daran musste sie sich erst gewöhnen und fühlte sich noch unbehaglich wie in zu großen Schuhen.
    Sie ließ Placidia eine Schale mit Süßigkeiten und einen Becher Wein anbieten. Beides wurde mit einer eleganten, kleinen Geste abgelehnt. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich verzichte auf alles, was über die reine Notwendigkeit, den Körper zu erhalten, hinausgeht und sinnlichen Genuss verspricht.“
    Eine Asketin! Brunichild war fasziniert. Allerdings zeigten Asketen in ihrer Vorstellung nicht ein derart gepflegtes Äußeres und gingen barfuß. Diese Frau, das hatte sie beim Eintreten gesehen, trug wunderschöne Seidenschühchen.
    „Bischof Gundoin bat mich, mit dir zu sprechen, da er der Ansicht ist, dass von den dich betreffenden Belangen eine Frau mehr versteht“, fuhr Placidia mit einem leichten Lächeln fort. „Natürlich habe ich seiner

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