Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Bitte gern entsprochen.“
Muss ich diese Placidia kennen?, überlegte Brunichild. Sie konnte sich nicht erinnern, dass irgendjemand die Frau erwähnt hatte. Scheinbar unbeschwert gab sie das Lächeln an die Besucherin zurück. „Nochmals: Sei mir willkommen! Nur verzeih mir meine Unwissenheit, aber ich habe nicht verstanden, warum dich der Bischof mit einer Mission betraut hat, die du mir sicher gleich erläutern wirst.“
War das zu unverblümt? Brunichild merkte, wie ihr warm wurde.
Placidia zog die dünnen Brauen hoch. „Weil er mich kennt. Ich bin seine Gattin.“
Die Gemahlin des Bischofs! Brunichild gab sich kaum Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Gundoin leistete sich eine Ehefrau, wenn auch eine Asketin, und bekannte sich offen zu ihr.
„Und sicher weißt du durch das Beispiel deiner eigenen Mutter, dass die höchste Pflicht einer getreuen Ehefrau darin bestehlt, dem Herrn zu dienen“, ergänzte Placidia.
„Gott?“, warf Brunichild irritiert ein.
„Ja, auch Gott, alle wahren Christen dienen ihm aus vollem Herzen.“ Placidias Stimme schwankte unmerklich und fuhr dann im gleichen melodischen Ton wie zuvor fort. „Aber eine Ehefrau ebenso ihrem angetrauten Gatten. Mit diesem Gehorsam, der ganz im Sinne Christi ist, gewinnt sie ihre Würde und Macht.“
Eine bemerkenswerte Ansicht, stellte Brunichild für sich fest: scheinbare Unterordnung, um desto besser die eigenen Absichten zu verfolgen. Ihre Mutter verstand sich hervorragend auf diese Disziplin. Sie kannte keine erfolgreichere Ränkeschmiedin als Goiswintha, die so gut wie immer ihre Ziele erreichte.
„Ja“, warf Brunichild eifrig ein, „ich verstehe, was du meinst.“
Mild und wohlwollend strahlte Placidia sie an. „Das wusste ich, sobald ich dich sah. Du wirst deinem Gemahl in allem folgen, in dem zu folgen er dir befiehlt. Und sei gewiss, du tust das Rechte.“
„O ja!“, hauchte Brunichild ergriffen.
„Die Ehe bedeutet Einheit im Fleisch und im Geist. Das ist ihr tiefstes Geheimnis.“
„Du und der Bischof, - ihr vollzieht regelmäßig die Einheit im Fleisch?“, fragte Brunichild mit trügerischer Unschuld. „Ich bin mit den Sitten der römischen Christen und ihres Klerus’ wenig vertraut, versuche aber so viel wie möglich darüber zu erfahren.“ Sie wusste sehr wohl, dass die Kirche, die arianische wie die römische, Ehen von Priestern missbilligte. Es gab sie noch, aber immer seltener. Ein verheirateter Bischof galt schon fast als Schande.
Verstohlen beobachtete sie die Frau. Erst wurde Placidia blass, dann straffte sie sich und hielt ihre Hände nicht mehr locker, sondern verkrampft im Schoß.
„Wir haben geheiratet, lange bevor Gundoin in den Klerus berufen wurde. Und bevor mein Gemahl die Weihe erhielt, vollzogen wir die Trennung von Tisch und Bett und halten uns an die Vorschriften, die uns jeglichen vertraulichen Umgang miteinander verbieten. Um Christi und des hohen Amtes willen, das Gundoin übernommen hat, entsagen wir. Wir leben im gleichen Haus, sprechen aber niemals ohne Zeugen miteinander - und dann nur das Notwendigste. Ich nehme an, das wolltest du wissen“, entgegnete Placidia. Die Stimme klang nun eindeutig schroff.
Schlange!, dachte Brunichild verächtlich. Du hast dich einspannen lassen, um mich mit deinem Gesäusel einzuwickeln. „Ich danke dir für deine Offenheit“, sagte sie gemessen und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: „Es gibt so viel, worüber ich nachdenken muss.“
Placidia stand auf, denn sie sah ein, dass es zwecklos war, das Gespräch fortzusetzen.
Brunichild erlaubte ihr aber einen würdigen Rückzug, indem sie huldvoll das kleine Goldkreuz annahm, das ihr Placidia zum Abschied überreichte. Das Kreuz galt bei den Arianern wie bei den römischen Christen als heiliges Symbol. Sie beging also keinen Verrat an ihren Überzeugungen, sondern stimmte eher einem Waffenstillstand zu. Außerdem war es ein entzückendes Schmuckstück. Sobald Placidia verschwunden war, ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen und atmete tief und heftig ein paar Mal aus und ein.
„Nimm das!“ Sie hielt Aletha das Kreuz hin. „Ich schenk’s dir.“
Bis zum Abend hatte sie einige Erkundigungen eingezogen, einen Brief geschrieben und nach Wittiges geschickt. Bevor er eintreten durfte, sorgte sie dafür, dass sie nicht allein mit ihm war. Unter den anwesenden fränkischen Edlen war auch der Vertraute Gogos, der Vicarius Priscus, der nun ihre Leibgarde befehligte.
Wittiges kniete vor
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