Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
sagst.“
„O doch!“
„Aber du wirst einmal heiraten.“
„Nie! Es sei denn, du zwingst mich dazu.“
Bedächtig schüttelte Brunichild den Kopf. „Du bist noch ein Kind, also brauchen wir uns darüber jetzt keine Gedanken zu machen. Aber Chilperich ...“
„Du lässt dich von seinem Äußeren blenden. Vielleicht auch von seinen Manieren. Aber glaub mir, das bedeutet gar nichts“, fiel ihr Aletha ins Wort.
„Ach nein? Woher bist du bloß so schlau? Gefällt dir denn überhaupt kein Mann?“
Aletha dachte über die Frage nach. „Ich weiß nicht ...“
„Vielleicht Wittiges?“, fragte Brunichild mit einem Unterton, der Aletha aufhorchen ließ.
„Auch der nicht. Keiner, ich sag’s dir doch.“ Damit war die unerquickliche Unterhaltung beendet, und Brunichild hatte sich etwas gefangen. Sie kamen nicht auf das Thema zurück, nur Aletha dachte weiter darüber nach. Es gab jemanden, der ihr zumindest keinen Widerwillen einflößte. Sie hatte ihn nur einmal gesprochen und es war ihr einen seltsamen Augenblick so vorgekommen, als würde sie ihn näher kennen, was nicht stimmte. Aber sie hatte noch die Botschaft im Ohr, die er ihr aufgetragen hatte.
Richte Wittiges aus, dass ich mich für den Purpur von Josephus entschieden habe. Eine sonderbare Botschaft, die sie nicht hatte überbringen können, denn der Stallmeister war nach Toledo geschickt worden, ehe sie mit ihm hatte sprechen können. Und Alexander war verschwunden.
Fredegund holte sie aus ihren Grübeleien. „Hörst du mir überhaupt zu?“
„Was ist? Hast du was gefragt?“, entgegnete Aletha schuldbewusst und nahm ihre Umgebung endlich wieder wahr.
Lyon war eine Stadt, die wie so viele von der römischen Vergangenheit zehrte und auch unter den nachfolgenden Herren blühte. Davon zeugten die Handelsschiffe im Hafen, die vielen Häuser, die neu erbaut sein mussten, und ein Kunterbunt an Baustilen aufwiesen: Fachwerk mit Binsendächern neben Steingebäuden mit Säulenvorbauten. Viele Tore führten in Binnenhöfe, in denen entweder ein Handwerk ausgeübt oder Ware gestapelt wurde. Lyon lag an einer der meistfrequentierten Handelsrouten. Es gab Viertel mit syrischen, griechischen oder jüdischen Händlern.
„Ich wollte wissen, wie es Prinzessin Brunichild hier gefällt. Ob sie unter Heimweh leidet“, wiederholte Fredegund bereitwillig.
„Hast du nie darunter gelitten?“, wich Aletha aus.
„Ich?“ Fredegund lachte. „Ich bin so lange von zu Hause fort, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnere. Und jetzt bin ich die meiste Zeit unterwegs. Einen Monat hier, den nächsten dort.“ Sie musste etwa so alt wie Brunichild sein. Lockiges, rotes Haar fiel ihr ungebändigt auf die Schultern. Die Kleidung betonte die hübsche, üppige Figur. Der dunkelgrüne Umhang wurde von einer Silberfibel zusammengehalten, und um den Hals lag eine feingliedrige Goldkette. Fredegund konnte keine gewöhnliche Dienerin sein.
„Und wem dienst du? Das hab ich nicht ganz verstanden“, erklärte Aletha.
„Audovera. Ich bin eine ihrer Kammerfrauen und in ihrem Haushalt aufgewachsen. Du weißt, wer Audovera ist?“
Aletha nickte. Chilperichs Gattin, die Frau des Mannes, in den sich Brunichild verguckt hatte. Brunichild hatte von deren unnahbarer Art erzählt. Wie hielt es Fredegund mit einer solchen Herrin aus? Allerdings wirkte sie nicht so, als hätte sie unter einer allzu strengen Herrschaft zu leiden.
„Nun erzähl endlich von deiner Prinzessin. Wie ist sie? Wie denkt sie über ihre neue Verwandtschaft?“, bohrte Fredegund nach.
„Sie findet alle sehr freundlich und aufmerksam.“
„Ach komm! Gibt es keinen, den sie besonders mag?“ Fredegund zwinkerte ihr zu. „Du kannst es ruhig verraten.“
„Wenn du mich so geradeheraus fragst ...“ Aletha überlegte. „Ja, es gibt jemanden. Warte, wie heißt er doch gleich?“
„Denk nach, dann fällt es dir bestimmt ein.“ Fredegund betrachtete sie erwartungsvoll, Rusticula, die andere Magd, kicherte leise.
„Es sind so viele“, fuhr Aletha nachdenklich fort. „Ich glaube, es dauert mindestens eine Woche, bis Brunichild sie alle beim Namen kennt. Und ich erst! Aber ich beschreib ihn euch. Wo soll ich anfangen? Er ist blond und hübsch. Ich bin sicher, er gehört zu den Menschen, die alle anziehend finden. Brunichild ist seinem Charme sofort verfallen. Sie hat es mir erzählt.“
Fredegund betrachtete sie kritisch. „Dann spann uns nicht länger auf die Folter. Du weißt den
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