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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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einen ummauerten Garten mit Springbrunnen genau dort entdeckte, wo sie ihn erwartet hatte.
    Das Amphitheater war in den steilen Hügelhang hineingebaut, so dass es die Baumeister mit den ansteigenden Sitzreihen leicht gehabt hatten. Von den ehemals grandiosen Spielen zeugten in die Wände eingelassene Masken und eine Bühne, die fast vollständig erhalten war. Auf einem Pfosten am Bühnenaufgang erhob sich eine Bronzeschlange. Wie unter Zwang fuhr Aletha mit einer Hand über den gewundenen, geschuppten Leib und hatte den befremdlichen Eindruck, ein vertrautes Ritual zu vollziehen.
    Eine gewisse Schwermut ergriff sie, die sie sich nicht erklären konnte. Unterdessen wehrte sie Fredegunds neckische, aber unverblümt neugierige Fragen nach Brunichild und dem Leben in Toledo ab oder beantwortete sie äußerst zurückhaltend. Fredegund dagegen redete freimütig über die königliche Familie, nannte Guntram einen Frömmler und Sigibert kriegslüstern. Aber es klang nicht, als fände sie die Brüder unsympathisch. Über Lyon wusste sie wenig. Nur dass die Stadt früher der Sitz der burgundischen Könige gewesen war, bis die Franken Burgund erobert und das alte Königshaus ausgelöscht hatten.
    Aletha setzte sich auf eine Stufe. „Geh nur“, sagte sie. „Lass mich ein bisschen rasten, ich finde dich schon wieder.“
    „Was hast du? Du bist auf einmal blass.“ Fredegund ließ sich neben ihr nieder und legte wie beschützend einen Arm um sie. „Und hör endlich auf, mir zu sagen, was ich tun soll. Was fehlt dir?“
    „Nichts, gar nichts ...“ Aletha legte die Hand auf den Magen und schüttelte den Kopf. „Es ist wirklich nichts. Und nun lass uns gehen. Ich möchte nicht zu spät zurückkommen. Brunichild ist großzügig, aber jede Großzügigkeit hat ihre Grenzen.“
    „Also, ich hätte solche Hemmungen nicht“, bekannte Fredegund vergnügt.
    Brunichild hatte ihre Magd nicht vermisst. Das Begräbnis von Guntrams Sohn war mit großem Pomp begangen worden, und es war ihr nicht möglich gewesen, sich den Feierlichkeiten zu entziehen. Ein langer Zug hatte den Katafalk des Toten, der auf einem Ochsenwagen befördert wurde, durch die Stadt zur Kathedrale geleitet. Das Geschrei der Klageweiber hallte durch die Straßen, Marcatrud hatte sich die Wangen blutig gekratzt und musste von zwei Dienerinnen gestützt werden. Brunichild ging mit den anderen Frauen des Hauses hinter ihr.
    Der Erzbischof von Lyon hatte die Totenmesse zelebriert, und es kam auch dabei nicht in Frage, sich mit dem Hinweis auf das andersartige Bekenntnis fernzuhalten. Niemand aus der Sippe hätte das verstanden. Vor allem Guntram nicht, dessen Gram um den toten Sohn wieder auflebte. Auch Chilperich wirkte bedrückt und traurig. Und es lag Brunichild daran, diese Trauer nicht nur mit ihm, sondern mit der ganzen Familie zu teilen.
    Jetzt, am Tag danach, war sie froh, sich in einem der Gärten ergehen und die Maske der Trauer ablegen zu können. Zu ihrer Überraschung blieb sie nicht lange allein. Chilperich kam ihr auf einem Weg zwischen niedrigen Buchsbaumhecken und noch kahlen Rosensträuchern entgegen.
    Er sah sich suchend um. „Sonst keiner hier?“, murmelte er. „Haben dich alle allein gelassen? Wie unhöflich.“
    „Nein, nein, mir ist das recht so. Sicher sind alle beschäftigt oder ruhen sich aus“, winkte Brunichild ab. Auf einmal lebte das leidenschaftliche Gefühl für ihn, das während der ermüdenden Zeremonien ein wenig abgeebbt war, wieder mächtig auf. Chilperichs Nähe verursachte ihr Herzflattern.
    „Dann musst du mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen, es sei denn, du ziehst das Alleinsein vor.“ Er betrachtete sie prüfend. „Du fürchtest dich doch nicht vor mir?“
    Brunichild lachte, es klang ein bisschen überspannt. „Sollte ich das?“
    „Bestimmt nicht“, beteuerte er, nahm sie bei der Hand, führte sie zu einer kleinen Laube und deutete auf eine Bank. „Setzen wir uns.“ Er schaute sie wieder an, bis sie errötete. „Du hältst mich sicher für einen Barbaren, aber es ist eine Freude, dich zu betrachten, und nach Freude ist mir nach all dem Kummer sehr zumute. Guntram ist ein armer Teufel.“
    Brunichild erschien die Bezeichnung nicht ganz passend. „Weil ihm ein Sohn gestorben ist?“, fragte sie. Chilperich hielt ihre Hand fest und streichelte sie nun abwesend.
    „ Ein Sohn? Es ist wie ein Fluch. Die Kinder sterben ihm alle, bevor sie erwachsen sind. Und er gerät deshalb nicht einmal außer sich und verflucht

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