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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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weitergehen sollte. Die Kerkerwächter waren eine maulfaule Bande, die ihn zunehmend schikanierte. Daran erkannte er, dass die Prinzessin mit ihrem Gefolge Marseille verlassen hatte. Also hatte niemand Wittiges über seinen Verbleib informiert, und dieser hatte, - was beinahe noch schlimmer war -, nicht nach ihm gesucht. Er hatte ihn aus seinem Leben gestrichen und vergessen.
    Nach einigen Tagen ersparten ihm seine Wärter die Eisenstange, ketteten ihn aber an. So erreichte er, die Kette hinter sich herzerrend, den Kübel für die Notdurft, der in einer Ecke des Verlieses stand. Aber er konnte sich nicht waschen. Er kam sich unsäglich schmutzig vor, das Haar war voller Läuse und er kratzte sich die Kopfhaut blutig. Jeden Tag bat er um einen Eimer Wasser und ein bisschen Seife, denn er hatte sich noch lange nicht aufgegeben.
    Irgendwann kamen sie zu dritt.
    „Steh auf!“, knurrte einer der Wärter und stieß ihn an.
    „Habt ihr Nachrichten für mich? Bringt ihr mir endlich Wasser?“ fragte Alexander.
    Der Wärter grinste hinterhältig. „Wasser kannst du haben.“ Er winkte einem der beiden anderen.
    Tatsächlich brachte dieser einen halb vollen Eimer und sogar etwas schmierige Seife in einer Tonschale und ein dünnes, mäßig sauberes Handtuch.
    „Danke, danke“, stammelte Alexander überwältigt.
    „Na, dann mach mal“, sagte der Erste, lehnte sich an die Kerkerwand und pfiff vor sich hin.
    Irgendetwas warnte Alexander, aber die Versuchung war zu groß. Er streifte das verschmutzte Gewand ab, drehte sich so, dass er den Wächtern den Rücken zukehrte, und wusch sich mit hastigen Bewegungen. Das Wasser war kalt, aber ungemein erfrischend, sodass er unter anderen Umständen die Reinigung genossen hätte. Als er in sein Gewand schlüpfen wollte, packten ihn unvermittelt zwei der Wächter, stießen ihn auf die Knie und hielten ihn fest.
    „Was wollt ihr?“, schrie er und versuchte vergeblich, sich zu loszureißen.
    „Freu dich, du kommst bald heraus. Wir sollen dich auf dem Sklavenmarkt verkaufen. Deine Franken haben keine Verwendung mehr für dich. Aber wir schon. So ein glatthäutiges Bürschchen wie du ist besser als eine Hure, für die wir bezahlen müssen.“
    Als ihn der Erste vergewaltigte, biss er sich die Zunge blutig, aber es drang kein Laut aus seiner Kehle. Diesmal würde er nicht schreien, auch wenn die Gewalt, die man ihm antat, ebenso grauenhaft war wie das Entsetzliche, das andere Peiniger vor neun Jahren mit ihm angestellt hatten: jene Operation, die aus seinem Körper ein Gefängnis für seine Seele gemacht hatte.
    9
    Lyon war eine Stadt, die Aletha in einen beunruhigenden Taumel versetzte. Sie war mit zwei Mädchen aus dem königlichen Haushalt unterwegs, die eine, Fredegund, hatte sie aufgefordert, mit ihnen zu kommen, und Brunichild hatte nichts gegen diesen Ausflug einzuwenden gehabt. Die Prinzessin war durcheinander, seit sie ihre neue Familie kennengelernt hatte. Vor allem einen davon. Aletha erinnerte sich nur zu gut an das Gespräch, das sie geführt hatten, nachdem Brunichild sich am ersten Abend nach einem ausgiebigen Mahl endlich hatte zurückziehen können.
    In dem prächtigen Zimmer, das ihnen zugewiesen worden war, hatte Aletha auf sie gewartet und währenddessen eine Kleidertruhe ausgepackt. Die Sachen rochen nach der Schiffsreise leicht muffig, und sie wollte sie in den Kräuterduft hängen, der aus einer eigens präparierten Kohlenpfanne aufstieg.
    Brunichild stürzte zur Tür herein, ließ sich auf einen Armlehnstuhl fallen, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Unaufgefordert stellte Aletha einen Becher mit heißem, gewürztem Wein neben sie und wartete einfach ab.
    „Aletha, ich bin verloren“, stieß sie schließlich hervor.
    „Das glaube ich nicht“, erwiderte Aletha gelassen. „Aber was ist passiert? Haben dich deine neuen Verwandten beleidigt? Bedrohen sie dich? Sind sie noch ungehobelter als erwartet?“
    „Nichts davon. Es gibt einen unter ihnen, der ... der ...“ Brunichild geriet ins Stottern. „Chilperich, ein Bruder Sigiberts.“

„Ich hab ihn gesehen, als er hereinkam. Ich hatte in der Halle auf die Kleidertruhen gewartet. Groß, breitschultrig, gut aussehend, lange blonde Locken?“
    „Ja, das ist er.“ Brunichild sah mit schwimmendem Blick zu ihr auf. „Gefällt er dir?“
    „So wenig wie alle anderen. Ich mag keine Männer“, erklärte Aletha.
    Brunichild grinste schwach und wischte sich über die Wangen. „Du weißt nicht, was du

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