Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
Namen!“
    „Warte... Er fängt mit C an, nein mit Ch  ...“
    Es war nicht schwer, in Fredegunds Gesicht zu lesen. Sie wartete auf eine Bestätigung dessen, was sie bereits zu wissen meinte. Das überraschte Aletha nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Klatsch war sie gewöhnt. Am Hof von Toledo liebten alle Klatsch und Tratsch, von der jüngsten Küchenmagd bis zur Königin. Das war in Lyon sicher nicht anders.
    „Chlodwig.“
    Verblüfft starrte Fredegund sie an.
    „Chlodwig? Bist du sicher?“
    Aletha nickte freundlich.
    „Aber ...“
    „Ja, der Fratz, der gerade laufen lernt. Er ist entzückend, nicht wahr? Hoffentlich wird er groß und stirbt nicht wie seine Brüder an einem tückischen Fieber.“ Das Kind war König Guntrams jüngster Sohn, benannt nach seinem großen Ahnherrn. Brunichild hatte ihn einmal auf dem Arm gehalten und gekitzelt, bis er vor Freude laut gekräht hatte.
    Fredegunds Augen wurden ganz schmal vor Ärger, aber dann entspannten sich ihre hübschen Züge wieder und sie grinste versöhnlich. „Wie man sich täuschen kann! Wir haben dich für etwas einfältig gehalten. Aber ich mag Mädchen mit Witz“, sagte sie ironisch.
    „Nein, nein!“ Vehement schüttelte Aletha den Kopf. „Du täuschst dich schon wieder. Ich kann dir einfach nichts verraten, was ich nicht weiß. Es ist zu früh. Sag mir lieber: Wie ist der Gemahl deiner Herrin? Chilperich. Ich hab ihn einmal gesehen. Er ist ...“ Sie strich sich kokett über die Hüften, und Fredegund lachte anerkennend auf.
    „Und ob er das ist! Ich geb offen zu, ich bete ihn an! Er ist klug, geistreich und ...“
    „... bekommt jede Frau ins Bett, die ihm gefällt“, fiel ihr Rusticula ins Wort und kicherte wieder. „Sag deiner Brunichild, sie soll sich auf jeden Fall vor ihm in Acht nehmen. Seinen schönen Augen und seiner Honigstimme ist schwer zu widerstehen.“
    Fredegund lachte sie aus. „Gib es nur zu: Du willst ihn, aber du kriegst ihn nicht.“
    Rusticula kreischte vor Vergnügen. Zwischen den beiden jungen Frauen entspann sich ein anzügliches Wortgefecht, auf das Aletha nicht weiter achtgab. Das Wesentliche hatte sie begriffen. Vielleicht war es für eine Warnung noch nicht zu spät. Sie würde Brunichild am Abend alles erzählen, in der Hoffnung, deren Schwäche für Chilperich entgegenzuwirken.
    Auf einmal packte Fredegund sie am Arm und zog sie von einer Gasse weg, in die sie einbiegen wollte.
    „He! Hier geht’s zu den Seidenhändlern.“ Die beiden Mägde hatten ihr vor dem Aufbruch erklärt, sich nach Seidenbändern umschauen zu wollen.
    „Aber diese Gasse führt zum Amphitheater, oder nicht?“, fragte Aletha.
    „Stimmt. Ich dachte, du kennst Lyon nicht?“
    „Nein.“ Verwirrt sah sich Aletha um. Nein, sie kannte Lyon nicht, und doch kam ihr die Stadt auf seltsame Art vertraut vor. Seit sie mit den beiden jungen Frauen unterwegs war, war ihr, als hörte sie eine leise Stimme in ihrem Innern, die ihr etwas über diese Stadt erzählte. Eine Stimme wie aus einem vergessenen Traum, die eine Erinnerung heraufbeschwor. Ganz sicher war sie noch nie in Lyon gewesen. Und doch hatte sie den höchst beunruhigenden Eindruck, heimzukommen. „Aber es kann sein, dass mir jemand etwas über diese Stadt erzählt hat.“
    „Also, was nun? Willst du zum Theater oder zu den Seidenhändlern?“
    Aletha zögerte. Sie hatte ein Bild des Amphitheaters vor Augen und wollte sich davon überzeugen, wie präzise die Erinnerungen waren, die es eigentlich nicht geben konnte. „Sagt mir, wo ich die Händler finde, dann komme ich nach. Ist euch das recht?“, fragte sie schüchtern.
    „Komm“, sagte Rusticula und zog Fredegund mit sich, „sie ist anders als wir. Wahrscheinlich machen sich Westgotinnen nichts aus Tand. Vom Tratschen verstehen sie auch nichts.“
    „Geh du vor, wir kommen nach“, beschied Fredegund sie und hakte sich bei Aletha ein. „Am Ende verläuft sie sich noch, und wir sind schuld.“
    Rusticula zog einen Schmollmund und trollte sich.
    „Du musst mich nicht begleiten“, sagte Aletha rasch. „Ich finde mich allein zurecht.“
    „Kommt nicht in Frage“, erklärte Fredegund energisch. „Du bist ein Gast, und das verpflichtet mich. Audovera würde es nicht verstehen, wenn ich dich im Stich ließe. Die Seidenbänder können warten.“
    Aletha wäre gern allein gewesen, um den verwirrenden Gefühlen nachzugehen, die diese Stadt in ihr auslösten. Sie hatten bereits im Palast angefangen, als sie einen Innenhof und

Weitere Kostenlose Bücher