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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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er wieder im Amtszimmer des Comes und kam ohne Umschweife zur Sache. „Wie es aussieht, hältst du meinen Diener in Haft. Die Sache mit dem Diebstahl verstehe ich nicht, und ich frage mich, warum mich niemand von dem Vorfall unterrichtet hat. Vor meiner Abreise nach Toledo wäre bestimmt noch Zeit gewesen, mich als Alexanders Herrn ausfindig zu machen. Also, wie sieht es mit der Anklage aus? Kann ich meinen Diener sprechen und selbst zu der Sache befragen?“
    Das lehnte der Comes rundweg ab. Aber er ließ einen Schreiber rufen, der eine Notiz vorlegte, aus der der Grund der Anklage einigermaßen ersichtlich war. Alexander hatte einem Mann namens Ingomer einen Lederbeutel mit achtzig Solidi gestohlen.
    „Hat er nicht“, erklärte Wittiges heftig, „das Geld gehört mir. Ich habe Alexander damit in die Stadt geschickt, um etwas zu besorgen. Also lasst meinen Diener frei. Und wo ist das Geld jetzt?“
    „Vermutlich bei seinem Eigentümer“, beschied ihn der Comes , „dem fränkischen Edlen, der einen Zeugen beibringen konnte, ich erinnere mich nun daran. Der Sklave Alexander unterliegt zweifelsfrei Dux Gogos Gerichtsbarkeit. Wir mussten einige Zeit auf sein Urteil warten, aber nun hat uns ein Schreiben mit der Anweisung erreicht, den Mann zur Strafe für sein Vergehen zu verkaufen. Er kann von Glück sagen, dass er nicht aufgehängt oder zumindest verstümmelt wird. Gogo will Gnade walten lassen, aber er hat auch bestimmt, dass der Sklave als Ruderer auf ein Schiff verkauft werden soll. Und jetzt halt mich nicht länger auf.“
    „Er ist schon verkauft?“
    Der Comes runzelte die Stirn und überlegte. „So gut wie.“
    Von dem Mann, der Wittiges über Alexanders Verhaftung aufgeklärt und draußen auf ihn gewartet hatte, erfuhr er, dass die Versteigerung von Delinquenten aus dem Kerker erst in zwei Tagen stattfinden sollte. Alexander würde wohl dabei sein.
    An eine rasche Weiterreise war nicht mehr zu denken. Wittiges suchte sich ein billiges Quartier, lud sein Gepäck ab und ritt vor die Stadt, von Unruhe und Selbstvorwürfen getrieben. Niemals hätte er Alexander allein mit dem ganzen Geld losziehen lassen dürfen. Aber nicht einmal im Traum hatte er daran gedacht, dass er ausgerechnet seinen schlimmsten Widersachern in die Hände fallen könnte. Und nun sah er keine Möglichkeit, Alexander loszukaufen. Das hatte ihm der Comes zum Abschied noch klargemacht. Er besitze kein Schiff, wo er Alexander an die Ruderbank ketten könne, also dürfe er ihn nicht erwerben. Und das Schreiben, nein, das könne er ganz sicher nicht einsehen, das käme einer Amtsanmaßung gleich.
    Marseille lag an einer weit ins Land reichenden und sich im Sumpf verlierenden Bucht, in die mehrere Bäche mündeten. Als Wittiges einen dieser Wasserläufe überqueren wollte, stellte sich vor der kleinen Holzbrücke ein Mann in den Weg.
    „Halt! Du willst die Brücke überqueren?“
    Ein Wegelagerer?
    Der Mann war nicht groß, hatte aber breite Schultern und einen mächtigen Brustkasten. Er schien unbewaffnet zu sein, jedenfalls steckte weder Schwert noch Dolch in dem Strick, den er um den Bauch geknotet hatte.
     „Das war meine Absicht. Hast du was dagegen?“, entgegnete Wittiges mehr erstaunt als verärgert.
    „Aber nein! Nur werde ich die Brücke vorher segnen und dich und dein Pferd dazu, damit ihr auf dem Weg über das Wasser keinen Schaden erleidet.“
    War der Mann verrückt?
    „Wer bist du?“
    „Der Brückenheilige.“
    Der Mann war verrückt!
    „Geh mir aus dem Weg, Brückenheiliger, oder ich reite dich nieder“, erklärte Wittiges entschlossen und nahm die Zügel fester.
    „Bei Gott dem Allmächtigen und allen Heiligen, die mir beistehen, das wirst du nicht tun, sondern abwarten, bis ich mein Gebet gesprochen habe!“
    Wittiges war die Sache leid. Aber es war wahrscheinlich ratsamer auf den Kerl einzugehen, denn verletzten wollte er ihn wirklich nicht. Ein harmloser, wenn auch lästiger Irrer. Es gab überall selbst ernannte Heilige, die predigend durchs Land und mit mehr oder weniger großem Erfolg eine Anhängerschaft um sich scharten. Von einem Brückenheiligen hatte er allerdings noch nie gehört. Das musste eine fränkische Besonderheit sein. „Dann beeil dich mit deinem Gebet.“
    Der Heilige breitete die Arme aus, murmelte einige lateinisch klingende Sätze und segnete mit ausholender Gebärde Wittiges und Bauto. Aber als er fertig war, trat er noch immer nicht beiseite.
    „Und was jetzt?“, fragte Wittiges

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