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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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ungeduldig.
    „Deinen Obolus“, erklärte der Heilige in aller Ruhe. „Wirksame Gebete sind nicht umsonst.“
    Wittiges beugte sich im Sattel vor. „Hat dir schon einmal jemand erklärt, dass die wahren Heiligen die toten Heiligen sind? Über ihren Gräbern werden Kirchen errichtet, und die Gläubigen pilgern in der Hoffnung auf Wunder von weit her zu ihnen. Ich könnte dir ganz leicht zu mehr Heiligkeit verhelfen.“
    Unbeeindruckt von der Drohung trat der Mann an Bautos Kopf heran und tätschelte ihn. Überraschenderweise schnappte Bauto nicht nach der Hand.
    „Du willst doch deine Seele nicht mit einem Mord belasten. Oder bist du Heide?“
    Wittiges schwang sich aus dem Sattel. „Ich bin so wenig ein Heide wie du ein Heiliger. Also was bist du?“
    „Hungrig.“
    Der Mann hieß Pontus, ein durchaus passender Name für einen Brückenheiligen, das musste Wittiges einräumen. Da er ausreichend Brot, Käse und einen kleinen Schlauch mit Wein mitgenommen hatte, lud er Pontus ein, das Mahl mit ihm zu teilen. Während des Essens erzählte Pontus ein bisschen über sich. Er hatte einige Jahre in einem Kloster gelebt, wo es ihm aber nicht gefallen hatte, weil die Mönche alle miteinander zerstritten waren und er die Querelen bald satt hatte. Vorher hatte er Kriegsdienst geleistet, aber auch daran keinen Gefallen gefunden. Auf den Gedanken, sich als Brückenheiliger zu betätigen, war er in dem Augenblick gekommen, als er Wittiges gesehen hatte. Eigentlich hatte er nur das gewollt, was er gerade genoss: eine Mahlzeit und einen guten Schluck Wein. Wittiges fand es überraschend angenehm, mit dem Mann zu plaudern. Pontus war überall im Land herumgekommen und kannte auch den Weg nach Lyon und weiter zu den königlichen Residenzen in Metz und Reims, und schließlich bat er Wittiges, ihn als Knecht mitzunehmen, weil er es leid war, allein umherzuziehen.
    „Einen Knecht könnte ich gebrauchen“, sagte Wittiges zögernd. „Wenn da nicht noch ...“ Er erzählte von Alexander.
    „Und nun?“, fragte Pontus ahnungsvoll.
    „Ich kann ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen.“
    „Du willst ihn aus dem Kerker holen?“
    Wittiges nickte nachdrücklich. Pontus hatte ausgesprochen, was ihm die ganze Zeit durch den Kopf gegangen war.
    Pontus legte den leeren Weinschlauch beiseite. „Schwierige Sache das.“
    „Wenn du mir hilfst, nehme ich dich gern in Dienst. Erwarte aber keinen großen Lohn. Viel Geld habe ich nicht.“
    „Das ist nebensächlich.“ Pontus beäugte Wittiges abschätzend von der Seite. „Du wirst dich großzügig zeigen, wenn du dazu in der Lage bist. Weißt du, ich hatte schon damit gerechnet, dass du mit dem Schwert auf mich losgehst.“
    „Und dann?“
    Plötzlich hielt Pontus zwei Dolche in der Hand, wirbelte sie herum und warf. Zielsicher trafen sie exakt übereinander in den daumendicken Stamm eines Bäumchens, das unter dem Aufprall heftig schwankte.
    „Beeindruckend“, sagte Wittiges schaudernd. „Wie schön, dass du meine Einladung zum Essen angenommen hast, statt Differenzen mit mir auszutragen. Möchtest du noch etwas Käse?“
    „Nein, danke, ich bin satt, ein selten freudiges Ereignis in einem Heiligen- und Asketenleben“, erwiderte Pontus. Er kam auf die Füße, holte sich seine Dolche zurück und steckte sie in die Scheiden, die unter der kuttenartigen, braunen Tunika mit Lederriemen an den kräftigen Waden befestigt waren.
    Pontus hielt nichts von allzu umständlichen Plänen. Er bevorzugte die direkte Vorgehensweise, war aber mit ein paar Vorbereitungen einverstanden. Wittiges kaufte einen Schlauch mit bestem Wein, borgte sich vom Händler einen geduldigen Esel, kostümierte sich mit einem Bauernkittel, und rieb sich so viel Schmutz in die Haare, bis sie nach allen Seiten abstanden. Pontus benötigte keine Verkleidung. Alles, was er für seine Rolle brauchte, war das schlichtes Holzkreuz, das er an einem Lederband um den Hals trug. Er musste es nur unter der Kutte hervorholen.
    Sobald sie sich dem ersten Torhüter vor dem Verwaltungspalast genähert hatten, nuschelte er: „Dominus vobiscum.“ Beiläufig segnete er den Mann mit dem Kreuz.
    Der Torhüter schüttelte nur den Kopf, als der kleine Trupp sich an ihm vorbeischob. Wittiges führte den Esel, dem er außer den Weinschlauch einen großen Sack mit Stroh aufgebunden hatte.
    Pontus wusste annähernd, wo sich der Kerker befand. Sie arbeiteten sich bis zu einem hinteren Hof vor und waren am Ziel. Einer der Kerkerwächter

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