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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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früher zurückgekehrt bin, aber ich musste meinen Diener Alexander aus der Haft in Marseille befreien“, erklärte er herausfordernd.
    „Er ist nicht dein Diener, sondern mein Sklave, um das klarzustellen. Und wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, wärst du jetzt nicht hier. Was hast du mit dem Brief gemacht, den du überbringen solltest?“
    Wenn das kein Eingeständnis ist!, dachte Wittiges wütend, sie gibt es sogar zu, dass sie mich aus dem Weg haben wollte. „Genau das, was du wolltest: ihn überbracht. Nur habe ich mir erlaubt, ohne deine Genehmigung zu entscheiden, was ich danach mit meinem Leben anfange.“
    Sie trat dicht an ihn heran und musste an sich halten, um ihn nicht zu ohrfeigen. Er sah ein bisschen leidend aus, und sie erinnerte sich an den gewaltigen Schlag, den Chilperich ihm verpasst hatte. Recht war ihm geschehen!
    „Wieder hast du weggeworfen, was ich dir zugedacht hatte! Zum zweiten Mal schon! Meinst du, es war leicht, einem unbekannten Mann wie dir eine verantwortungsvolle Stelle zu verschaffen? Es hat mich einen Goldring gekostet, um dich als Stallmeister unterzubringen. Und was tust du? Du rennst weg. Und auch diesmal hättest du am Hof von Toledo Karriere machen können, aber du bist wieder davongelaufen. Du bist ein widerlicher, halsstarriger, ungehobelter Taugenichts, der wie Pech an mir klebt.“ Nur weil das Zelt aus dünner Leinwand bestand, sprach sie mit gedämpfter Stimme, statt ihre Empörung laut herauszuschreien.
    Aletha hielt die Hände über ein kleines Kohlebecken und starrte ihre Herrin entgeistert an. Das war Brunichild gleich. Wie viel die Magd von ihrem Verhältnis zu dem eigenwilligen Westgoten ahnte oder wusste, war unwichtig, denn sie würde nichts verraten. Andernfalls ... Ein Blick von ihr genügte, und Aletha kroch in ihrer Ecke zusammen.
    „Gib mir den Brief!“
    Wittiges fasste in seine Tunika und förderte ein verknicktes Schreiben zutage.
    „Du hast ihn geöffnet!“
    „Wie könnte ich!“, wehrte er empört ab. Also sie hatte ihm jene Stelle verschafft, die er Alexander zu verdanken geglaubt hatte? Möglich war’s. Alles, was er glaubte oder dachte, verschob sich, sobald er nur kurz mit ihr zusammen war.  Er brauchte sie nur ansehen und schon stritt sich sein Ärger mit der Sehnsucht, sie zu berühren. Ihr Anblick verwirrte ihn, löste ein peinigendes Gefühl von Schwäche aus.
    Brunichild entfaltete den Brief und las ihn mit halblauter Stimme. Das Schreiben enthielt eine Strafpredigt, eine geharnischte Philippika statt wohlmeinender Ratschläge, und kein bisschen Trost. Sie fühlte sich wie erschlagen. Ihr Vater zürnte ihr, mit jedem Satz, jeder Wendung knüppelte er auf sie ein. Erst als sie die Unterschrift entziffert hatte, ging ihr auf, von wem der Brief stammte.
    „Ich hab meinem Vater geschrieben. Wieso antwortet mir mein Onkel Leovigild?“ Ein furchtbarer Verdacht regte sich. „Ist er tot? Ist mein Vater tot?“
    Unbehaglich zog Wittiges die Schultern hoch. „Dein Vater war zusammen mit deiner Mutter verreist. Es hieß, er weilt auf einem der Landgüter, um sich von einer Unpässlichkeit zu erholen.“ Das hatte er von Stallmeister Rado erfahren.
    Erleichtert seufzte Brunichild auf. „Und ... hast du nur diesen einen Brief für mich erhalten? Was ist mit meiner Schwester? Gailswintha?“
    „Von ihr weiß ich nichts.“
    „Dann kannst du jetzt gehen.“
    Wittiges blieb stehen.
    „Was noch?“, fragte sie gereizt.
    „Nur eine Kleinigkeit. Deinen Brief habe ich zumindest teilweise überflogen“, bekannte er kühl, „und konnte ihm nicht entnehmen, dass du dich für mich verwendet hast. Im Gegenteil, als Dank für meinen Botendienst hast du Raufhändel erwähnt, in die ich angeblich verwickelt war, und deshalb bin ich gleich nach Übergabe des Briefs verhaftet worden. So sieht es also aus, wenn du jemandem Gutes tust. Wie pflegst du denn zu strafen?“
    Aletha stieß einen kleinen Jammerlaut aus und saugte an ihren Knöcheln. Sie hatte völlig vergessen, dass sie die Hände über der Glut hielt. Vor Ärger kniff Brunichild die Augen zusammen. Sie hätte Aletha doch hinausschicken sollen, sie hörte ein bisschen zu viel mit.
    „Du vergisst, wen du vor dir hast! Für dein loses Mundwerk gehörst du ausgepeitscht.“
    „Schaust du dabei zu?“
    Brunichilds Blick flog zwischen Aletha und Wittiges hin und her. „Nein, aber ich habe etwas anderes beschlossen. Da du nicht so ohne Weiteres aus meiner Nähe zu entfernen bist,

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