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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Mir hat Peter auch das eine oder andere aus seiner Vergangenheit erzählt«, sagte er schließlich. »Aber Betty dramatisiert das alles ein bisschen.«
    Ich fuhr hoch. »Du hast das gewusst und mir kein Wort gesagt?«
    »Ja.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil du dir nur Sorgen gemacht hättest. In Peters Vergangenheit hat es eben nicht nur Licht gegeben, sondern auch Schatten, aber inzwischen hat er das alles hinter sich.«
    »Wusstest du, dass ein paar seiner Arbeiter Raubüberfälle begangen haben?«
    »Hast du das auch von Betty?«
    Ich nickte.
    Eric holte tief Luft. »Einige von ihnen, ja. Liegt lang zurück. Drogen, Entwurzelung, kein Zuhause mehr, keine Zukunftsaussichten. Jugendsünden.«
    »Jugendsünden? Mein Gott, Eric …« Ich kam mir vor, als spräche ich mit einem völlig Fremden. So hatte ich Eric noch nie erlebt. Er schien sich an diesen Dingen nicht im Geringsten zu stören. »Weißt du, wer? Auch welche, die bei uns gearbeitet haben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das weiß ich nicht. Und es ist mir ehrlich gesagt auch egal.«
    »Es ist dir egal?«
    »Weißt du, Simone, ich glaube, du solltest da ein bisschen offener werden. Seit wir hier wohnen, habe ich begriffen, dass manche Leute eben ganz anders leben als wir bisher. Dass sie aus der Tretmühle ausgestiegen sind, um es anders zu machen als die meisten anderen. Und darum leben sie freier. Sie machen sich keine Sorgen um Hypotheken, sie waschen nicht jeden Samstag ihre Autos, sondern leben mehr in den Tag hinein. Okay, vielleicht haben sie auch mal was Verbotenes getan. Aber ist dir aufgefallen, wie glücklich sie anscheinend sind, der harten Arbeit zum Trotz? Das Zusammengehörigkeitsgefühl hier ist enorm. Viel größer, als ich es in all den Jahren meiner Berufstätigkeit in den Niederlanden je erlebt habe. Wenn jemand mal kein Geld für Heizöl hat, gibt es immer einen, der ihm welches besorgt. Wenn jemand bei sich zu Hause nichts mehr im Kühlschrank hat, kann er sich immer irgendwo mit an den Tisch setzen. Die Leute sind solidarischer, menschlicher. Das ist eine Haltung, die mir imponiert …«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich schluckte. War das noch Eric? »Dass Peter kriminell ist und wir hier mit einem Haufen Krimineller unser Haus sanieren, stört dich also nicht weiter?«
    »Sie waren früher mal kriminell. Jetzt nicht mehr. Und das ist auch nur ein Wort, ein Begriff. Peter war total am Ende, als er auf das Angebot dieser Typen eingegangen ist. Und dass es wirklich die ETA war, würde ich auch bezweifeln. Glaubst du tatsächlich, er könnte hier, zwei Autostunden vom Baskenland entfernt, unbehelligt herumspazieren und seine Firma am Laufen halten, wenn das wirklich so gewesen wäre? Wohl kaum. Betty hat da maßlos übertrieben. Ich bin heilfroh, dass Peter und die Jungs uns hier für relativ wenig Geld aus der Patsche geholfen haben. Du hast beim Essen mit Antoine Französisch geübt, sie haben uns bei dem Verwaltungskram geholfen … - ohne die Jungs würden wir immer noch in dem Wohnwagen hocken, Simone. Mag ja sein, dass sie sich auch mal zu irgendwas haben hinreißen lassen, aber was immer das war, es ist lange her.«
    »Und du hast keine Angst, dass sie es wieder tun? Dass sie … rückfällig werden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, warum. Im kriminellen Milieu kann man mit viel weniger Arbeit viel mehr verdienen. Dass sie diese Arbeit überhaupt machen, sagt also schon etwas aus. Das genügt mir, und dir sollte es eigentlich auch reichen.«
    »Ich verstehe dich nicht, Eric. Du … In den Niederlanden hättest du das ganz anders gesehen. Da hast du immer gesagt, wir brauchen höhere Strafen, die Leute müssen länger hinter Gitter und so weiter.«
    »In den Niederlanden kannte ich Leute wie Peter und seine Jungs nicht. Von außen sieht immer alles viel einfacher aus. Ich betrachte das jetzt mit anderen Augen, vielleicht auch, weil ich Peter und die Jungs gut leiden kann. Man darf Leute nicht bis in alle Ewigkeit für etwas verurteilen, was sie irgendwann früher mal getan haben, in einer ganz anderen Situation. Ich schaue mir an, wie die Dinge jetzt aussehen. Und da sehe ich eine Truppe von hart arbeitenden jungen Leuten, die viel Spaß miteinander haben und einander unter die Arme greifen, ohne Lästereien und Neid. Da braucht keiner ein tolleres Auto als der andere, niemand ist hinter der Frau eines anderen her - die beurteilen sich gegenseitig nicht nach ihrem Besitz. Ist dir mal aufgefallen, wie viel

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