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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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Firma ein, weil sie glaubten, unter seinen Angestellten wäre ein Verräter. Eines Tages war dann einer von seinen Leuten spurlos verschwunden, und ein halbes Jahr später sind die sterblichen Überreste aufgetaucht. In Deutschland.«
    Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. »Und Peter hat das gewusst?«
    »Klar hat er das gewusst. Und er hat es mit der Angst zu tun bekommen. Weil die Leute von der ETA, die bei ihm in der Firma herumliefen, nicht wieder verschwinden wollten. Im Gegenteil, die haben angefangen, in seinen Computerdateien herumzuschnüffeln. Die wussten genau Bescheid, über seine Kunden, seine Routen etc. Und er konnte nichts dagegen tun.«
    »Das hört sich … ziemlich heftig an.« Mehr fiel mir dazu nicht ein.
    Betty ergriff meine Hand, die auf dem Tisch lag. »Am liebsten hätte er die Firma verkauft. Aber er kam da nicht raus, weil die Basken ihn als Eigentümer behalten wollten. Schließlich hatten sie sich in der Firma gerade so gut eingearbeitet. Im Grunde hatten sie sie mehr oder weniger übernommen.«
    »Und wie … wie ist Peter dann hier gelandet?«
    »Irgendwann sind bei einem Überfall auf einen dieser Lastwagen ein paar Leute erschossen worden. Peter hatte Angst, dass er eines Tages selbst dran glauben müsste. Also ist er Hals über Kopf geflohen und hat alles zurückgelassen. Die Firma, aber auch Frau und Kinder.«
    »Mein Gott …«
    »Ungefähr ein Jahr später hat er hier Claudia kennengelernt und mit diesem Bauunternehmen angefangen.«
    »Warum ist er nicht zur Polizei gegangen? Ich meine … Frau und Kinder einfach im Stich lassen?«
    Betty warf mir einen strengen Blick zu und zog die blauen Bögen über ihre Augenbrauen hoch. Möglicherweise waren sie eintätowiert. »Dann hätte er der Polizei auch erzählen müssen, warum er geflohen ist.«
    »Mitschuldig an terroristischen Aktivitäten«, dachte ich laut vor mich hin.
    Betty stand auf. »Ach Gott, Simone, ich hätte das vielleicht doch lieber für mich behalten sollen. Im Grunde ist es Klatsch und Tratsch. Peter hat nichts mehr damit zu tun, er gibt sich alle Mühe, ein neues Leben aufzubauen. Eigentlich ist er selbst ein Opfer. Irgendwann hat jeder mal was Unrechtes getan. Wirklich. Hier in der Gegend haben alle irgendwas hinter sich. Nicht immer so was Extremes wie Peter, und doch … Ich finde, jeder verdient eine zweite Chance. Auch Peter.«
    »Also ist Peter im Grunde immer noch auf der Flucht? Die … die Leute, die hinter ihm her waren, suchen die ihn immer noch?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube eher nicht. Sonst hätten sie ihn längst gefunden. Und das hätten wir mitbekommen.«
    Stille breitete sich aus. Betty stand auf und setzte sich wieder. Es war schon das zweite Mal, dass sie so eine Scheinbewegung vollführte. Als würde sie sich am liebsten davonmachen, als spornte ihr Körper sie zum Weglaufen an, während irgendetwas sie zurückhielt. Wahrscheinlich fühlte sie sich extrem unwohl. Ich hatte Angst, dass sie gleich gar nichts mehr sagen, dass sie sich in Schweigen hüllen und mich hinauskomplimentieren würde.
    Dabei hatte ich noch so viele Fragen. »Und was haben die Jungs angestellt?«
    »Darüber möchte ich mich lieber nicht auslassen.«
    »Was Schlimmes?«
    Sie sah auf. Der Blick aus ihren blassen Augen war verschleiert. »Kommt drauf an, was man unter schlimm versteht.«
    Ich griff mir an den Hals. »Ich weiß nicht genau … Gewalt würde ich schlimm finden, glaube ich.«
    Betty schwieg in allen Sprachen. Mein Mund war wie ausgetrocknet.
    »Ich weiß es auch nicht im Detail«, sagte sie schließlich leise. »Aber ich weiß, dass sie jetzt auf dem richtigen Weg sind. Sie leisten harte Arbeit. Außer bei Peter hätten sie nirgends einen Job gefunden. Es gibt hier in der Gegend nicht viele Arbeitsplätze. Mit einer Vorstrafe hat man normalerweise keine Chance. Aber Peter hat ihnen eine gegeben. Das finde ich sehr anständig von ihm.«
    »Aber was haben sie denn getan?«
    Betty hob die Hände. »Autodiebstahl, Raubüberfälle, Drogen, so was in der Art.«
    Raubüberfälle … Ich spürte, wie ich blass wurde. Ob Michel …? - Nein.
    » Raubüberfälle … das ist nicht nichts.« Meine Stimme klang seltsam heiser. »Arbeitet … oder hat bei uns auch so jemand gearbeitet? Von dem du das weißt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß bloß, dass die Jungs fast alle schon mal im Knast waren, aber nicht, wer genau was gemacht hat. Peter hat sie auf den rechten Weg zurückgebracht. Sie verrichten jetzt

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