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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht.
    Stattdessen zog sie Wanderschuhe an und ging mit dem Hund spazieren.
     
    »Simone?«
    Ich ließ den Abwasch vom Frühstück stehen und ging nach draußen.
    Eric, Peter, Antoine und Michel standen auf dem Hof. Es war warm, bestimmt an die fünfundzwanzig Grad, obwohl wir schon Oktober hatten. Die Vorteile der Emigration in südliche Gefilde wurden allmählich spürbar.
    »Ja?«
    »Hast du gerade viel zu tun?«
    »Nicht wirklich.«
    »Könntest du dann vielleicht nach Biganos fahren, wegen der Kupplungen und Verbindungsleitungen für den Heizkessel und den Ofen? Peter hat heute Morgen bei Gérard Millechamps angerufen, und die haben gesagt, wir könnten das Zeug abholen.«
    »Biganos? Wo ist das?«
    »Südwestlich von Bordeaux«, antwortete Peter, als ob ich damit etwas anfangen könnte. »In Richtung Meer«, fügte er hinzu. »Es ist ganz einfach zu finden, liegt an der A660. Wenn du die Schnellstraße von Bordeaux Richtung Arcachon nimmst, ist Biganos ausgeschildert.«
    Ich war noch nie über den Autobahnring um Bordeaux hinausgekommen, und dann hatte immer Eric hinter dem Steuer gesessen.
    »Es sind anderthalb Stunden Fahrt«, sagte Eric. »Vielleicht ein bisschen mehr. Ich würde selbst hinfahren, aber ich will heute Vormittag lieber mit den Balken weitermachen, dann können wir morgen die neuen einlegen und vielleicht schon mit den Böden anfangen. Wenn du jetzt die Kupplungen holen würdest, könnten wir heute Nachmittag damit weiterarbeiten. Michel würde mitfahren, um die Sachen zu kontrollieren. Anscheinend gehen die manchmal etwas nachlässig damit um.«
    Ich stand da wie angenagelt.
    Michel schaute demonstrativ weg und trat von einem Fuß auf den anderen. Schließlich brachte ich doch etwas heraus.
    »Muss … Michel nicht arbeiten?«
    »Er hat Knieprobleme, also haben wir sowieso nicht viel an ihm«, antwortete Peter.
    Damit wandten Antoine und er sich ab und gingen zu einem der Lieferwagen hinüber.
    »Denkst du an das Scheckheft?«, fragte Eric und machte Anstalten, den beiden zu folgen. »Michel kennt den Weg, er war schon öfter dort.«
    »Eric?«
    Er drehte sich auf dem Absatz um.
    »Kann Michel da nicht alleine hinfahren? Ich kann doch die Firma anrufen, fragen, was es kostet, und ihm einen unterschriebenen Scheck mitgeben.«
    Eric kam zurück und beugte sich nah an mein Ohr vor. »Ich kann nicht ausschließen, dass ein Teil des Materials fehlerhaft ist. Michel kann das beurteilen. Aber das nützt nichts, wenn er dann mit einem Scheck dasteht, auf dem der Betrag zu hoch ist.« Er sah mich einen Moment lang forschend an. »Werd jetzt nicht wieder so schwierig, Simone. Es geht immer nur geradeaus, meint Peter, fast nur Schnellstraße, ganz einfach.«
    Eric dachte, ich hätte Angst vor der Fahrt. Alles, was ich jetzt noch einwenden konnte, wäre auffällig.
    Unwillkürlich nickte ich und ging ums Haus zurück zum Wohnwagen.
    Nach Biganos, anderthalb Stunden Fahrt (oder länger), mit Michel auf dem Beifahrersitz, um Kupplungen und Verbindungsleitungen zu holen. Klar. Kein Problem.
    In der Abgeschiedenheit des Wohnwagens verschanzte ich mich in der Duschecke und sah in den Spiegel, kontrollierte, ob mein Make-up auch nicht verwischt war und mein Haar gut saß. Wie besessen bürstete ich meine widerspenstigen Strähnen und fragte mich zugleich, ob es womöglich falsch interpretiert werden konnte, dass ich mich mitten am Tag frisch machte. Mit einem Blick auf die Zahnbürsten beschloss ich, dass einmal extra putzen trotz allem nicht schaden konnte.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals. Von allen Männern, die hier herumliefen, musste ausgerechnet Michel mitfahren nach Biga… - wie hieß es noch mal?
    Ich holte das Scheckheft aus der Schublade, nahm meine Tasche und ging zum Auto.
    Michel wartete schon. Ich fragte mich, was in ihm vorging. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er mich an, und ich wusste genug.
     
    Gérard Millechamps s.a.r.l. befand sich auf einem Industriegelände kurz hinter Biganos: ein weißes Gebäude mit Spundwandprofil, umgeben von einem hohen Zaun. Das Tor war geschlossen, der Parkplatz leer.
    Ich hielt direkt vor dem Tor an. Michel stieg aus und trat an die Gegensprechanlage. Dann beugte er sich zu einem kleinen Plastikschild vor. An seiner Haltung las ich ab, dass er verärgert war. Er kam zurück und stieg ein. »Geschlossen.«
    »Geschlossen?«
    Er zuckte mit der Schulter. »Es ist fünf nach zwölf. Sie machen bis halb drei Mittagspause.«
    »Oh nein.«
    »Wenn bei

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