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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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los.
    Ich zerrte mir den BH wieder über die Brüste, knöpfte rasch meine Bluse zu und stopfte mir ein paar lose Enden Stoff unter den Gürtel. Mit finsterem Blick sah Michel mich an, verfolgte meine Bewegungen. Knöpfte schließlich seine Hose zu und rückte das, was sich darunter befand, wieder zurecht. »Du musst mal zu mir nach Hause kommen.«
    »Und was ist mit Bruno?«, hörte ich mich selbst fragen. Ich war längst noch nicht wieder die Alte. Ich spürte, dass mir das Blut in die Wangen geschossen war, und ich atmete flach. »Der kennt mich doch. Und unser Auto.«
    Mein Gott, konnte das wahr sein, traf ich hier gerade eine heimliche Verabredung, vorsätzlich?
    Lief das so?
    »Freitagabends ist er immer weg, da fährt er zu seiner Freundin. Komm am Freitag.«
    »Was weiß Bruno eigent-«
    Michel wich zurück. Erschrocken fixierte er irgendetwas in meinem Rücken, dann war er plötzlich verschwunden, und ich stand alleine da.
    Ich drehte mich um. Peter.
    Ich reagierte heftiger, als es für jemanden mit einem reinen Gewissen normal gewesen wäre. Ich errötete noch mehr, und die Kinnlade klappte mir herunter. Mein Körper verriet mich, er verriet mich immer. Mit Mühe rang ich mir ein Lächeln ab, aber das Beben meiner Lippen konnte ich nicht unterdrücken. Unwillkürlich tastete ich nach den Knöpfen meiner Bluse, kontrollierte, ob sie geschlossen war.
    Jetzt musste ich etwas sagen, musste die Spannung überwinden, die in der Luft lag, musste dieses Rendezvous in der Morgendämmerung an einer Gartenmauer - ein Rendezvous mit einem seiner Arbeiter - so wegerklären, dass am Ende allenfalls noch etwas Nichtiges, ganz Unschuldiges übrig bliebe.
    Je länger ich schwieg, desto mehr belastete ich mich selbst, desto schuldiger musste ich wirken und desto vielsagender würde es erscheinen, dass … Ja, was eigentlich? Was hatte Peter genau gesehen? Hatte er tatsächlich etwas gesehen? Doch. Er wusste es.
    An seiner ganzen Haltung und seinem Blick erkannte ich, dass er wusste, was los war.
    Sonderbarerweise sagte er jedoch nichts. Er blieb noch kurz stehen, als wollte er sich an meiner Panik weiden, diesen Augenblick möglichst in die Länge ziehen. Dann ging er, verhalten den Kopf schüttelnd, mit einem rätselhaften Lächeln auf den Lippen auf die Hintertür zu.
     

21
     
    Bastian fuchtelte furchterregend mit einem Schwert aus Pappmaché herum und stieß einen Schlachtruf aus. Isabelle war als Elfe verkleidet, mit kleinen Flügeln aus Draht und Tüll. Eine ganze Armee hellblauer und rosafarbener Elfen nahm es mit einer Horde böser Zwerge und Ritter auf. Die Logik erschloss sich mir nur halb, von den schnell und undeutlich gesprochenen Dialogen verstand ich überhaupt nichts.
    Mit mir drängten sich noch mindestens zweihundert Leute in dieser salle de fête . Die stolzen Eltern und sonstigen Angehörigen der Amadines, Lauras, Thomasse und Lucs, die heute Abend aufführten, wofür sie wochenlang geprobt hatten. Der Gemeindesaal war verdunkelt, lediglich die Rauchverbotsschilder an der Wand leuchteten schwach, Spotlights waren auf die Bühne gerichtet. Ich war stolz, genau wie alle anderen Mütter und Väter, vielleicht sogar ein kleines bisschen mehr.
    Die kleinen Elfen drehten mit wedelnden Ärmchen eine anmutige Acht auf der Bühne. Die Musik war laut, die Anlage schnarrte ein bisschen. Die Lehrer und Lehrerinnen - die hier maîtresses hießen - standen am Bühnenrand und klatschten ermutigend in die Hände.
    Ich dachte an letzte Woche zurück. Mittlerweile verbrachten wir die Nächte in den Schlafzimmern im linken Flügel. Der Wohnwagen stand leer. Lediglich zum Fernsehen wurde er noch von den Kindern benutzt, und auch das wäre in Kürze nicht mehr nötig, weil das als provisorisches Wohnzimmer vorgesehene Gästezimmer neben Isabelles Schlafzimmer beinahe fertig war. Ich fühlte mich hin- und hergerissen. Einerseits war ich heilfroh, nicht mehr in dem rumpeligen Kasten schlafen zu müssen. Andererseits war der Wohnwagen in den letzten Wochen zu einem Symbol geworden. Zwischen diesen vier Wänden aus Metall und Kunststoff hatte ich die bisher intensivsten Augenblicke meines Lebens verbracht. Jetzt verkümmerte das Ding zwischen dem üppig emporsprießenden Unkraut wie ein fehlplatziertes Mahnmal.
    Dass wir jetzt drinnen schliefen, war nicht die einzige Veränderung. Peter hatte Eric erzählt, dass er ein paar neue Aufträge angenommen hatte, bei denen er, vor allem in der Anfangsphase, so viel wie möglich selbst

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