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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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oft, dass Leute zusammen eine Firma gründen und sich ein Jahr später zerstreiten. Vielleicht kriegt er auch irgendeinen Rappel, und dann hängen wir mit unserem Geld da drin. Mit so was machen wir uns von Peter abhängig. Und das will ich nicht.«
    »He, Simone, das regeln wir doch nicht auf Treu und Glauben. Ich bin doch nicht naiv. Wir gründen eine s.a.r.l., eine französische GmbH. Und wir lassen alles dokumentieren, von einem Notar.«
    Den Peter wahrscheinlich auch eingesackt hat.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte es einfach nicht, und Punkt. Nicht zusammen mit jemand anderem, nicht mit so viel Geld. Warum kaufst du nicht selbst ein Stück Land, lässt die Jungs die Häuser drauf bauen und bezahlst ihnen einen Stundenlohn, genau wie jetzt? Dafür brauchen wir doch Peter nicht.«
    Erics Gesicht verfinsterte sich. »Dann kosten solche Häuser das Doppelte. Ich finde das echt daneben von dir, Simone. Wirklich. Du siehst Gespenster, du bist überhaupt nicht realistisch. Peter …«
    Ich sprang auf. »Peter, Peter, Peter!«, rief ich mit schriller Stimme. »Vor gar nicht so langer Zeit hast du mir erzählt, ich und die Kinder wären für dich das Allerwichtigste, Peter und die Jungs könnten dir gestohlen bleiben. Gestern hast du, bevor du weggefahren bist, noch gesagt, du wärst vor zwölf zu Hause, dann kommst du mitten in der Nacht, bist sturzbetrunken, und jetzt erzählst du mir, du willst mit diesem Peter zusammen, der dir gestohlen bleiben kann, eine Firma gründen und ihm zweihunderttausend Euro geben. Obwohl die Frau, die dir angeblich alles bedeutet, das absolut nicht will!«
    Erics Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du warst also wach heute Nacht? Als ich nach Hause kam? Warum tust du dann, als ob du schläfst? Was soll das?«
    »Ich wollte schlafen, ich war hundemüde, und ich war wütend auf dich.«
    »Und jetzt reagierst du dich an mir ab, oder wie? So kommt mir das vor.«
    Zornig stand Eric aus dem Sessel auf, ging auf den Flur hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Verdammt noch mal!
    Ich sprang ebenfalls auf und rannte ihm bis zur Treppe nach. Meine Stimme hallte durch die Diele: »Das machst du nicht! Wenn du das machst, gehe ich alleine zurück in die Niederlande, und die Kinder nehme ich mit! Hast du gehört, verdammt? Ich will das nicht, ich will es einfach nicht!«
    Auf halber Treppe drehte er sich zu mir um. »Habe ich so was jemals falsch eingeschätzt? Nein, noch nie. Und jetzt gehe ich lieber kurz weg, bevor ich irgendwas sage, was mir hinterher leidtut.«
    Nervös streunte Bleu um Eric herum, und als dieser die Haustür öffnete, schlüpfte der Hund zwischen seinen Beinen hindurch nach draußen. Eric ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    Auf der Treppe sank ich in mich zusammen.
    Bestimmt war das alles nur ein Albtraum.
    So etwas gab es in Wirklichkeit nicht.
    Gleich würde Eric zurückkommen und mir sagen, dass es ihm leidtat und dass er sich hatte gehen lassen. Wie betäubt blieb ich sitzen und starrte die geschlossene Haustür an. Verharrte wie gelähmt auf der Treppe.
    Während die Zeit verstrich und mir die Kälte immer mehr in die Knochen kroch, sah ich alles noch einmal vor mir: Eric und mich, unsere Ehe, unsere Familie. Mein ganzes Leben war nur eine Seifenblase, die sich schillernd in der Luft drehte, bis das unvermeidliche Ende kam. Plopp .
     
    Das Telefon klingelte. Der Ton durchschnitt die Stille und riss mich aus meiner Lethargie.
    Mit steifen Gliedern saß ich immer noch auf der Treppe und zitterte wie Espenlaub. Ich stand auf. Eines meiner Beine war eingeschlafen. Kraftlos schleppte ich mich die Treppe hinunter und in die Küche. Wenn es Peter war - und davon war ich überzeugt -, würde er jetzt die volle Ladung abbekommen. Ich würde nicht mehr an mich halten, der konnte jetzt was zu hören kriegen!
    Meine Hand erstarrte über dem Hörer.
    Sollte ich in meiner momentanen Verfassung wirklich mit ihm reden? War das vernünftig? Ich war viel zu aufgewühlt und durcheinander. Ich würde …
    Trrring.
    Was sollte ich sagen? Ich dachte an die Schlaftabletten, an das Internetcafé. Wenn ich tatsächlich etwas gegen Peter unternehmen wollte, durfte ich nicht mit offenem Visier kämpfen. Niemals. Sonst hatte er von vorneherein gewonnen. Also …
    Trrring.
    Peter musste sich darüber im Klaren sein, dass dieser neue Schachzug mich auf die Palme brachte. Er konnte sich leicht ausrechnen, dass ich mit allen Mitteln versuchen würde, Eric davon

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