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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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voll?
    – Männer delegieren auch. Männer haben für alle Bereiche des Lebens ein weibliches Wesen. Eine Sekretärin, eine Gattin, eine Haushälterin, eine Köchin, ein Kindermädchen.
    Plötzlich setzte ich mich auf. Natürlich. Das war’s! Wie oft hatte ich in »Endlich allein« frisch geschiedenen Müttern, die wieder arbeiten wollten, Au-pairs vermittelt! Aber was ich brauchte, war kein Au-pair-Mädchen. Ein Au-pair-Männchen sollte es sein! Wir waren schon genug Weiber bei uns im Haus.
    – Bist du verrückt? keifte die konventionelle, spießige, bürgerliche Gehirnhälfte. Wieso muss es ein Mann sein? Keine anständige Frau mietet sich einen Mann! Und schon gar nicht, damit er ihre Kinder hütet! Männer können das nicht! Das haben sie nicht in den Genen! Nur Frauen haben das Sorge-Hormon in der Hirnanhangdrüse!
    – Quatsch, Das hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.
    – Völlig unmoralisch und voll aus der bürgerlichen Norm wieder mal. Paul wird überhaupt nicht mehr mit dir sprechen. Der arme Mann! Was musst du seinem bürgerlichen Hirn alles zumuten.
    – Eine muss den Anfang machen, geiferte meine schlamperte Gehirnhälfte. Weißt du, was in der »Men’s Health« steht? schrie sie die spießige Gehirnhälfte an. »Es gibt Frauen, die muss man nicht heiraten, damit sie für einen putzen! Die machen das für Geld!« Also! Warum sollte das nicht auch umgekehrt gehen?
    – Weil Frauen zum Hausarbeiten geboren sind, Männer aber zum Jagen und Sammeln! Das IST SO! Das kannst du nicht ändern!
    – O doch, rief meine unkonventionelle aufgeschlossene Gehirnhälfte. Das werde ich ändern. Damit wenigstens meine Kinder nicht mehr mit solch schwachsinnigen Klischees groß werden. Bei uns verdient die Mama das Geld und leistet sich ein Hausmännchen.
    Ich fand meine Idee richtig gut. Das Au-pair-Männchen sollte ganz exklusiv während der »Wört-Flört«-Aufzeichnungen für mein Paulinchen dasein. Und während der übrigen Zeit würden meine Großen endlich einen Gameboy haben. Einen lebendigen.
    – Aber warum muss es unbedingt ein Mann sein? bohrte die spießige Hälfte noch einmal nach, MUSS das denn sein?!
    – Erstens kann ich so einen jungen Kerl viel leichter darum bitten, mir den Kinderwagen zusammenzuklappen und ins Auto zu wuchten. Oder das Paulinchen zu tragen. Oder einen Koffer oder zwei. Zweitens sollen meine Kinder mit der Selbstverständlichkeit aufwachsen, dass auch Männer den Abfalleimer rausbringen oder den Tisch abräumen oder eine Waschmaschine füllen können. Drittens lernt der Bursche was fürs Leben. Viel besser als beim Militär. Jeder junge Mann sollte mal in eine kinderreiche Familie gehen, bevor er zu den Waffen greift.
    Meine unkonventionelle Gehirnhälfte jubilierte.
    – Andere Mütter haben auch kein Au-pair-Männchen! keifte meine spießige Gehirnhälfte weiter auf mich ein. Warte nur, wohin das führt! Die Leute werden über dich reden!
    – Die Spießer werden über mich reden. Sollen sie.
    – Du bist eine schlechte Mutter!
    – Nein. Ich bin keine schlechte Mutter. Ich bin eine berufstätige Mutter. Manche Menschen verwechseln das.
    »Hier, Mama. Der Au-pair-Junge kommt morgen!« Karl latschte mit einem Fax, das er schon zum Flieger umfunktioniert hatte, ins Wohnzimmer.
    »Na endlich!«
    Der Behördenkram hatte sich viel zu lange hingezogen. Tatsächlich wollten diese stumpfsinnigen Burschen vom Ausländeramt tausend Dinge von mir wissen. Zum Beispiel, wie die Beschaffenheit des Gebisses meines Gastarbeiters sei. Als wenn ich dem je ins Maul geguckt hätte, dem geschenkten Gaul! Schrecklich, dieses alberne bürokratische Hin und Her und das »So geht das aber nicht« und »Vorschrift ist Vorschrift« und »Der Chef ist nicht im Hause« und »Der Sachbearbeiter ist zu Tisch« und »Wenn das jeder machen wollte«.
    ICH war nicht jeder. Und ich WOLLTE das so machen.
    Hach. Dass das so schwer ist.
    Endlich hatte dieser Au-pair-Bursche sein Visum und durfte einreisen. Aber erst nachdem ich bei diesen Amts-Dumpfbacken mit Presseberichten gedroht hatte.
    Da hatte er ganz plötzlich sein Visum. Von heute auf morgen. Auf einmal war kein Sachbearbeiter mehr zu Tisch, und der Chef war im Hause.
    »Mama, wieso willst du unbedingt einen Au-pair-Jungen?«
    Karl lümmelte gelangweilt im Sessel herum und beobachtete mich beim Aufräumen. Ich hatte das Baby im Arm und Katinkalein am Bein.
    »Damit ihr seht, dass auch ein männliches Wesen Tassen abräumen und Abfalleimer rausbringen kann.

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