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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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fühlte, die Story mit dem Ehepaar inzwischen auswendig hervorzubringen.
    Herr Bönninghausen lümmelte neben der kauenden Oda-Gesine in den halbleeren Publikumsbänken, wo auch die Strohkandidaten von gestern saßen und die sechzig Mitarbeiter, die gerade nichts zu tun hatten. Der unrasierte, stoppelköpfige Vertreter der Firma ›Nesti-Schock‹ hatte wieder ein kleinkariertes schwarzweißes Sakko zu einer lilafarbenen Hose an, aber diesmal waren auf seiner pinkgrundigen Krawatte viele, viele blaue Asterixe und grüne Obelixe. Der war voll trendy, der Mann.
    Frank und Sascha in schwarzem Leder und mit löchrigen Shirts standen besorgt mit ihren gebügelten Outfits in der Gasse. Keiner schenkte ihnen Beachtung.
    Endlich schubste man die echten Kandidaten rein. Sie latschten zu ihren Hockern und setzten sich. Sie hatten immer noch ihre dreckigen Leibchen an und waren kein bisschen gestylt. Eigentlich sahen sie den schäbigen Strohkandidaten von gestern zum Verwechseln ähnlich.
    »Hallo«, sagte ich zu dem Ersten, »würden Sie sich bitte vorstellen?«
    »Ja also, ich bin der Maaak …«
    »Würdest du bitte etwas LAUTER sprechen«, meldete sich Tanja aus der Regie.
    »Ja also, ICH BIN DER MAAAK … ist das jetzt laut genug?«
    »O.K.«, sagte Tanja.
    Mark schwieg.
    »Und du kommst aus Oldenburg«, half ich dem verstockten Knaben weiter.
    »Das ist korrekt«, sagte Mark.
    »Der soll das selber sagen«, schrie Oda-Gesine entrüstet. »Das haben wir den ganzen Morgen geübt!«
    »Ja also, äm, und ich komme aus Oldenburg«, sagte Mark.
    »Bitte etwas lauter!«, sagte Tanja.
    »Und ich komme aus OLLNNBUAG!« Och, Mann, ey!
    »Und du studierst Jura«, sagte ich freundlich.
    »Auch das ist korrekt«, sagte Maak.
    »Mein Gott«, schrie Oda-Gesine. »Wenn der Kerl noch einmal ›Das ist korrekt‹ sagt, schmeiß ich ihn raus und setz einen Strohkandidaten da hin!« Sie warf Kim einen bitterbösen Blick zu. Kim und ihre Leute zogen den Kopf ein.
    »Der entwickelt sich noch, bestimmt«, murmelte Kim.
    »Fragt sich, wann«, schnauzte Oda-Gesine. »Nach der Sendung, da entwickeln sie sich alle, da sind sie die Größten und tanzen nackt auf dem Tisch! Aber ich will sie JETZT!«
    Herr Bönninghausen schüttelte den Kopf. Oda-Gesine hieb ihre Zähne in einen Nougatriegel und bot Herrn Bönninghausen auch einen an. Der lehnte angewidert ab.
    Ich guckte ratlos hin und her. Sollte ich jetzt weitermachen?
    Maik wedelte in seiner Ecke mit dem Neger.
    »Ziel?« stand darauf.
    »Mit welchem Ziel?«
    »Was?«
    »Studierst du Jura?«
    »Weisinonich.«
    Sollte ich jetzt noch mal nachfragen? Nein. Keine Bezüge. Ich schielte auf den Neger.
    »FZ« stand da als Nächstes.
    »Was machst du in deiner Freizeit?«
    »Fernsehn gucken, Disco gehn … äh, was noch … Mucki-Bude natürlich …«
    »Du spielst mit deinem GOTTVERDAMMTEN KÖTER!«, schrie Oda-Gesine.
    Herr Bönninghausen schüttelte den Kopf.
    »Das ist korrekt«, gab Maak kleinlaut zu.
    »Und wie HEISST der Köter?«
    »Happich doch schon gesacht, ey. Opel.«
    »Kann ich da irgendeine Nachfrage stellen? Warum der Hund Opel heißt oder so?«
    »NEIN! KEINE BEZÜGE! WAHRSCHEINLICH SCHNEIDEN WIR DEN KÖTER SOWIESO RAUS, WEIL DER KERL DAS VOLL UNWITZIG BRINGT!«
    »O.K. Wie sieht deine Traumfrau aus?«
    »Julia Roberts darf ich ja nicht sagen.«
    »Nein. Aber das üben wir noch.«
    »Claudia Schiffer geht zur Not auch noch«, sagte der dämliche Mark.
    Ich beschloss, das Gespräch mit ihm zu beenden. »Danke.« Ich wendete mich an den Nächsten: »Wenn SIE sich bitte vorstellen?«
    »Also ich bin der Kai …«
    »Würdest du bitte etwas LAUTER sprechen?«, fragte Tanja freundlich aus der Regie.
    »Also ICH BIN DER KAI Wellenkötter …, vierundzwanzig Jahre alt … und … was noch?«
    »Kein Alter, kein Nachname«, sagte ich freundlich.
    »Kein ALTER, kein NACHNAME!«, schrie Oda-Gesine.
    »Also noch mal von vorn«, sagte Kai Wellenkötter. »Äm, soll ich jetzt …« Er zog die Nase hoch. »Also ich bin der KAI … komme aus … äm … ja, also soll ich jetzt Avvenwedde sagen oder Altenbeken? Also zurzeit wohn ich in Riesel bei Höxter, kennt das zufällig einer?«
    Ich spürte diesen unerträglichen Druck im Busen, wenn der Säugling nicht erscheint und der mütterliche Hormonhaushalt das Stresshormon ausschüttet.
    »Kim, ich will dich nach der Probe sprechen«, grunzte Oda-Gesine im Saal.
    Und Herr Bönninghausen schüttelte den Kopf, den rundrum borstigen. Und die Asterixe und

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