Der gemietete Mann: Roman (German Edition)
Obelixe baumelten ratlos an seinem Adamsapfel.
»Was issn jetz schon widda?«, fragte Kai. »Hab ich was falsch gemacht?«
Stunden später saß ich in der Maske. Paulinchen lag glucksend an meinem Busen. Emil stand stumm an der Tür. Er war ziemlich blass. Stundenlang war er mit dem hungrigen Paulinchen im Arm über das Gelände gewandert, weil er sich nicht getraut hatte, weiter weg zu gehen. Das Ganze nahm ihn doch sehr mit. Wir waren arg in Zeitnot geraten. Aber Sascha wollte nicht hingehen und rumschlampen, zumal der Herr Bönninghausen ein paar Mal kopfschüttelnd seine Asterixe und Obelixe durch den Türrahmen baumeln ließ. Also musste der arme Sascha meine girliemäßige Haarpracht von gestern wieder neu aufwickeln und mit Haarnadeln versehen, hübsch ordentlich und voll wuselick-natürlick.
Ich versuchte mich zu entspannen und mich auf die wichtigen Fragen des Abends zu konzentrieren. Was machst du beruflich, was machst du in deiner Freizeit? Kein Alter, kein Nachname. Wie sieht deine Traumfrau aus? Bitte nicht Julia Roberts. Ich bitte um die Wand, ich bitte um die Fragen, hier kommt Jennifer aus Wanne-Eickel. Jennifer, was machst du beruflich? Bitte etwas lauter, Jennifer. Was machst du beruflich, bitte sag nicht: Weisichnich. Was machst du in deiner Freizeit, wie sieht dein Traummann aus? Pitte nicht Brett Pitt, weil das alle sagen. Ich pitte um die Fragen. Kannst du lesen? Pitte petone die Wörter, die unterstrichen sind. Unsere zwanzig geschulten Mitarbeiter haben die Fragen extra für dich geschaffen. Sie haben auch extra für dich unterstrichen, was du petonen sollst.
»Ist der Warm-upper schon fertig?«, näselte Sascha nervös, während er einen gehetzten Blick auf den Monitor warf. Auf dem Monitor machte einer Mätzchen, um das Volk bei Laune zu halten. Der Mätzchenmacher sah ähnlich aus wie Herr Bönninghausen, voll der trendy und busy Geschäftsmann, irgendwie.
»Ja«, bemerkte Rolf. »Dem fällt nichts mehr ein. Der erzählt inzwischen, wann sein Neffe Geburtstag hat und so was.«
»Das Publikum langweilt sich, und Herr Bönninghausen schüttelt den Kopf«, sagte Mike.
»Oda-Gesine tobt und frisst Nougatriegel«, meldete Frank.
Die wichtige Silvia beteuerte, sie könne auch noch mal die frischen Rosen zurück in die Vase bringen, das mache ihr nichts aus, das sei ja ihr Job. Sie habe auch Rosenspray besorgt, wo sie doch schon mal Fliegenspray besorgt habe. Ob ich jetzt vielleicht mal einen Blick auf den Stubenfliegenkiller werfen wolle. Sie könne mir auch mal eine Duftprobe aufs Handgelenk sprühen, ganz unverbindlich, natürlich.
Der böse blickende bayrische Aufnahmeleiter mit den Hirschhornknöpfen, der unter seinen buschigen Augenbrauen niemals zu Scherzen aufgelegt war, schaute immer öfter in die Maske und fragte, ob wir hier Wurrzln schlogn wollten, und Sascha zitterte mit den Fingern und beteuerte, er brauche für sein Werk wirklich Ruhe und könne nicht hingehen und völlick rumschlampen.
Mich machte das Ganze so nervös, dass ich aufsprang, um einem plötzlichen Bedürfnis nachzukommen.
Vor der Toilette ging Herr Bönninghausen kopfschüttelnd auf und ab und bewachte das ordnungsgemäße Verteilen der »Wört-Flört-Törts«. Ich rannte mit Lockenwicklern durch das Gelände, was er kopfschüttelnd zur Kenntnis nahm. Inzwischen trieb sich das Publikum wieder draußen herum und betrachtete das grässliche Bild auf der Hauswand. Die »Wört-Flört-Tört«-Verteilerinnen, alles knackschlanke junge Girls mit nabelfreiem Top, versuchten die Leute bei Laune zu halten.
In der Garderobe saßen die schlanken, schönen jungen Kandidatinnen, die ihre Haarpracht auf Papillotten drehen ließen und ihre gepiercten Nasenflügel abpuderten. Sie übten eifrig ihre Sprüche. Mehrere Autoren knieten vor ihnen und beteten ihnen vor, welche Wörter sie betonen sollten.
»Auf DEINEM Teller, lieber Olaf, findest du mich nur EINMAL«, betete der nabelfreie Gagschreiber dem nabelfreien Girl vor. »Denn wenn du mich VERNASCHT hast, schmelze ich dir auf der Zunge!«
Die Zweite übte mit Hilfe ihres Gagschreibers: »Ich steh auf Naturkost. Erst schäle ich deine Banane, dann gibt’s hoffentlich harte Eier, und am Schluss schlürfe ich die Sauce!«
Die Dritte repetierte ernsthaft und nervös: »ICH bin der NACHTISCH. Bei mir darfst du mit den Fingern essen. Und wenn du IMMER noch nicht satt bist, dann NOGGER dir einen.«
Oda-Gesine und die Autoren schlugen sich gegenseitig auf die Schultern und
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