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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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solange sie wolle.
      »Ich brauche aber dringend einen Zahnarzt«, nuschelte sie mit dem rechten Zeigefinger im Mund.
      »Ich melde dich an«, versprach ich. »Aber erst einmal schlafen, sonst fällst du dem aus dem Behandlungsstuhl.«
      »Was treibst du?«
      »Irgendwann gehe ich auch schlafen. Falls Krümel die Tür aufmacht und zu dir ins Bett will, schlag ihr nicht gleich einen Zahn aus. Und dann wäre da noch ihr Liebhaber namens Knubbel. Laß ihn leben.«
      »Kann ich noch duschen? Keine Gewalt gegen Katzen.«
      »Und sollte es morgen früh mächtig rumsen, dann ist das der jungbulle, den mein Hausherr Alfred nebenan in der Scheune stehen hat. Der heißt Nero und ist eine Seele von einem Stier.«
      »Vielleicht noch eine Boa constrictor in der Badewanne?«
      »Nein. Schlaf gut.«
      Ich ging nach unten und entwickelte die Filme. Es waren leidlich gute Aufnahmen geworden, die Männer waren allesamt deutlich zu erkennen. Dann hörte ich ein Band von Miles Davis und dachte über den toten General nach, von dem ich so wenig wußte. Ich schlief die paar Stunden bis acht Uhr, meldete dann meinen Gast beim Zahnarzt in Hillesheim an, stellte ihr einen Wecker neben das Bett, nahm Krümel auf den Arm und fuhr los.
      »Hör zu. Wir fahren an den Tatort, und diesmal brauchst du nicht im Wagen zu bleiben. Wir sehen uns nur um, einfach so. Und du wirst mir gefälligst alles melden, was deine Katzennase registriert.« Natürlich hörte Krümel mir nicht zu, sie schlief längst.
      Ich schmauchte vor mich hin und hörte dabei ein Gitarrenkonzert der Gruppe METALLICA, von der manche Kritiker naserümpfend behaupten, sie mache gar keine Musik. Kritiker sollten Gitarre spielen lernen.
      Auf der Höhe vor Ahrhütte waren Lerchen in der Luft, und die hellgrünen, frischen Triebe der Kiefern standen stolz wie Kerzen. Als mich rechts der Bach in vielen Windungen begleitete, hielt ich sogar an und betrachtete eine Weile das Spiel des Sommerwindes in den Erlen und Pappeln. Es war, als bewegten sich große Silberspiegel. Der Tod des Generals wollte so gar nicht zu alldem passen.
      Ich war nicht besonders erstaunt: Hinter dem Haus des Generals stand neben seinen Autos unter den Buchen ein Streifenwagen. Horst Böhmert saß darin, allein, neben sich nur ein riesiger Schäferhund.
      Krümels Haare sträubten sich. Sie machte einen Buckel, und ich zischte: »Mach keinen Quatsch, das ist ein Bulle!«
      Böhmert lachte. »Das ist mein Hund, mein ganz privater, und er ist kein Bulle. Er tut Ihrer Katze nichts.«
      »Ich hatte auch keine Angst, daß er ihr etwas tut.« Ich gab ihm die Hand. »Was treiben Sie hier? Dienst?«
      »Na, eher privat«, sagte er. »Sie wissen ja, die Polizei bekommt so merkwürdige Anweisungen wie: Behalten Sie den Tatort und sein Umfeld im Auge. Kein Mensch macht sich klar, daß wir eine normale Polizeiwache sind und erst einmal zehn Kilometer fahren müssen, um den Tatort überhaupt zu erreichen. Nein, nein, diese Sache interessiert mich privat. Sehen Sie mal, die beiden einigen sich.«
      Krümel stand mit hochgestelltem Schwanz quer vor der Schnauze des riesigen Viehs, und ich flehte sämtliche Götter an, daß der Hund nicht darauf hereinfiel. Ich hatte erlebt, wie sie aus dieser Position einem Boxer die Schnauze zerfetzt hatte; mein Bedarf war gedeckt.
      »Alles klar, meine Schöne«, sagte ich beruhigend. »In Wirklichkeit ist das kein Hund, sondern ein verkleideter Kater.«
      Der Hund knurrte, weil Krümel ihm elegant und schnell den Schwanz über die Augen zog.
      »Goethe!« zischte Böhmert. »Das ist eine Dame.«
      Der Hund beruhigte sich, Krümel beruhigte sich, wir konnten uns entspannen.
      »Und was wollen Sie hier?« fragte er.
      »Ich weiß es nicht genau. Schauen und nachdenken.«
      »Hat die Frau noch etwas gesagt?«
      »Nichts. Ich habe allerdings auch nicht gebohrt. Wann war hier Schluß letzte Nacht?«
      »Ich war noch gar nicht im Bett«, meinte er. »Der Wagen mit der Leiche fuhr erst um sechs, dann habe ich das Haus versiegelt und mußte in die Wache nach Adenau. Danach hatten wir einen schweren Unfall auf der Ahrtalstraße.«
      »Was liegt eigentlich hinter dem Hochwald?« fragte ich und deutete die Hügel hinauf.
      »Waldungen, Brachland, Wiesen. Bis Jammelshofen und zur Hohen Acht hoch. Da ist der General oft mit seinem kleinen Jeep herumgekurvt.«
      »Hier ist doch Naturschutzgebiet. Wieso durfte er

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