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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wieder mal. Meistens übernachtete er in einem Schlafsack im Lager.« Er drehte ab und ging los. »Kommen Sie, ich muß Alarm schlagen.«
      Auf dem Rückweg sprachen wir kein Wort. Böhmert nahm das Mikrofon und sagte: »Buchfink sechs hier. Zwei Leichen, zwei Ermordete. Ihr wißt, wo ich bin. Dieselbe Mannschaft wie gestern abend. Ohne Horn und Blaulicht. Fordert zwei Wagen Bereitschaftspolizei an, höchste Dringlichkeitsstufe. Absperrung des ganzen Gebietes hier. Ende.« Zu mir meinte er bedrückt: »Ehrlich gestanden komme ich mir höchst lächerlich vor. Die wichtigen Herren aus Bonn werden erneut einfliegen, alles zertrampeln, bedeutende Gesichter machen, nichts tun und wieder verschwinden. Wenn wir dann morgen hundert Meter weiter noch sechs Leichen finden, wundert mich das auch nicht mehr.« Er räusperte sich. »Sie sollten sich jetzt besser ausklinken. Eine Leiche und Recherchierverbot geht ja noch, aber drei Leichen, das ist einfach zuviel.«
      »Ich gehe aus dem Fall nicht mehr hinaus. Ich werde abhauen und leise sein, aber ich werde mich später wieder bei Ihnen melden.«
      »Ich muß in jedem Fall erwähnen, daß Sie hier waren. Passen Sie auf sich auf, diese Geheimdienstler sind wirklich übel.«
      »Ich weiß. Ich werde aufpassen.«
      »Sie wissen noch gar nichts«, sagte er leise.
      Ich nahm Krümel und setzte mich in den Wagen. Bevor die Meute einfiel, wollte ich etwas erkunden - und mir blieb wenig Zeit. Ich fing beim Bauernhof Wirges an. Eine alte Frau saß in der Sonne neben dem Eingang und schälte Kartoffeln. Ich sagte: »Guten Tag, ich möchte Sie fragen, ob Sie einen dieser Männer oder Frauen gesehen haben? Gestern, heute oder in den letzten Tagen?« Ich sagte nicht, daß ich von der Polizei käme, aber bei der direkten Art, ohne die üblichen Höflichkeitsfloskeln, mußte sie das glauben. Ich hatte die Fotos der Geheimdienstleute und das von Germaine auf zwei Bögen kopiert und hielt sie ihr hin.
      Sie zuckte etwas zusammen, räusperte sich, starrte auf die Fotos. Endlich brachte sie verlegen und stockend heraus: »Der Bauer, mein Mann, der kann das bestimmt besser. Aber die da haben wir gestern gesehen.« Sie deutete mit einem sehr krummen und sehr dreckigen alten Zeigefinger auf Germaine Suchmann.
      »Wann gestern und wo?«
      »Na ja, zum erstenmal mittags.«
      »Was heißt mittags? Wann genau?«
      »Wir essen immer um zwölf. Ich war mit dem Abwasch fertig und draußen bei den Kälbern. So um eins, würde ich sagen. Und dann später noch mal, aber wann genau, weiß ich nicht mehr.«
      »Einwandfrei diese Frau?«
      »Wenn ich es doch sage.«
      Ich grüßte und fuhr weiter zum Ausflugsrestaurant an der Hohen Acht. Dort ging ich direkt an den Tresen und sagte barsch: »Augenblick bitte, ich ermittle in der Sache unten. Schauen Sie sich genau diese Leute an. Alle! Und sagen Sie mir, wann Sie die gesehen haben.«
      Die Wirtin war dick und blond und gemütlich. »Tja, also die Frau da«, sie deutete auf Germaine Suchmann, »die war gestern zweimal hier. Kurz nachdem mittags der Hauptstoß vorbei war. Vierzehn Uhr, würde ich mal schätzen. Dann noch mal gegen siebzehn Uhr.«
      »Was hat sie gegessen?«
      »Weiß ich nicht. Aber Ärger gegeben hat es wegen der. Die hat sich von irgendwem einladen lassen, und als der dann auch was von ihr wollte, hat sie Krach gemacht. Ja, und da hat er ihr wohl einen Zahn ausgeschlagen.«
      Also hatte Germaine gelogen! Ich fragte möglichst ruhig: »Kennen Sie noch wen?«
      »Dieser Mann hier war da.« Sie deutete auf einen der Männer, den ich nicht kannte. Ich machte ein Kreuz auf das Foto. »Noch einen?«
      »Gestern abend waren jede Menge Männer hier, aber die sind auf dem Foto nicht drauf. Waren alles Amerikaner. Ja, gestern nicht, aber der da und der da und der da, die waren in den Tagen vorher mal hier.«
      Ich machte wieder die Kreuze. »Kamen die öfter?«
      »Ich würde sagen, die waren dauernd in der Gegend hier.«
      Ich fuhr auf die Bundesstraße 258, dann Richtung Jammelshofen. Dort sprach ich zwei Frauen auf der Straße an, die niemanden gesehen hatten und mich mißtrauisch musterten. In drei Gasthäusern kannte man keinen der Männer, auch Germaine Suchmann nicht.
      In meiner Polizistenrolle kam ich mir zum erstenmal in meiner Eifel fast wie ein Fremder vor.
      Weiter nach Kaltenborn. In der Gaststätte dort sagte eine sehr dicke Frau spontan: »O ja, diese Frau war gestern

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