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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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finden, ich mache mit, du gibst auf. Wieder halb.«
      »Nur, um dir die ganze Sache vorzuführen, kann ich aber nicht riskieren, daß wir getötet werden.«
      »Schrei doch nicht so. Ich wollte es nur erklären«, sagte sie lahm.
      Ich kam mir elend vor. »Sieh mal, ich bin ein Solist, ich arbeite ohne das Orchester einer Redaktion. Wenn ich verprügelt werde, habe ich keinen Hausjuristen, der auf Schadenersatz klagt. Und meine Krankenversicherung zahlt auch bald nicht mehr. O nein, ich habe die Schnauze voll.«
      »Nun schrei doch nicht so, wir verstehen dich gut.«
      »Ihr versteht gar nichts. Die Redaktionen sind jedesmal des Lobes voll, wenn ein Manuskript von mir eintrudelt, aber kein Mensch fragt, woher ich die blauen Augen habe, die gebrochenen Rippen, die panische Angst nachts. In diesem Fall kommt dazu, daß wir fast nichts wissen. Wir wissen nicht einmal, für wen der General zuletzt arbeitete, ob er überhaupt für jemanden arbeitete, an was er genau arbeitete. Verdammt noch mal!«
      »Das ist aber doch gar nicht wahr!« protestierte Isolde vehement. »Er arbeitete doch für die SPD.«
      »Wie bitte?« fragte ich ungläubig.
      »Na, wenn ich es doch sage!«
      »Woher wissen Sie das?«
      »Von ihm selbst natürlich.«
      Ich explodierte. »Verdammt noch mal, warum haben Sie das denn nicht eher gesagt?«
      Sie bekam vor Entrüstung ein ganz rundes Gesicht. »Ich dachte doch, daß Sie das längst wüßten. Mich hat ja auch keiner gefragt.«
      »Baumeister!« mahnte Germaine vorwurfsvoll.
      »Ach ja, es ist doch nicht zum Aushalten. Da zerbrechen wir uns den Kopf, und sie spielt die beleidigte Sekretärin.«
      »Seepferdchen, es ist aber wirklich schlimm mit dir. Weißt du noch etwas, wovon wir keine Ahnung haben?«
      Sie stand auf, warf uns einen entrüsteten Blick zu und rauschte hinaus.
      »Was hat er denn in euren trauten Gesprächen noch alles gesagt?« brüllte ich wütend hinter ihr her. Sie antwortete gar nicht, sondern stapfte schnell die Treppe hinauf.
      »Du bist zu hart mit ihr, Baumeister.«
      »Ja, ja, tut mir leid.« Ich stand auf und ging hinauf in mein Schlafzimmer. Da lag sie auf dem Bett wie ein Häufchen Elend und heulte.
      »Es tut mir wirklich leid«, sagte ich. »Ich war richtig wütend, und sicher bin ich auch enttäuscht darüber, daß ich aufhöre.«
      »Ist ja gut, macht ja nix«, nuschelte sie. »Fahren wir trotzdem zum Haus?«
      »Na sicher, wir können sofort aufbrechen.«
      Wir fuhren und waren bemüht freundlich zueinander. Das Land lag sehr heiß und träge unter der Sonne; die Eifel schläft an Sonntagmittagen.
      Es war nicht viel vom Haus geblieben. Die Feuerwehr hatte die brennenden Holzflächen auseinandergezogen, um wenigstens die benachbarten Bäume zu retten. Ich sah, wie Germaine in den schwarz verkohlten Haufen herumstocherte, einen Eßlöffel fand, ihn schnell am Ärmel ihrer Jeansjacke abwischte und einsteckte.
      Isolde stöhnte: »O mein Gott!« Dann stand sie mit hängenden Schultern da, weinte lautlos und wollte nicht aufhören damit.
      Germaine schlich die ganze Zeit um mich herum. Dann brach es aus ihr heraus: »Glaubst du, daß dieser Bauer, dieser Wirges noch etwas weiß?«
      »Sicher weiß er etwas.«
      »Warum fragen wir ihn nicht?«
      »Ich bin ausgestiegen.«
      »Ja, ja, entschuldige.« Sie trödelte ein paar Schritte weiter und stocherte wieder in den Aschehaufen herum. Ich hockte mich an den Stamm einer Buche, stopfte mir die kleine Chacom und starrte durch die Bäume zum Bruch hinüber. Mein Verstand sagte mir, daß ich mit dem Fall fertig war. Aber zugleich grübelte ich immer wieder darüber nach.
      »Was hat er für die SPD getan?« fragte ich Isolde schließlich betont desinteressiert.
      »Als wir das Gutachten schrieben, sagte er wiederholt, das sei viel zu lasch, man müsse noch viel konsequenter nachdenken. Dann schieden wir aus dem Dienst. Als er mit mir telefonierte, sagte er, er habe das Gutachten weiter ausgebaut. Für die SPD. Es wäre noch geheim, aber es würde sicherlich ein Knaller.«
      »Dann haben die womöglich nicht das Gutachten gesucht, sondern die neue Arbeit für die SPD. Wir haben aber kein einziges Blatt mit Maschinenschrift gefunden«, meinte ich nachdenklich.
      »Er war bei so was sehr pingelig«, erklärte Isolde. »Er notierte die Gedanken, übertrug sie in ein Manuskript und verbrannte jeden Hinweis.«
      »Erinnern Sie

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