Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
müssen doch BND oder MAD Ihnen ständig auf den Fersen gewesen sein?«
      »O ja, und wie!« Sie strahlte wieder. »Das war damals eine Frau vom Bundesnachrichtendienst in Washington. Renate nannte sich die Kleine, das weiß ich genau. Sie war nicht klug, aber schön. Ich weiß das alles, weil der General mich gewarnt hat. Und dann habe ich sie auch mal auf dem Markt in Georgetown getroffen. Sie stand da rum. Genau vor deiner Wohnung, Germaine. Diese Renate überwachte ja nicht nur den General, sondern auch dich. Wir haben es dir nur nicht gesagt.« Sie seufzte in der Erinnerung. »Und ein bißchen überwachten sie auch mich.«
      »Ich will jetzt heim«, preßte ich heraus.
      Isolde sah Germaine an. »Ist er jetzt sauer?«
      »Es geht«, meinte Germaine nach einem prüfenden Blick. »Er denkt wahrscheinlich, daß du genau weißt, wer den General ermordet hat. Du bist nur nicht gefragt worden, nicht?«
     
     

* Neuntes Kapitel
     
    Der Brief des Generals lautete: Eifel, am 26. 5. 1989
      Liebe Isolde Eutin, oder, wenn Ihnen das lieber ist, mein liebes Seepferdchen!
      Ich habe hier in der Eifel seit vielen Wochen heißes Wetter, leider keinen Regen für Wälder und Felder. Von den Leuten, die sich in den Blechlawinen nach Süden gewalzt haben, hörte ich, daß sie es viel weniger gut hatten. Ich jedenfalls mache keinen Urlaub, noch nicht, ich habe zuviel Arbeit. Was Ihre Frage wegen der 12 Wohnungen in Ihrem Haus betrifft, muß ich Sie väterlich darauf hinweisen, daß es Ihr Haus ist, wenngleich Sie immer so tun, als sei es noch meines. Ein Rat aber trotzdem: Tatsächlich sind die Badezimmer in einem schauderhaften Zustand, erneuern Sie sie rundum. Das kostet zwar Geld, macht sich aber bezahlt.
      Im September werde ich ins Tessin fahren. Nicht allein, sondern mit einem jungen Mann. Er ist ein bißchen so, wie ich meinen Sohn gern gehabt hätte. Ich denke, wir gehen ins Burghotel nach Ascona. Er ist zwanzig, Metzgerssohn aus Godesberg, soll Jura studieren, will aber lieber auf die Kunstakademie nach Essen. Kommt weder mit Mutter noch mit dem Vater zurecht, deren Lebensglück darin besteht, den Kunden zu versichern, sie schlachten selber. Weil er sich also zu Hause sehr fremd fühlt, streunt er hier durch die Wälder und wohnt praktisch in einem alten Bundeswehr-Munitionslager und malt - übrigens ausgezeichnet, wie mein Laienverstand findet. Wenn ich so lese, was ich schreibe, komme ich mir fast so vor wie Aschenbach in Manns TOD IN VENEDIG - aber das ist es nicht. Es ist die blödsinnige Hoffnung, einen Menschen zu finden, der in Ideen umsetzen kann, was ich weiß: Daß die Erde nach unendlichen Kriegen unendlichen Frieden braucht. Herzlichst Ihr Ravenstein.
     
    Germaine sagte in die Stille: »Jetzt fehlt nur noch, daß sie den alten Mattes auch mitnehmen wollten.«
      Wir hockten im Garten, ich auf einem Stein an der Mauer, die beiden Frauen auf einer Decke im Gras. »Wann ist Carlos Beerdigung?« fragte ich.
      »Morgen«, sagte Germaine.
      Ich ging ins Haus und rief Böhmert an. »Ich steige wieder ein. Ich habe eine winzige Chance, wenn ich die Frau herauslasse und schneller bin als die Geheimdienste. Der General kannte übrigens Carlo recht gut. Sie wollten im September gemeinsam im Tessin Urlaub machen.«
      »Donnerwetter. Und was machen Sie jetzt?«
      »Ich fahre zu Carlos Eltern nach Godesberg.«
      »Es ist in der Michael-Passage, nicht zu übersehen. Falls Sie darauf angewiesen sind: Im Hinterhof gibt es einen idealen Zugang zur Wohnung. Noch etwas Wichtiges, und ich hoffe zu Gott, daß dieses Telefon nicht abgehört wird: Der Mann, der die MAD-Kommandos leitete, wohnt in Meckenheim im Meisenweg 16 und heißt mit bürgerlichem Namen Ulf Decker. Den Dienstrang kenne ich nicht. Und der kleine Dicke, der am Mordabend die Leitung hatte, ist Oberst Werner Bröder vom MAD.«
      »Sehr gut. Ich melde mich, wenn ich zurück bin. Gibt es noch etwas, auf das ich achten sollte?«
      »Ja; Achten Sie auf sich.«
      »Mach' ich, Bruder.«
      Ich ging in den Garten und verkündete: »Ich steige wieder ein und muß jetzt eine Besorgung machen.«
      Isolde strahlte überglücklich. »Ich hab' es doch gewußt!«
      Germaine sprang auf. »Fein. Und mit was fangen wir an?«
      »Wir fangen mit überhaupt nichts an. Du wirst nämlich am Telefon bleiben und jedem, der anruft, sagen, Baumeister sei dienstlich unterwegs. Und mit der Generalssache habe ich nichts mehr zu tun. Das

Weitere Kostenlose Bücher