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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sich an Namen in der SPD?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Er hat keine Namen erwähnt.«
      »Da kommt der Bauer Wirges«, sagte Germaine warnend.
      Er kam durch die Wiese jenseits der Straße, trug seinen Sonntagsstaat, rauchte eine Zigarre und ließ sich Zeit. Es war deutlich, daß er uns hatte kommen sehen. Aber er ließ sich viel Zeit, weil Eifelbauern niemals offen zugeben, daß sie ein massives Interesse an einem Schwätzchen haben.
      Es dauerte noch einige Minuten, ehe er in das Dunkel des Waldes tauchte und so tat, als habe er uns erst in dieser Sekunde entdeckt. Er nickte den Frauen nur nebenbei zu, kam zu mir, wies auf die verkohlten Haufen und stellte fest: »Schöne Schweinerei, was? Ich möchte wissen, was die Versicherungen vom General dazu sagen. Wie man so hört, soll das Haus in Meckenheim ja auch abgebrannt sein. Zur gleichen Zeit.«
      »Das stimmt«, bestätigte ich. »Nehmen Sie doch Platz.« Ich wies ihm großzügig die nebenstehende Buche zu.
      Er hockte sich auf die Fersen und wiederholte: »Haben Sie eine Ahnung, was Versicherungen zu so was sagen?«
      »Keine Ahnung.« Ich hatte keine Lust auf eine Sonntagsplauderei.
      »Er hat mir ja nie etwas gesagt, aber ich will Ihnen mal was zeigen. Das ist sicher was, das Journalisten gebrauchen können.«
      Er stand auf und winkte mit dem Daumen, als wolle er trampen.  »Kommen Sie mal mit.« Dann marschierte er los.
      Ich erhob mich seufzend und ging hinter ihm her.
      Er spazierte durch den Hochwald in Richtung auf das Gebiet, wo ich den alten Mattes und Carlo gefunden hatte. Als er die ersten Ginsterbüsche erreicht hatte, blieb er stehen und fragte: »Fällt Ihnen nichts auf?«
      »Wieso? Was soll mir auffallen?« Ich starrte auf den Besenginster, der den Weg sperrte. Ein Besenginster eben.
      »Gar nichts soll Ihnen auffallen. Das ist es ja. Sieht doch aus wie hier gewachsen, oder? Dabei hat der General jeden einzelnen Busch extra hier angepflanzt.«
      »Angepflanzt?«
      »Na sicher. Er hat alle Wege auf diese Weise zugemacht. Ist doch klar: Ein Zaun fällt auf. Da kommen die von außerhalb, sehen die Büsche, denken: Da geht es nicht weiter. Und kehren um. Und alle die Heinis aus Bonn sind auch immer umgekehrt.«
      »Aber warum hat er das gemacht?«
      »Ich sag' ja, er hat was geahnt. Aber da ist noch was.« Er schob die Büsche auseinander und hielt die Zweige so fest. »Gucken Sie sich den Weg mal genau an.«
      Was sollte das? Ach so, ja, das hätte mir auffallen müssen. »Das war auch er? Der General hat den Weg glattgemacht, die Schlaglöcher ausgebessert, er hat...?«
      »Das ist alles glatt wie eine Kegelbahn«, stellte er triumphierend fest.
      »Und das alles hat er gemacht, um schnell verschwinden zu können?«
      »Also: ich meine schon. Die Luke nach außen, der Feuerwehrschlauch, der kleine Jeep hinterm Haus, immer der Schlüssel drin, ein aalglatter Weg durch den Wald hoch. Ich weiß das doch aus Stalingrad. Du gewinnst immer, wenn du ein paar Sekunden schneller bist als der andere, oder?«
      »Wann hat er das alles gemacht?«
      »Im Sommer 88.«
      »Hat er mal was dazu gesagt?«
      »Nix. Er hat mir ja nix gesagt.«
      »Hat er viel gearbeitet in der letzten Zeit?«
      »Jeden Tag. Hat über Büchern gesessen und geschrieben.«
      »Wie hat er geschrieben? Mit der Hand oder einer Maschine?«
      »Mit der Hand. Immer mit der Hand.«
      Wir schlenderten zurück, und er teilte mir mit, wenn nicht bald Regen käme, stände es schlecht um das Korn und die Kartoffeln. Das war für ihn bedeutender als alles, was mit dem General passiert war. Im Vorbeigehen nickte Wirges den Frauen noch einmal beiläufig zu und schlurfte heim.
      »Was Wichtiges?« fragte Germaine.
      »Isolde, hat der General einmal gesagt, daß er in irgendeiner Gefahr schwebt?«
      »Nein. Und wenn, hätte er nichts gesagt.«
      »Warum denn nicht?« fragte Germaine verunsichert.
      »Er hat dir doch auch nie etwas von Gefahren erzählt, oder? Er war eben nicht der Typ, der über so was spricht. Und was hätte so eine Gefahr schon sein sollen vor dieser .., dieser Sache?«
      »Gefahr hätte heißen können, daß er sich konkret bedroht fühlte. Also vom KGB, CIA oder MAD etwa.«
      »Vom MAD?« fragte Isolde verblüfft. »Wieso denn das? Wir waren doch beim MAD.«
      »Wann?«
      »1970. Alle beide.«
      »Germaine«, knurrte ich. »Davon hast du nichts

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