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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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für einen Augenblick der Atem gestockt hatte. „Junge, wie kommen Sie denn auf die Idee?“
    Donal lächelte ein wenig gezwungen.
    „Ein weiterer Verdacht von mir“, sagte er. „Einer, der sich zweifellos auf diese, wie Sie es nennen, exotische Charakterschnüffelei gründet.“ Er erhob sich. „Ich weiß es zu schätzen, daß Sie mich zu warnen versuchten, Sir.“ Er streckte seine Faust aus. „Vielleicht können wir uns irgendwann noch einmal unterhalten?“
    Galt stand ebenfalls auf und umfaßte aus einem Reflex heraus die ihm dargebotene Faust.
    „Jederzeit“, sagte er. „Ich will verdammt sein, wenn ich Sie verstehe.“
    Donal warf ihm einen durchdringenden Blick zu, als ihm ein plötzlicher Gedanke durch den Sinn fuhr.
    „Sagen Sie mir eins, Sir“, bat er. „Würden Sie meinen, ich sei … sonderbar?“
    „Sonderbar!“ Galt schrie dieses Wort beinahe aus sich heraus. „Sie sind so sonderbar wie …“ Ihm fiel kein passender Vergleich ein. „Warum fragen Sie mich das?“
    „Ich war nur neugierig“, sagte Donal. „Viele Leute haben mich für seltsam gehalten. Vielleicht hatten sie recht.“
    Mit dieser Bemerkung löste er die Faust aus dem Griff des Marschalls und ging.

 
Söldner III
     
    Als Donal durch den Korridor zum Bug des Schiffes zurückkehrte, grübelte er ein wenig wehmütig über die Bürde nach, die ihm seine sonderbare Andersartigkeit im Vergleich zu anderen Menschen auferlegte. Er hatte geglaubt, sie mit seiner Kadettenuniform zurücklassen zu können. Statt dessen schien sie ihn weiterhin auf Schritt und Tritt zu verfolgen und schwer auf seinen Schultern zu lasten. So war es immer gewesen. Was ihm selbst so klar und deutlich und offensichtlich erschienen war, hatte auf andere immer verschleiert, kompliziert und verwickelt gewirkt. Immer hatte er den Eindruck gehabt, ein Fremder in einer fremden Stadt zu sein und hier Menschen zu begegnen, die sich von ihm unterschieden und ihm aufgrund mangelnden Verständnisses mehr und mehr mißtrauten. Ihre Sprache scheiterte an der Schwelle seiner Motive und konnte nicht bis in das einsame Palais seines Geistes vordringen. Sie benutzten Worte wie „Feind“ und „Freund“, „stark“ und „schwach“, „sie“ und „wir“. Sie entwickelten tausend willkürliche Einteilungen und Unterscheidungen, die sich seinem Verständnis entzogen – da er der Überzeugung war, daß alle Menschen zusammen ein einziges Volk darstellten und die Unterschiede, die es tatsächlich in sich aufwies, unbedeutend waren. Und wenn man sich mit diesem Volk befaßte, dann ging das über einzelne Personen vonstatten, und man durfte nicht vergessen, Geduld zu üben. Und wenn man damit Erfolg hatte, dann lösten sich auch alle Probleme mit der größeren Sozialeinheit in Wohlgefallen auf.
    Als er erneut durch den Eingang zum Salon trat, entdeckte er hier – wie er mehr oder weniger erwartet hatte – den jungen Newtonier ArDell Montor. Er lag in einem Sessel am einen Ende der Bar, die sich sofort aus dem Boden erhoben hatte, nachdem die Eßtische in den Wänden verschwunden waren. Außer ihm hielten sich hier nur noch wenige Passagiere auf. Sie saßen gemütlich bei einem Drink zusammen – doch keiner von ihnen sprach mit dem allein sitzenden Montor. Donal schritt direkt auf ihn zu. Ohne sich zu rühren, hob Montor den Blick seiner dunklen Augen und sah Donal entgegen.
    „Was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“ fragte Donal.
    „Bin erfreut“, erwiderte ArDell. Er lallte zwar nicht, aber er zog die Worte in die Länge. „Dachte mir bereits, es wäre ganz nett, mit Ihnen zu plaudern.“ Seine Finger krochen auf die Tasten des Bestellpultes neben ihm zu. „Einen Drink?“
    „Dorsai-Whisky“, sagte Donal. Montor betätigte eine der Tasten. Einen Augenblick später schob sich ein gefüllter, transparenter Kelch aus einem verborgenen Fach in der Bar. Donal setzte ihn an die Lippen und nippte vorsichtig daran. Am Abend jenes Tages, an dem er volljährig geworden war, hatte er erfahren müssen, auf welche Weise Alkohol ihn beeinflußte. Und daraufhin hatte er für sich selbst den Beschluß gefaßt, sich nie wieder zu betrinken. Die verbürgte Tatsache, daß sich Donal tatsächlich sein Leben lang daran hielt, war typisch für ihn. Als er den Blick von seinem Glas hob, stellte er fest, daß ihn der Newtonier durchdringend anstarrte, und seine Augen waren seltsam klar und doch verloren.
    „Sie sind jünger als ich“, sagte ArDell. „Auch wenn ich

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